Die Kritiker

«Tatort - Borowski und der Wiedergänger»

von

Ein Mann verschwindet spurlos, nachdem er mit einer Unbekannten Sexting betrieben hat. Klarer Fall für Klaus Borowski?

Stab

Darsteller: Axel Milberg, Almila Bagriacik, Cordelia Wege, Thomas Kügel, Victoria Trauttmansdorff, Karin Neuhäuser
Musik: Daniel Michael Kaiser
Kamera: Johann Feindt
Drehbuch: Sascha Arango
Regie: Andreas Kleinert
Ein unglückliches Ehepaar – der Stoff, aus dem schon viele spannende Filme entstanden sind. Doch «Tatort - Borowski und der Wiedergänger» verpasst es leider, diesen vielversprechenden Ausgangspunkt zu einem packenden Krimi zu entwickeln. Stattdessen entpuppt sich der Film schon in seinen ersten Minuten als Paradebeispiel dafür, wie eine voraussehbare Handlung und eindimensionale Charaktere, die den Zuschauer kaum zu fesseln vermögen, auch diese vielfach bewährte Prämisse zur blutleeren Vorlage verkommen lassen.

Die Grundkonstellation ist schnell erzählt und leider auch ohne jeglichen individuellen Touch inszeniert: Schon seit langem betrügt Tobias Exner (Pétur Óskar) seine Frau Greta (Cordelia Wege) und lebt noch dazu von all dem Geld, das sie als Chefin ihres Familienunternehmens mit etwas dubiosen Japan-Geschäften verdient. Inzwischen hat sich Tobias einen Online-Flirt zugelegt, mit dem ein bisschen Sexting schon lange nicht mehr ausreicht – vor allem, weil er inzwischen auch mit der Gesamtsituation zuhause unzufrieden ist. In ihm reift ein Plan: Er will seine Frau beseitigen. Doch am Ende ist es nicht sie, die aus dem Leben scheidet, sondern vielmehr sein plötzliches Verschwinden, das Klaus Borowski (Axel Milberg) und Mila Sahin (Almila Bagriacik) auf den Plan ruft.

Die sehr aufgesetzte Erzählart, in der diese Geschichte in «Tatort – Borowski und der Wiedergänger» vorgetragen wird, stößt dabei von den ersten Minuten an etwas sauer auf: Denn die Handlung ist von Anfang an so durchschaubar wie die gläserne Vitrine, in der das reiche, aber unglückliche Ehepaar in Schleswig-Holstein lebt. Die schon sehr früh aufgelöste Anonymität seiner Internetbekanntschaft "Kitty13" als Komplizin für einen möglichen Mord, die Dreh- und Angelpunkt des gesamten Handlungsgeflechts ist, sowie das bald darauf erfolgte spurlose Verschwinden von Tobias Exner – alles wirkt vorhersehbar und dürfte kaum einen Zuschauer überraschen. Die wenigen Versuche, wirkliche Spannung zu entwickeln, scheitern derweil kläglich an der mangelnden Originalität und Tiefe der Geschichte.

Ein noch größeres Problem: Auch die Charaktere tragen nicht sonderlich dazu bei, das Interesse des Zuschauers zu wecken. Tobias Exner wird als einfallsloser gelangweilter Taugenichts präsentiert, der aus dem spiesigen Leben ausbrechen will, in das er sich manövriert hat. Seine Frau Greta bleibt eine nicht minder blass gezeichnete Figur, deren einzige Funktion darin zu bestehen scheint, ein Opfer seiner unerwiderten Liebe zu sein und daran zugrunde zu gehen. Auch die Ermittler Klaus Borowski und Mila Sahin vermögen es da nicht mehr, dem Film wirklich Leben einzuhauchen. Während Borowski in seinem gewohnten distanzierten Stil verbleibt, ohne dass der Zuschauer einen Einblick in seine Persönlichkeit erhält, tritt Sahin gleichsam routiniert, aber nicht wesentlicher spanneder auf.

Damit hinterlässt «Tatort – Borowski und der Wiedergänger» leider nur den Eindruck eines uninspirierten und einfallslosen Krimis, der weder inhaltlich noch formal überzeugen kann. Die voraussehbare Handlung und die eindimensionalen Charaktere machen es dem Zuschauer schwer, sich in der Geschichte zu verlieren oder mit den Figuren mitzufühlen. Trotz des vielversprechenden Ausgangspunkts bleibt der Sonntagskrimi der Woche damit eine enttäuschende Seherfahrung, die schon bald wieder vollends vergessen sein dürfte.

Der Film «Tatort – Borowski und der Wiedergänger» wird am Sonntag, den 3. März um 20.15 Uhr im Ersten ausgestrahlt.

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