Stab
Darsteller: Jörg Hartmann, Stefanie Reinsperger, Rick Okon, Sybille Schedwill, Tilmann Strauß, Moritz FührmannMusik: Olaf Didolff
Kamera: Andreas Köhler
Buch: Jürgen Werner
Regie: Sebastian Ko
Die jüngste Folge mit dem Titel «Cash» ist vielleicht das Paradebeispiel für die langsame, aber unaufhaltsame Entwicklung, die die Reihe durchlaufen hat, und auf der sie sich inzwischen recht weit von ihren einstigen Glanzzeiten entfernte. Klar, Hauptkommissar Peter Faber steht als zentrale Figur des Dortmunder «Tatorts» und Ermittler mit Ecken und Kanten immer noch mit einer fesselnden Performance voll im Saft, wirkt müde und ausgelaugt wie immer und gibt sich weiterhin von persönlichen Problemen geplagt, die ihn immer weiter von seinem Beruf ablenken.
Doch während sich die Verflechtung von Fabers schwieriger Psyche mit seinem Job, die Straßen von Dortmund aufzuräumen, früher sehr nahtlos und logisch ergeben hat, müssen die Drehbücher diese Verbindung inzwischen recht überzogen forcieren – so auch in der neuesten Folge «Cash», die sich um Ermittlungen rund um den Tod von Lukas Becker im Wettbüro "Mutluluk" dreht: ein durchaus fesselndes Prämissenkonstrukt. Doch leider wird dieser Handlungsstrang immer wieder von zahlreichen unwichtigen Subplots überlagert, die dem Zuschauer das Gefühl vermitteln, dass das Wesentliche oft aus den Augen verloren wurde.
Besonders enttäuschend gerät dabei die Darstellung der anderen Hauptcharaktere. Während Fabers Kollegin Rosa Herzog (Stefanie Reinspeger) versucht, die Leitung der Mordkommission zu übernehmen, bleibt sie farblos und blass, ohne die Ausstrahlung, die man von einer solch zentralen Figur erwarten würde. Hauptkommissar Jan Pawlak (Rick Okon) hingegen wird als desinteressiert und unmotiviert dargestellt, was dem Zuschauer wenig Anreiz bietet, sich mit seiner Figur zu identifizieren oder in seine Geschichte einzutauchen.
Gleichzeitig sticht die mangelnde Authentizität der Handlung und der Figuren ins Auge – eine Todsünde angesichts dessen, dass diese Reihe früher gerade mit einem ungeschönten Blick auf die Ruhrpott-Metropole punktete. Frühere Folgen des Dortmunder «Tatorts» zeichneten sich durch eine verdammt realistische Darstellung ihres Spielorts und seiner Bewohner aus. Doch in «Cash» wirken viele Szenen und Dialoge erzwungen und künstlich. So gerät auch die szenische Inszenierung nur mehr solide, während allenfalls vereinzelt spannende Momente im Gedächtnis bleiben, die die Zuschauer wirklich zu fesseln wissen.
Was bleibt, ist ein seltsam zwiespältiger Eindruck: Während die Grundidee des Kriminalfalls durchaus Potenzial bietet, wird dieses durch eine schwache und uninspirierte Inszenierung sowie auffällig uninteressante Charaktere weitestgehend verschenkt. Man wünscht sich, die Macher hätten etwas mehr Format von Peter Faber, der auch dann mit seinem miefigen Parker verwachsen zu bleiben scheint, wenn sich die Zeiten radikal ändern. Denn so sieht echte Authentizität aus.
Die Folge «Tatort – Cash» wird am Sonntag, den 18. Februar um 20.15 Uhr im Ersten ausgestrahlt.
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