Interview

Aleksandar Radenković: ‚Alex hat seine soziale Ader entdeckt‘

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Der ehemalige Theater-Schauspieler und «Letzte Spur Berlin»-Star verrät im Quotenmeter-Gespräch, dass er eigentlich nie nach Berlin wollte.

Hallo Herr Radenković! Am 1. März 2024 startet die finale Staffel von «Letzte Spur Berlin». Was haben Sie für uns im Gepäck?
Definitiv wieder viele spannende Vermisstenfälle aus Berlin. Wir haben uns für die letzte Staffel nochmal so richtig ins Zeug gelegt, beim Zuschauer gut im Gedächtnis zu bleiben. Wir verabschieden uns mit einem lachenden und einem weinenden Auge.

Sie verkörpern Alexander von Tal seit vielen Jahren. Wie würden Sie ihn charakterisieren?
Die Zeit verfliegt noch schneller als man glaubt, tatsächlich ist Alexander von Tal bereits seit sieben Jahren Teil des Teams. Alex hat sich über die Jahre auf jeden Fall verändert: aus einem eher eigenbrötlerischen Charakter, ist ein Teamplayer geworden - zumindest teilweise. Im Privatleben hat Alex früher „gerne“ die Verantwortung gescheut; heute nimmt er seine Macken und Eigenheiten durchaus selbst wahr und hat gelernt mit ihnen umzugehen, ohne wie ein Elefant im Porzellanladen einen emotionalen Scherbenhaufen zu hinterlassen.

«Letzte Spur Berlin» umfasst nun 13 Staffeln. Auf welche besonderen Geschichten blicken Sie gerne zurück?
Für mich als Schauspieler war es am spannendsten, wenn es um die großen Emotionen ging; wenn ich neben der professionellen „Ermittlungsarbeit“ auch Gefühle zeigen durfte. Zum einen fällt mir da Alex‘ Familiengeschichte ein, in der er den Tod seiner Schwester verarbeiten musste und sich gleichzeitig seiner dysfunktionalen Beziehung zu seiner Mutter stellen musste. Zum anderen natürlich die gescheiterte Liebesbeziehung zu seiner Kollegin Mina Amiri, den vielen Auf und Abs, dem Kämpfen umeinander und dem Erkennen, dass es manchmal im Leben – obwohl beide Menschen das Gleiche wollen – trotzdem nicht geht. Das Loslassen bzw. Gehenlassen als einzigen Ausweg zu akzeptieren und trotzdem weiter zusammenzuarbeiten.

Gibt es in der finalen Staffel auch noch einen roten Faden? Oder werden nur Vermisstenfälle gezeigt?
Auch in der letzten Staffel hat jeder von uns wieder eine eigene, private Geschichte. Alex hat seine soziale Ader entdeckt und leistet gemeinnützige Arbeit. Dort lernt er eine sehr interessante Person kennen. Es wird romantisch. Mehr wird nicht verraten.

Zu den Gaststars gehören Max Bretschneider («Charité»), «Damaged Goods»-Star Zeynep Bozbay, Andreas Pietschmann («Dark») und mehr. Mit welchem der Episodendarsteller hat die Zusammenarbeit besonders Spaß gemacht?
Das Schöne an «Letzte Spur Berlin» war und ist, dass wir in all den Jahren immer mit wunderbaren Kollegen spielen durften. Die Vermisstenfälle stehen und fallen mit unseren Gastschauspielern, sie geben den Folgen die emotionale Tiefe. Das haben wir unter anderem unserer großartigen Besetzerin Dorothee Weyers zu verdanken. In der letzten Staffel habe ich mich gefreut wieder mit Andreas Pietschmann zu spielen. Uns verbindet auch eine große Fußball-Liebe.

Ich habe gelesen, dass Sie inzwischen Vater geworden sind. Wie vereinbart sich Drehen und Familienplanung?
Drehen und Familienplanung vereinbaren sich definitiv besser als ein festes Theaterengagement und Familie. Die Arbeitszeiten am Set sind deutlich humaner als am Theater, wo man auch gerne mal in den Endproben erst um 00:00 Uhr nach Hause kommt. Allerdings sind im Theater Müdigkeitsanzeichen wie Augenringe oder ähnliches nicht so problematisch wie beim Arbeiten vor der Kamera. Und Augenringe und Unausgeschlafenheit stehen seit ich Papa bin täglich auf dem Programm.

Sie haben an zahlreichen Theatern gespielt. Auf welche Station blicken Sie gerne zurück?
Ich hatte wirklich das Glück, während meiner knapp 15-jährigen Theaterzeit, an tollen Häusern engagiert zu sein. Und jedes dieser Häuser verbinde ich mit einer besonderen Zeit im Leben. Am Schauspielhaus Leipzig fing alles an. Sozusagen die schauspielerische Sturm-und-Drang-Phase – mit dem Kopf durch die Wand, auch wenn’s weh tut. Am Schauspielhaus Hamburg und Düsseldorfer Schauspielhaus dann die großen, klassischen Rollen: Romeo, Ferdinand, St. Just, Hamlet – das Ankommen im Theatersystem. Der Spagat zwischen Tradition und Aktualität. Die Zeit am Maxim-Gorki-Theater ist dann die aufregendste - Idealismus pur, gepaart mit starkem, politischem Bewusstsein, dem ersten Multikulti Ensemble, viel Raum zum Ausprobieren. Nicht das Ergebnis zählt, sondern der Weg dahin über den Inhalt. Erfolgreich wars dann trotzdem. Ich empfinde diese Gorki Jahre als die freiesten, radikalsten und gleichzeitig familiärsten. Aber auch die am körperlich herausforderndsten.

Inzwischen sind Sie in Berlin sesshaft geworden. Was reizt Sie an dieser Stadt?
Ich wollte nie nach Berlin. Ich empfand die Stadt immer als zu groß, zu laut und zu verrückt. Das Gorki ist schuld, dass ich dann doch hier gelandet bin. In den Anfangsjahren haben wir dann auch viel erlebt in der Stadt, waren viel gemeinsam unterwegs. Eine einzigartige Zeit. Jetzt wohne ich am Rand der Stadt. Grün und ruhig. Durchatmen.

Sie haben zahlreiche Stücke gespielt – welches gefiel Ihnen am besten?
„Common Ground“ am Gorki ist das persönlichste Stück, dass ich je gespielt habe. Eine zum Teil autobiographische Auseinandersetzung mit dem Balkankrieg der 1990er. Von „gefallen“ kann man da sicherlich nicht sprechen, aber es ist das Stück, das mich in all den Jahren am meisten herausgefordert und berührt hat, in dem die Grenzen zwischen fiktiver Figur und eigener Lebensgeschichte zu verschwimmen schienen.

«Letzte Spur Berlin» geht zu Ende, was ist Ihre nächste Station?
Nach sieben Jahren Theaterabstinenz arbeite ich wieder am Maxim-Gorki-Theater in Berlin. Vielleicht schließt sich somit ein kleiner Kreis. Wir sind mitten in den Endproben. „Alice im Wunderland“. Eine politische Auseinandersetzung mit „unserem“ Wunderland. Premiere ist am 02.03.2024.

Ich wünsche Ihnen zahlreiche Zuschauer, die zu Ihnen ins Theater kommen!

Die finale «Letzte Spur Berlin»-Staffel startet am Freitag, den 1. März, um 21.15 Uhr im ZDF.

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