Hintergrund

Das Jüngste Quoten-Gericht: König Fußball und die US-Problemkinder

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Montags blickt Quotenmeter auf aktuelle Quoten-Highlights und Marktanteil-Flops und ordnet diese ein. Diesmal feiern wir deutschen Spitzenfußball und sorgen uns um ProSieben Maxx.

Über zehn Millionen Menschen interessierten sich am Samstagabend für das erste Länderspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft der Herren im Jahr 2024. Die im Vorfeld viel besprochene Aufstellung von Bundestrainer Julian Nagelsmann sorgte für grandiose Marktanteile von 39,1 Prozent beim Gesamtpublikum, bei den unter 50-Jährigen schalteten 49,8 Prozent des Publikums ein. Damit lag man leicht unter dem Niveau des bislang letzten Aufeinandertreffens zwischen Deutschland und Frankreich.

Auch jenes Spiel am 12. September war von einem großen Medienecho begleitet worden, nachdem der Deutsche Fußball-Bund (DFB) zum ersten Mal in der Geschichte mit Hansi Flick einen Chefcoach entließ. Damals interessierten sich 10,30 Millionen Fußballfans für die Mannschaft von Interimstrainer Rudi Völler. Die Marktanteile wurden vor einem halben Jahr auf 42,6 Prozent bei allen und 50,4 Prozent bei den Jüngeren beziffert. Die Reichweite bei den 14- bis 49-Jährigen nahm gegenüber dem September-Spiel sogar zu: von 3,01 auf 3,07 Millionen Zuschauer. Die beiden Länderspiele im November gegen die Türkei und in Österreich spiegelten den damaligen Zustand der Nationalelf wider. Die katastrophale Niederlage gegen das Nachbarland sorgte für rund zwei Millionen Zuschauer weniger, damals musste sich das ZDF am Dienstagabend mit Marktanteilen von 31,2 respektive 34,1 Prozent zufriedengeben. RTL kam drei Tage zuvor auf vergleichbare Werte von 31,6 und 34,8 Prozent in der Zielgruppe. Die Gesamtreichweite lag aber nur bei 6,86 Millionen Zuschauern in der ersten Halbzeit und 7,90 Millionen Zuschauern in Hälfte zwei.

Der Auftakt im EM-Jahr ist also sowohl sportlich als auch aus medialer Sicht durchaus geglückt. Ob die Mannschaft um Kapitän Ilkay Gündogan ihre Leistung bestätigen kann, zeigt sich am Dienstagabend gegen die Niederlande. Sicherlich wird RTL auf die angefachte Euphorie hoffen, um ähnlich hohe Marktanteile und Reichweiten einzufahren. Mit dem Rechtepaket zu den A-Länderspielen hat RTL zumindest eine sichere Bank in seinen Reihen. Anders sieht das bei der zuletzt ebenfalls arg strauchelnden U21-Mannschaft des DFB aus.

Diese hat bekanntlich bei ProSiebenSat.1 ihre Heimat. Im vergangenen Jahr wagt gar das große Sat.1 den Aufschlag, die komplette U21-Europameisterschaft ins Hauptprogramm zu holen, obwohl sonst ProSieben Maxx die Übertragung verantwortet. Das Unternehmen ging nach dem deutschen Aus in der Gruppenphase gehörig schief, für die übrigen Partien interessierte sich kaum jemand. Womöglich dürfte sich das in Zukunft nicht ändern, denn die U21 tritt nach einem torlosen Remis gegen den Kosovo weiter auf der Stelle. Am vergangenen Freitag übertrug der Spartensender Die beiden Halbzeiten vor 0,21 und 0,33 Millionen Zuschauern, darunter lediglich 0,05 und 0,08 Millionen werberelevanten Sehern. Daraus resultierten zwar – für Maxx-Verhältnisse – hohe Marktanteile von 1,3 und 1,6 Prozent, doch in der Zielgruppe schaffte man aber nur 1,9 und 2,3 Prozent. Zwar liegen auch diese Werte über dem Senderschnitt, doch angesichts der Zuschauerzahlen war die Leistung enttäuschend.

