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Zwar will jeder politisch sein, doch der Aktionismus verpufft. Jäger erklärt, warum das so ist. Er fordert uns quasi dazu auf, sich dem Phänomen mit voller Ernsthaftigkeit zu widmen, und führt uns gleichzeitig so leicht verständlich durch das Thema, dass Leser sofort wissen: An der Diagnose des Autors könnte durchaus etwas dran sein. Insofern ist das Essay aber auch in gewisser Weise schmerzvoll, denn Jäger analysiert das Thema haarscharf und fast schon schonungslos. Die verschiedenen Kapitel tragen Namen wie "Ein Grinsen ohne Katze", "Das antipolitische Jahrzehnt" und "Archimedische Orte".
Garniert werden sie immer wieder mit passenden Zitaten bekannter Persönlichkeiten wie zum Beispiel Michel Houellebecq, Guy Debord und Annie Ernaux. Interessantes Detail am Rande: Die Entstehungsgeschichte des Buches basiert unter anderem auf verschiedenen Aufsätzen in Zeitschriften, die zuvor bereits veröffentlicht wurden. Einer davon war im Januar 2022 in der englischen "Tribune" erschienen und trug den Namen "How the World went from Post-Politics to Hyper-Politics".
Anton Jäger wurde 1994 geboren und befasst sich als Historiker vornehmlich mit dem ökonomischen Denken beziehungsweise dessen Geschichte. Er schreibt für verschiedene Magazine und promovierte 2020 in Cambridge. Momentan ist er an der Katholieke Universiteit Leuven in der Position des Postdoctoral Research Fellow tätig.
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