Interview

Michael Schaerer: ‚Das tierische Gegenüber immer respektieren‘

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Mit dem schweizerischen Produktionsteam vom «Tatort» ging Schaerer und seinen Team in den Zoo von Zürich – ein besonderer Betriebsausflug mit Affen und Elefanten.

Hallo Herr Schaerer. Sie haben den schweizerischen «Tatort» „Von Affen und Menschen“ inszeniert. Dieser spielt überwiegend in einem Zoo. Welchen tierischen Spaß hat eine solche Produktion?
Im Zoo zu inszenieren, erfordert komplettes Anpassen an die Bedürfnisse der Tiere, das bedeutet erstmal: Viel Geduld. Aber auch genaues Beobachten und dann schnelles Reagieren, wenn tierisches Verhalten die im Drehbuch gewünschten Erzählinhalte transportiert. Und immer wieder fühlt man sich von den Tieren selbst beobachtet...

Sie drehen auch nicht alle Tage in einem Zoo. Wie geht man an eine solche Produktion heran? Wie sehen die Schritte vom Drehbuch-Entwurf bis zur Produktion aus?
Schon in der Vorbereitungszeit gilt es, eng mit den verantwortlichen Tierpflegerinnen des Zoos abzuklären, welche Art von Störung im Alltag der Tiere akzeptabel ist. Dies wird dann ins Drehbuch umgesetzt. So verändern sich die Szenen, bis der Zoo seine Einwilligung erteilt. Bei der Umsetzung gilt es, alle Vereinbarungen einzuhalten und das tierische Gegenüber immer zu respektieren.

Gab es einen Zeitpunkt, an dem Sie das Drehbuch von Stefan Brunner und Lorenz Langenegger als nicht umsetzbar sahen?
Das großartige Drehbuch der beiden Drehbuchautoren schien mir vor allem in der Tonalität und Überhöhung eine reizvolle Herausforderung zu sein. Die Stränge der Nebenfiguren mit den Ermittlerinnen und ihren privaten Erzählungen in eine Balance zu bringen, hat enorm Freude gemacht.

Sie arbeiten unter anderem mit einem Affen zusammen, der erschlagen wurde und auch große Tiere wie Elefanten spielen eine Rolle. Wie bildgewagt ist der Film geworden?
Ein Spaß beim Filmemachen ist das Einfangen aber auch Entwerfen von Welten. Den Zoo und die Tiere so in die Handlung einzuweben, dass die Motive visuell und atmosphärisch packend sind, war ein Ziel für Kameramann Gabriel Sandru, Szenenbildnerin Marie-Claude Lang und mich.

Neben den vielen Tieren ist auch Sarah Viktoria Frick in einer Doppelrolle zu sehen. Wie trainieren Sie mit Schauspielern zwei unterschiedliche Persönlichkeiten?
Sarah Viktoria Frick als extrem versierte und erfahrene Bühnendarstellerin hat viele Angebote mitgebracht, aus denen wir bei den Proben auswählen konnten. Wir haben für beide Persönlichkeiten Stimmlage, Sprachrhythmus, Vokabular festgelegt, aber auch Körperhaltung und Bewegung. Diese klare Definition war enorm wichtig, weil Sarah zum Teil innerhalb von einer Szene von einer in die andere Rolle wechseln musste.

Wenn Tiere versterben, dann ist das traurigerweise eine „Sachbeschädigung“. Soll „Von Affen und Menschen“ mehr Respekt gegenüber Tieren vermitteln?
Ich bin kein Jurist und kann die Argumentation aus dem Gesetzestext nicht wiedergeben. Allerdings war ich ziemlich überrascht, als ich das erste Mal vernommen habe, dass man bei verstorbenen Tieren nur von „Sachbeschädigung“ spricht. Eine Frage wäre wohl, welch andere Handhabung ein Gericht hätte, wenn ein Tier ermordet wird und nicht als “Sache“ gilt. Aus Tierschutzperspektive würde ich mir für Tiere grundsätzlich mehr Respekt wünschen.

Gleichzeitig bekommen die Zuschauer bei „Von Affen und Menschen“ noch einen zweiten Handlungsstrang mit einer politischen Verstrickung ihrer Vorgesetzten serviert. Was kommt da auf uns zu?
Politische Verstrickungen und Abmachungen bei der Besetzung von politischen oder öffentlichen Ämtern passieren gefühlt oft im Verborgenen; die Seilschaften sind nicht publik. Umso mehr Spaß hat es gemacht, diese Erzählung im Tatort umzusetzen. Staatsanwältin Wegenast muss folgenschwere Entscheidungen für ihre Karriere treffen und ist mit einem Dilemma konfrontiert, dass ihr politisches Netzwerk strapaziert.

Vielen Dank für Ihre Zeit!

Der «Tatort» „Von Affen und Menschen“ ist am Sonntag, den 14. April zu sehen.

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