Stichwort enttäuschend: «Baller League». Auch der neugegründete Fußball-Wettbewerb tut sich seit dem Start Ende Januar gehörig schwer. Vor allem in der Phase zwischen Mitte Februar und Mitte März hagelte es rote Zahlen von teils weniger als einem Prozent Marktanteil in der Zielgruppe. Am vergangenen Montag setzten zumindest „Eintracht Spandau“ und die „Käfigtiger“ ein Lebenszeichen und markierten akzeptable 1,5 und 1,8 Prozent bei den Umworbenen. Mit rund 100.000 Gesamtzuschauern ist das montägliche Fußballangebot von ProSieben Maxx aber kein Gassenhauer.

ProSieben Maxx wartet darüber hinaus auch auf durchschlagenden Erfolg der NBA-Übertragung, die allenfalls im Nachtprogramm auf ordentliche Zahlen kommt. Auf dem American-Football-Sendeplatz vergangener Tage am Sonntagabend läuft die amerikanische Basketball-Liga unter dem Radar. Das Duell der Los Angeles Clippers gegen die Philadelphia 76ers verfolgten im Schnitt nur 40.000 Zuschauer ab drei Jahren. In der Zielgruppe stand ein dürftiger Marktanteil von 0,5 Prozent in drei von vier Vierteln zu Buche. Selbst das Nachtspiel der Sacramento Kings bei den Orlando Magic mit den beiden deutschen WM-Helden Franz und Moritz Wagner erreichte in der Nacht zum Sonntag katastrophale Zielgruppe-Werte zwischen 0,4 und 0,9 Prozent.

Große Stücke hält man in Unterföhringer auf die Ausstrahlungs-Rechte der kommenden Eishockey-Weltmeisterschaft. Die Partien mit deutscher Beteiligung werden bei ProSieben gesendet. Das kann durchaus zum Wagnis werden, denn die seit Mitte Februar ins Maxx-Programm zurückgekehrten Spiele der National Hockey League (NHL) machen ihre Sache wahrlich nicht besser als die NBA – im Gegenteil. Das kanadische Duell der Ottawa Senators gegen die Edmonton Oilers mit dem deutschen Wunderstürmer Leon Draisaitl. Nach dem Clippers-76ers-Match bleiben ab 23:10 zunächst 50.000 Zuschauer, darunter 20.000 Jüngere dran. Während die Gesamtreichweite im weiteren Verlauf auf 30.000 Menschen sank, registrierte die AGF in der Zielgruppe gar keine Zuschauer mehr. Entsprechend verbuchte man auch 0,0 Prozent Einschaltquote. Sicherlich wird das bei der Weltmeisterschaft in Tschechien ab 10. Mai deutlich positiver ausfallen, aber das ProSieben-Publikum fremdelt augenscheinlich sehr mit Eishockey in der Senderfamilie.

Während man in Unterföhring nach wie vor nach einem geeigneten NFL-Nachfolger sucht und manche Prestigerechte irgendwo im Niemandsland versanden, hat man bei einer Sache deutlich geschlafen: Frauen-Fußball. Sicherlich, der Hype, den die Europameisterschaft 2022 in England ausgelöst hatte, war im vergangenen Jahr mit dem frühen Ausscheiden in der Gruppenphase etwas verpufft. Doch die heimische Bundesliga entwickelt sich derzeit stetig weiter und sorgt auch immer wieder auf der internationalen Bühne für Furore. Der FC Bayern München hat dem Serienmeister VfL Wolfsburg den Rang abgelaufen und dies mit einer eindrucksvollen 4:0-Klatsche untermauert. Das Spiel lief am Samstagvorabend im Ersten auf dem gewohnten «Sportschau»-Sendeplatz. Das Topspiel verfolgten ab 17:45 Uhr 2,04 Millionen Zuschauer. Mit 0,26 Millionen Sehern unter 50 Jahren erntete man gute 9,8 Prozent. Es braucht nicht viel Fantasie, um zu argumentieren, dass einem selbsternannten Frauensender wie Sat.1 auch die Frauen-Bundesliga gut zu Gesicht stehen würde.

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