Interview

Samsung TV Plus will auch ‚internationalen Content für ein nicht-deutschsprachiges Programm‘

von

Benedikt Frey leitet das deutschsprachige FAST-Netzwerk von Samsung TV Plus. Im Quotenmeter-Interview spricht der Manager über den Ankauf neuer Ware. Außerdem erzählt er von den Werbemöglichkeiten.

Welche Rolle spielt das Thema Lokalisierung beim Ankauf von neuem Content bei Samsung TV Plus?
Bei Samsung TV Plus konzentrieren wir uns gezielt auf lokale Partnerschaften - oder wie ich sie immer nenne: “Local Heroes” - und arbeiten deshalb eng mit Anbietern zusammen, die uns die besten Inhalte aus der jeweiligen Region liefern können. Ausschlaggebend ist für uns dabei immer der Geschmack der Samsung TV Plus Zuschauer*innen. Deren Interessen und deren Nutzungsverhalten bestimmen unsere Programmauswahl. Denn am Ende sind sie es, die darüber entscheiden, was sie sehen wollen.

Auch bei internationalen Kooperationen achten wir auf die Anforderungen der jeweiligen lokalen Märkte und deren Zielgruppen. Was bei den 14-49 Jährigen in UK gut ankommt, kann in Deutschland untergehen – und umgekehrt. Darüber hinaus ist es für uns sehr wichtig, dass wir die Inhalte miteinander abgleichen. Wir wollen eine vielfältige Auswahl und ausgewogene Mischung von Programmen gewährleisten: Deshalb ist es manchmal sinnvoll, eine Partnerschaft in bestimmten Märkten erst etwas später abzuschließen, damit nicht im einen Quartal fünf verschiedene Krimiserien gleichzeitig anlaufen und im nächsten fünf verschiedene Comedy-Formate.

Welchen Fokus legt Samsung TV Plus in Deutschland beim Ankauf von neuen Inhalten? Gibt es Unterschiede zu Österreich oder der Schweiz?
Oberste Priorität hat für uns immer die Qualität der Inhalte. Samsung TV Plus ist inzwischen führender FAST-Anbieter in Europa. Diese Position beruht im Wesentlichen darauf, dass unsere Inhalte bei den Zuschauer*innen von Samsung TV Plus sehr gut ankommen. Unsere Partnerschaften mit einigen der großen Anbietern aus der Branche – DAZN und den ZDF Studios – setzen dafür richtungsweisend Maßstäbe. FAST wird außerdem zunehmend zur Live-Sport Zentrale. Auf dem Samsung TV Plus Kanal “More than Sports” übertragen wir zum Beispiel alle 15 Spiele des Six Nations Rugby Turniers bis Mitte März - neben der Rugby WM das wohl am prestigeträchtigste Turnier. Wir wagen uns auch an Nischensportarten heran, wenn wir erkennen, dass es in Deutschland dafür einen Markt gibt. Der Kanal “More than Sports TV,” gehört zur Motorvision Group, die in Deutschland seit dem Start von Samsung TV Plus 2016 mit im Programm ist.

Darüber hinaus holen wir besonders beliebte internationale Inhalte vor die Bezahlschranke, wie zum Beispiel «Schitt’s Creek» oder «Narcos». Es gibt zwar geringfügige Unterschiede innerhalb der DACH-Region, allerdings scheint sich das Publikum im deutschsprachigen Raum allgemein recht einig darüber zu sein, was es sehen will. Dementsprechend bemühen wir uns, neue Content-Partnerschaften idealerweise für die gesamte DACH-Region umzusetzen. Wobei wir natürlich immer auch auf die Quoten blicken – sollte Content irgendwo nicht so richtig durchstarten, ändern wir das Programm entsprechend.

Welche Hintergründe spielen dafür eine Rolle? Gibt es Inhalte, die sich für bestimmte Gebiete lohnen/nicht lohnen?
Wie bereits erwähnt, ist die DACH-Region unserer Erfahrung nach einigermaßen homogen in Bezug auf die Vorlieben. Wir sehen hier die gleichen Genres – Crime, Entertainment, Dokus – unter den Top-Performern. Ähnlich verhält es sich bei den Trends. Das zeigt uns der Anstieg bei Sportthemen wie beispielsweise die FIFA Frauen WM und ähnliches. Innerhalb Europas gibt es aber im Vergleich mit der DACH-Region deutlich größere Unterschiede. Das hängt auch sehr stark mit der Verbreitung und Nutzung von Streaming zusammen. In einigen Ländern, darunter auch in Deutschland, ist lineares TV noch deutlich stärker vertreten, gerade bei Sportübertragungen. Sport-Streaming umfasst vor allem Inhalte, die nicht im Live-TV zu finden sind. Im Streaming-Verhalten unterscheidet sich Deutschland leicht von Österreich und der Schweiz schon allein deshalb, weil sich die Bevölkerung dort anders zusammensetzt. Das zeigt sich beispielsweise darin, dass die Nachfrage nach nicht-deutschsprachigen und besonders französischen Inhalten in der Schweiz höher ist als im übrigen DACH-Raum.

Wollen Sie auch Einwanderer*innen ansprechen?
Wir bemühen uns sehr darum, unser Publikum ganzheitlich im Programm abzubilden. Deshalb arbeiten wir verstärkt an neuen Partnerschaften, um auch internationalen Content für ein nicht-deutschsprachiges Programm anbieten zu können. Bis zu einem gewissen Grad bestimmt hier natürlich auch das jeweilige Angebot unsere Möglichkeiten. Es tut sich hier im Moment allerdings sehr viel, weil sich das Tempo der Content-Verfügbarkeit auf dem internationalen Markt rasant entwickelt. Immer mehr Content-Anbieter entdecken FAST als vielversprechende und lukrative Möglichkeit, sich divers aufzustellen, neue Distributionswege zu erschließen und inkrementelle Reichweiten zu generieren. Derzeit haben wir schon einen sehr erfolgreichen Bollywood Kanal live. Des Weiteren sind gerade türkische Sender sehr interessant und hier werden wir sicher zeitnah eine Partnerschaft eingehen.

Gibt es bei diesen Content-Plänen auch Punkte der Zusammenarbeit? Also holen Sie sich Inhalte aus Vietnam, weil zahlreiche Vietnamesen in Deutschland studieren?
Wie bereits kurz erwähnt, lassen wir uns in der Content-Strategie auch von der Bevölkerungszusammensetzung und den Interessen des Publikums leiten. Viele mögen überrascht davon sein, dass es in Deutschland eine große Nachfrage nach Bollywood Inhalten gibt. Tatsächlich hat sich unser Bollywood Kanal seit dem Launch vor ein paar Monaten schnell zu einem unserer Top-Performer entwickelt. Einer der Vorteile des FAST-Universums ist generell, dass dort zum einen die großen Publikumslieblinge – also Sport, Entertainment, Crime – zu finden sind, zum anderen aber auch immer eine sorgfältig kuratierte Auswahl von Inhalten. Dazu zählen Nischenprogramme wie Anime-Serien oder koreanischer Content, die wir für das Publikum als laufendes Programm zusammenstellen. Der Vorteil ist, dass die Zuschauer*innen immer mal wieder etwas Neues beim Zappen für sich entdecken können und wir gleichzeitig auch die Zuschauer*innen mit ganz bestimmten Interessen erreichen.

Wie buchen Unternehmen bei Ihnen Werbung? Geht das vollautomatisch, wenn ja, mit welchen Partnern?
Das Werbeinventar von Samsung Ads kann auf zwei Wegen für Samsung TV Plus gebucht werden: einmal programmatisch über alle gängigen Demand-Side-Plattformen (DSPs). Oder über Insert Order (IO) im Austausch mit unseren Sales-Teams in Düsseldorf und München. Der Vorteil der direkten Zusammenarbeit über IOs ist, dass hier maßgeschneiderte Lösungen für Kund*innen angeboten werden können, die sich nach spezifischen Anforderungen, wie beispielsweise individuellen Audience Targeting-Lösungen richten.

Ist es mit Samsung auch möglich, dass man regionale Werbung ausspielt?
Im Gegensatz zum linearen TV ist im CTV relativ granulares lokales Targeting möglich. Durch lokales Targeting werden Creatives im Umkreis des jeweiligen Postleitzahl-Gebietes gezielt ausgestrahlt. Das ist besonders für Marken interessant, die innerhalb eines bestimmten Einzugsgebietes tätig sind. Dadurch haben auch kleine und mittlere Unternehmen die Möglichkeit, Werbung im CTV zu schalten. So kann zum Beispiel eine lokalspezifische Sonderaktionen ohne große Streuverluste beworben werden.

Ihre Mitbewerber setzen auch immer mehr auf Werbung. Schauen Sie sich die Marktbewerber an?
Wir sind der Auffassung, dass es eine positive Entwicklung ist, dass immer mehr Wettbewerber die Vorteile von FAST erkennen. Das erhöht schließlich die Gesamtreichweite des Mediums und stärkt es zugleich. Wir verzeichnen in der Samsung TV Plus Nutzung stetes Wachstum: In unserer aktuellen Studie „Behind the screens - Anatomie eines Streamers“ haben wir unter anderem die Entwicklung der Nutzungszeit von FAST-Kanälen untersucht. Für 2023 konnten wir einen erneuten Zuwachs von 45 Prozent gegenüber dem Vorjahr feststellen. Ein Beleg dafür, dass immer mehr Zuschauer FAST für sich entdecken und intensiver nutzen. Smart-TV-Nutzer*innen schätzen die große, kostenfreie Auswahl an Premium-Content. Auf lange Sicht wird sich bei einem starken Wettbewerb letztlich derjenige durchsetzen, der das beste Programm liefert.

Haben Sie eine Höchstdauer für Werbung?
Auf Samsung TV Plus läuft deutlich weniger Werbung als im linearen TV. Wir wissen aus der Studie „How to reach Smart TV Users“, die wir mit GroupM im vergangenen Jahr durchgeführt haben, dass Werbung in kostenfreien Umfeldern, wie zum Beispiel FAST, bei 92 Prozent der Befragten positiver aufgenommen wird. Kurze Werbeeinspielungen sind darüber hinaus beliebter als längere Werbeblöcke mit sechs und mehr Spots. Zugleich werden Werbeeinspielungen, die als zu lang empfunden werden und für Zuschauer*innen nicht relevant sind, negativer beurteilt. .

Wenn Sie Formate für einen Werbespot unterbrechen, nutzen Sie die Schwarzblenden? Oder nach welchem Schema gehen Sie vor?
Jede Werbeunterbrechung auf Samsung TV Plus wird durch Einblendung einer kurzen Logoanimation des entsprechenden Kanals eingeleitet. Durch Aufblende wird die Werbeunterbrechung wieder beendet. Diesen Vorgang vollziehen wir, um Inhalt und Werbung klar voneinander zu trennen. Abrupte Übergänge werden so vermieden. Diese Technik gibt es schon seit vielen Jahrzehnten, darin unterscheiden wir uns nicht vom klassischen TV. Allerdings sind wir bemüht, sowohl die Unterbrechungen als auch die Trenner möglichst kurz zu halten, damit der Zuschauer ein möglichst angenehmes TV-Erlebnis genießt.

Vielen Dank für diese Anworten!

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