Hallo Frau Striker. Sie haben Ihre Karriere als Kamerafrau begonnen. Wie entsteht ein gutes Bild?
Ein gutes Bild für einen Film fängt die Stimmung und das, was die Schauspieler und Regie erzählen, so ein, dass die Szene für das Publikum greifbar und fühlbar wird. Schönheit kann ich in der Emotion messen, die das Bild hervorruft.
Können Sie mir verraten, was sich in den vergangenen zehn Jahren in dieser Branche verändert hat?
Ich beziehe mich jetzt mal auf das Fernsehen. Ich finde, es haben sich zwei Dinge geändert - durch die Abrufbarkeit von Filmen in den Online-Plattformen ist Platz für Formate, in denen über mehrere Kapitel (seien es Mehrteiler, Serien oder Mini-Serien) horizontal erzählt wird. Das trifft natürlich auch auf Reihen wie den «Tatort» zu. Es ist ein bisschen wie im 19. Jahrhundert, als der Roman die Kurzgeschichte abgelöst hat. Das ist eine super Chance, komplexe Geschichten zu behandeln. Zum Anderen haben sich durch die großen Endgeräte sowohl der Anspruch an die Qualität als auch die Toleranz gegenüber unkonventionellen Bildern deutlich gesteigert.
Glauben Sie, dass das Fernsehen in Sachen Bild zu Ende entwickelt ist? Mehr als Ultra-HD kann ein Auge schließlich nicht wahrnehmen…
Nein, bestimmt nicht!!! Alles wird immer wilder und erfahrbarer. Ich freue mich schon.
Mit dem «Tatort: Angst im Dunkeln» wechseln Sie auf den Regiestuhl. Wie haben Sie sich auf Ihre neue Aufgabe vorbereitet?
Ach, ich habe natürlich einen Riesenrespekt und auch ganz schön Angst. Aber als ich dann die tollen Schauspieler*innen gecastet habe und mein wahnsinnig wunderbares Team, da wusste ich, dass ich mich nur noch darauf konzentrieren muss, das coole Buch von Kirsten Peters abzubilden… Das war auch Vorfreude.
Nehmen Sie als gelernte Kamerafrau ein Drehbuch anders war als andere Regisseure?
Ich denke schon, dass ich sehr in Bildern denke. Aber in dem Moment, wo ich als Regisseurin am Set stehe, geht es mir wie sicher den Meisten - ich bin gebannt von dem, was die Figuren verhandeln, und ich gebe mein Bestes, um mit den Schauspielern herauszufinden, wo die Wahrhaftigkeit spürbar ist.
Luise Wolfram und Jasna Fritzi Bauer spielen die Hauptrollen in dem Film, in dem drei Nachbarinnen im Wald herumirren und eine am nächsten Tag tot ist. Was haben Sie da für uns gedreht?
Hoffentlich einen spannenden Krimi! Drei Frauen gehen in den Wald, aber nur zwei überleben - und der Film begleitet nicht nur die Kommissarinnen, sondern wird auch Zeuge der verzweifelten Reise im Wald.
Könnte man den neuen «Tatort» als Film im Film bezeichnen?
Ja, sicherlich 😀
Sie sind Mitglied der Deutschen Filmakademie. Welchen Stellenwert hat der deutsche Film aktuell?
Der deutsche Film… Ich finde, es kommen viele interessante Themen aus Deutschland, die dann doch am Publikum vorbei erzählt werden, oder mit zu wenig Genauigkeit in den Figuren. Wenn wir hier noch ein bisschen mehr Liebe für die Zuschauer und auch Liebe zu den Menschen, in die Filme stecken, wird es ganz groß - und es kommen Filme wie «All Quiet on the Western Front» dabei raus.
Sie haben in Los Angeles am American Film Institute studiert. Gibt es Dinge, die die Amerikaner besser machen?
Ich glaube, dass wir vielleicht unsere Liebe zu Menschen und den Glauben daran, dass im Herzen alle dort abgeholt werden können, als Filmemacher mitbringen. Und ob man das naiv nennt oder Hollywood oder character-driven storytelling, es bleibt dabei, dass die Figuren als Menschen ernst genommen werden.
Welche Projekte wollen Sie in diesem Jahr angehen?
Ich arbeite derzeit mit Kirsten Peters, der Autorin von «Angst im Dunkeln», an einer glamourösen "Heist"-Serie und an einem… wilden Action-geladenen Krimi, von dem wir hoffen, dass es auch ein Tatort wird. Außerdem habe ich gerade einen Krimi als Kamerafrau gedreht - und Kameraarbeit bleibt meine große Liebe!
Das hört sich gut an! Danke für Ihre Zeit!
Der Bremer-«Tatort» „Angst im Dunkeln“ ist an Ostermontag, den 1. April 2024, im Ersten zu sehen.
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel