Bei Disney melkt man gerne erfolgreiche Milchkühe. Eines der erfolgreichen Franchises des 20th-Century-Fox-Armes war jahrelang «American Horror Story», welches 2021 mit einem Spin-off versehen wurde. Künftig sollen mit «American Horror Stories» größtenteils einzelne Geschichten erzählt werden. Der Auftakt, den die Masterminds Ryan Murphy und Brad Falchuk noch selbst verfassten, war spannend. In „Rubber(wo)man“ ziehen Scarlett und ihre Väter in das berüchtigte Murder House, in der zweiten Staffel wird die Vorgeschichte einer anderen Staffel erzählt. Die meisten anderen Episoden, meist verantwortet durch den inzwischen verstorbenen Manny Coto, sind weder gruselig noch spannend, sondern schlichtweg schlechter Splatter-Content.
Joseph Cole Baken verfasste mit „Bestie“ den Auftakt der dritten Staffel. Dort lernen die Zuschauer Shelby (Emma Halleen) kennen, die mit ihrem Vater (sehr gut, wenn auch nur kurz: Seth Gabel) in eine Stadt zieht und dort von ihren Mitschülern gehänselt wird. Beim YouTube-Konsum wird sie von einem Mädchen kontaktiert, das sich später als Bestie (Jessica Barden) herausstellt. Dieses Mädchen ermutigt sie, dass sie sich durchsetzen soll und so vergiftet sie beispielsweise die Besetzung eines Theaterstückes. Später lernt sie River (Allius Barnes) kennen, der sie allerdings in eine klar erkennbare Falle lockt.
In „Daphne“ sorgen Brad Falchuk und Manny Coto für Corona-Vibes. Eine neue Pandemie sperrt die Menschen ein. Der Künstler Will Caswell (Reid Scott) bekommt von einem Geschäftspartner eine Art Amazon Alexa (gesprochen von Gwyneth Paltrow) geschenkt, die mit künstlicher Intelligenz beispielsweise Gespräche mit Wills Mutter führt, damit er seine Ruhe hat. Bei einer Auktion greift Daphne ebenfalls ein und sorgt für Bestwerte für Wills Werke. Plötzlich stirbt aber Wills Freundin Sarah (Annie Hamilton) und nun fragen sich die Zuschauer, wie das passieren konnte. Der Zuschauer fragt sich gen Ende, ob das «American Horror Stories» ist und nicht etwa «Black Mirror». Endlich eine gelungene Folge!
Joseph Cole Baken schrieb die Ekel-Folge der aktuellen Staffel, in der Alexis Martin Regie führte. In „Bandwurm“ möchte die junge und temperamentvolle Frau Viven Lee Finch (Laura Kariuki) als Model durchstarten. Aus diesem Grund besucht sich ein offenes Casting bei der erfolgreichen Agentin Sheila Klein (Lisa Rinna), die bereits viele junge Frauen auf das Titelblatt der Zeitschrift „Vogue“ brachte. Für den Laien ist Vivian nicht zu dick, für die böse Agenturchefin natürlich schon. Aus diesem Grund besucht sie nach einem Rat ihrer Mitbewohnerin Heather (Hazel Graye) den Arzt Dr. Thaddeus Lau (Rob Yan), der sich auf das Abnehmen spezialisiert hat. Die Story wirkt frisch, schließlich sind die Abnehmspritzen des dänischen Herstellers Novo Nordisk erst seit rund eineinhalb Jahren in den Vereinigten Staaten von Amerika zugelassen. Schon solche Millionäre wie Elon Musk & Co. drücken sich wöchentlich eine Ampulle des Diabetesmittels Semaglutid in den Bauch.
Die Story kann wirklich gut werden, wenn nicht der Titel schon die Hälfte der Laufzeit verraten würde. Bei einer späteren Untersuchung stellt sich heraus, dass Vivian an einer Herzerkrankung leidet und deshalb diese Spritze für sie tödlich sein kann. Mit der echten Welt hat diese Geschichte natürlich wenig zu tun, in diesem Fall gibt es von den Ärzten tatsächlich Entwarnung. Da sie allerdings weiter in der kranken Welt der Models nach Bestätigung – und nach Aufträgen sucht – ist sie für alles bereit. Die Geschichte zeigt eindrucksvoll, wie junge Mädchen für Aufmerksamkeit und in der verrückten Social-Media-Welt um Zuneigung buhlen. Zwar tragen alle ihre Smartphones pausenlos herum, doch die Menschen sind heute viel distanzierter als vor einigen Jahrzehnten. Bis hierhin macht „Bandwurm“ eine gute Figur.
Doch danach setzten die Verantwortlichen ihre Splatter-Fantasien fort. Schon in der zweiten Staffel hat man den Zuschauer geschockt: In „Milchmädchen“ drückt eine Dorfdirne ihre Kuhpocken in Großaufnahme aus und in „Facelift“ wird eine Frau im späten mittleren Alter zum Schwein verunstaltet. In dieser dritten Staffel schluckt also Vivien einen Bandwurm – und soll bitte nur normal konsumieren. Da dies eine Horrorgeschichte ist, frisst sie natürlich pausenlos. Sie möchte den Wurm loswerden, weshalb sie einen Tee bekommt. Der Wurm muss raus, weshalb die schlanke Frau nackt in die Badewanne sitzt. Der Leser dieser Zeilen darf sich bildlich vorstellen, wie die Geschichte weiter geht. Die Bilder sind so bizarr, dass dies schon Comedy sein könnten.
Schließlich liefert Manny Coto noch „Organ“ ab. Der wohl sexsüchtige Toby (Raúl Castillo) trifft sich mit Natessa (Emily Browning), doch beim Liebesspiel wird ihm ein Anästhetikum verabreicht, er wacht mit einem neuen, nicht bekannten Organ auf. Nach ein paar Baustellen in der Story landet er wieder bei seiner Affäre, die eigentlich Schauspielerin ist und von einer Firma bezahlt wurde. Selbst Tobys Freundin Sascha (Havana Rose Liu) kann ihm nicht helfen. Es folgt eine traurige Geschichte, ehe die Staffel auch schon wieder endet.
Alles in allem ist «American Horror Stories» es nicht wert, diese Serie zu konsumieren. Die Geschichten sind platt, können die Mutterserie nicht nachahmen und Fans von Horror finden zahlreiche bessere Formate. Von Qualität kann bei «American Horror Stories» keine Rede sein.
«American Horror Stories» kann bei Disney+ gestreamt werden.
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