Im Dezember 2023 feierte die Animationsserie «Rick and Morty» von Justin Roiland und Dan Harmon bereits ihr zehnjähriges Jubiläum. Die erste Episode wurde am 2. Dezember 2013 bei Adult Swim gesendet und entstand zu einer Zeit, in der Videostreaming noch keine bedeutende Rolle spielte. 1,10 Millionen Menschen sahen den Pilotfilm, innerhalb von Wochen verdoppelte sich die Reichweite. Heutzutage sind die Reichweiten deutlich niedriger, stattdessen wird diese und anderen Formate durch weltweites Streaming milliardenfach gesehen. Man kann durchaus sagen, dass das Internet für die Serie die unendlichen Weiten der Erde öffnete.
Zunächst dauerte die Produktion von «Rick and Morty» zwei Jahre, schließlich hat man seit geraumer Zeit die Produktion deutlich hochgefahren. Seit Mitte 2021 erscheint eine Staffel pro Jahr. Das Feuilleton ist sich einig, dass darunter die Qualität nicht gelitten hat. In den vergangenen Seasons mussten die Akteure zahlreiche Veränderungen mitmachen. Ricks Tochter Beth wollte sich in der dritten Staffel scheiden lassen, doch anhand verschiedener Abenteuer kamen die Eltern wieder zusammen. Zwei Runden später tauchte Space Beth auf, es handelt sich von einer geklonten Version von Beth. Es ist dem Zuschauer auch in der siebten Staffel nicht klar, welche der Frauen das Original ist.
Die siebte Runde der neuen Staffel startete im Oktober 2023 bei Adult Swim. Serien-Mastermind Justin Roiland musste sich aus der Produktion immer weiter zurückziehen, weil er durch Fehlverhalten im Privat- und Berufsleben Schlagzeilen machte. Es ist daher noch unklar, in wieweit Roiland der Serie – außer als Co-ausführender Produzent – erhalten bleibt.
Zum Auftakt bekommen die Zuschauer endlich ein Wiedersehen mit Mister Kacka-Popo-Loch, abseits der Szene nach dem Abspann. Er ist zum Alkoholiker geworden und lebt bei den Smiths. Rick soll das Problem lösen und trommelt alte Freunde zusammen, die das ehemalige Schussopfer aus dem Tal der Tränen herausholen soll. Die Episode trägt nicht viel zur Staffel bei, allerdings geht es hier um reine Unterhaltung. Der von Mister Kacka-Popo-Loch beauftragte Predator-Privatdetektiv fängt eine Affäre mit der in Trennung lebenden Amy an.
Weitaus unterhaltsamer ist die Geschichte von Rick and Jerry, dessen Köpfe fusioniert werden. Morty wird von außerirdischen Gangstern gefangen gehalten, die einem schlechten Buddy-Film nachempfunden sind. In der dritten Geschichte bekommen die Zuschauer wieder Dr. Helen Wong zu sehen, bei der Rick in Therapie gehen muss. Der Präsident Andre Curtis taucht in der Praxis auf, weil etwas Seltsames im US-Bundesstaat Virginia vor sich geht. Schon schnell wird klar, dass der Präsident eine Liebschaft mit dem Präsidenten in einem romantischen Virginia eingeht. Außerdem bekommt es Rick mit seiner Geliebten – Unität – zu tun. Wir erinnern uns: Sie kann sämtliche Lebewesen infiltrieren und ganze Planeten übernehmen. Schon in einer früheren Folge führte das zu einem Dilemma: Unität ist zwar ein Parasit, führt die Menschen aber in ein besseres Leben. Mörder werden gute Menschen, auch wenn sie keinen Willen haben und eigentlich ferngesteuert sind.
Die Vorgeschichte von Evil Morty steht in der fünften Folge auf dem Programm. Es ist eine der wenigen Episoden, in der es weniger zu lachen gibt. Stattdessen wird die Handlung vorangetrieben. Der böse Morty konfrontiert Rick and Morty nach Rick Prime (also der böse Rick). Das mag zwar alles gut sein, aber die Parodie einer Clipshow ist „Die Rickmort Show“, in der ein Beobachter vorbeikommt und eine Art „Best Of“ von «Rick and Morty» zeigt. Keine Sorge, keine dieser Szenen wurde tatsächlich bei der Serie schon einmal gezeigt. Die Akteure Morty und Rick sind von dem Beobachter allerdings so genervt, dass sie ihn totschlagen. Das haben wiederum andere Beobachter gesehen, die die Beiden vor Gericht stellen. Es gibt Verweise auf eine andere Episode. Die zwei Helden werden zum Tode verurteilt, können aber entkommen. Auch hier wird es wieder philosophisch: Die Beobachter missbrauchen ihre Fähigkeiten um sich am Land Anderer zu ergötzen oder andere auszuspannend.
Völliger Nonsens ist „Der Aufstand der Nummericons: Der Film“, indem eine Handlung fortgesetzt wird. Water-T (eine andere Version des Rappers Ice-T) kämpft mit seinem Volk der Buchstaben gegen Nummern. Das ist im Grunde 20 Minuten Bullshit auf einer ganz bestimmten Ebene, die mit Sicherheit ein normales Network nie genehmigt hätte. Wäre die Serie «Rick & Morty» nicht so abgedreht, wäre das Projekt so auch nicht möglich. Schon schnell bahnt sich im Übrigen eine Liebe zwischen Magma-T und Sinister-7 an, schließlich gehört eine romantische Beziehung in jedem Film.
Die neunte Geschichte ist für die Zuschauer ein besonderes Geschenk: Rick lässt sich von Bigfoot töten, um das Jenseits zu erkunden. Weil Morty einmal mehr nicht die simpelsten Regeln von Rick befolgen kann, wird auch sein Körper von diesem Tier zerschmettert. Auf originelle Weise versuchen die Beiden ins echte Leben zurückzukommen. Wem das noch nicht genug ist: Rick und Morty reisen bei „Karneval der Angst“ zu einem „Loch der Angst“ in der Männertoilette eines Diners. Morty hüpft hinein, Rick dahinter. Kommen Sie wirklich lebend raus? Oder ist die Angst in Wirklichkeit eine völlig andere? Es ist eine spannende Folge!
«Rick and Morty» ist das Tischfeuerwerk der Adult Swim-Programmschiene. Es gibt aktuell keine andere animierte Comedy, die bessere Geschichten zaubert. Es ist durchaus bemerkenswert, welchen Bullshit (im positiven Sinne) die Autoren verfassen. Nicht nur das, es gibt auch zahlreiche Produzenten und Verantwortlichen oberhalb der Serienkette, die diesen Blödsinn auch noch konsequent umsetzen. Es ist durchaus bemerkenswert, dass eine solche animierte Serie die Chance hat, dass diese auch umgesetzt wird. Die meisten Studios und Fernsehsender hätten «Rick and Morty» abgelehnt, weil sie kein Zielpublikum gesehen hätten. Aber schließlich glaubt Adult Swim seit Jahren an dieses Projekt.
«Rick and Morty»-Staffel sieben kann unter anderem bei Sky/Wow gestreamt werden.
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel