Interview

Laura Berlin: ‚Lena möchte aber kein zweites Kind‘

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In der neuen ZDFneo-Serie «Bauchgefühl» muss sich die Hauptprotagonistin über einen freiwilligen Schwangerschaftsabbruch entscheiden.

Hallo Frau Berlin! Vielen Dank für Ihre Zeit! Am 14. März startete in der ZDFmediathek die sechsteilige Instant-Fiction-Serie «Bauchgefühl». Ist das eine Abtreibungsserie?
«Bauchgefühl»“ behandelt das Thema ‚freiwilliger Schwangerschaftsabbruch‘ und die inneren und äußeren Konflikte, die mit so einer Entscheidung einhergehen. Wir begleiten Lena, eine junge Frau Anfang 30, die ungeplant schwanger wird und die schwere Entscheidung trifft, das Kind nicht zu behalten.

Aufgegriffen wird hier die aktuelle Debatte um den Paragraphen 218 StGB. Es geht um die Frage, wieviel Recht auf Selbstbestimmung einer Frau in solch einer Situation zugestanden wird, da das frühzeitige Beenden einer Schwangerschaft immer noch als Straftat gilt. Unter bestimmten Voraussetzungen ist ein Abbruch zwar straffrei, aber der Fakt, dass er immer noch offiziell kriminalisiert ist, hat einen großen Einfluss auf das soziale Klima. Es geht hier um ein grundlegendes Recht und ein Thema, das uns alle in irgendeiner Form betrifft, ob direkt oder indirekt.

Können Sie sich in das Hadern von Ihrer Filmfigur Lena hineinversetzen?
Ich möchte mir nicht anmaßen zu behaupten, dass ich nachvollziehen kann, was ein Mensch in so einer Situation wirklich durchmacht. Diese Entscheidung ist vielschichtig und sehr individuell, aber keine Frau geht diesen Schritt leichtfertig. In solch einer Situation wird oftmals alles infrage gestellt - und meistens bleibt nur ein sehr kleines Zeitfenster, um sich zu einer Entscheidung durchzuringen. Über meine Recherche und persönliche Gespräche mit Betroffenen durfte ich in ganz persönliche und konkrete Geschichten eintauchen und das hat mir geholfen, die Figur ‚Lena‘ auf verschiedenen emotionalen Ebenen kennenzulernen und mehr über die Thematik und die Debatte zu lernen.

Zahlreiche Frauen werden zunächst ungewollt schwanger, weil es oftmals keinen passenden Zeitpunkt im Leben für ein Kind gibt. Wird dieser Aspekt in der Serie auch thematisiert?
Lena ist bereits Mutter und liebt ihre Tochter sehr. Sie möchte aber kein zweites Kind. Sehr oft ist es eine Frage des Zeitpunkts. In dem Lebensabschnitt, in dem sich Lena gerade befindet, steht für sie fest, dass sie kein Kind bekommen will. Das heißt nicht, dass sie sich nicht vorstellen oder wünschen würde, noch einmal Mutter werden, aber jetzt ist es einfach der falsche Zeitpunkt. Auch wenn von außen betrachten augenscheinlich doch „alles passt“ - am Ende ist es ganz unabhängig davon ihr Körper und ihre Entscheidung.

Wie würden Sie Lena beschreiben?
Lena ist ein intelligenter, liebevoller und lebensfroher Mensch. Sie liebt ihre kleine Familie, hat ambitionierte Pläne für die Zukunft und viel Freude in ihrem Beruf als Lehrerin. Zusammen mit ihrem Mann Felix und ihrer gemeinsamen Tochter Greta plant sie demnächst für ein paar Jahre nach Bangkok zu ziehen, um dort zu unterrichten. Mit dem positiven Schwangerschaftstest ändert sich Lenas Leben schlagartig und sie steht vor der vermutlich schwierigsten Entscheidung ihres Lebens.

Das ZDF hat «Wieder Lena» als Instant-Fiction-Serie in Auftrag gegeben. Was unterscheidet dies von einer normalen Produktion?
Instant-Fiction oder Instant-Serien sind ein recht neues Konzept und eine Sonderform im fiktionalen Bereich. Durch einen beschleunigten Entwicklungs- und Produktionsprozess möchte man so schneller auf aktuelle Debatten und Themen reagieren. Für fiktionale Projekte braucht es normalerweise einige Jahre bis zur Veröffentlichung. Bei Instant-Fiction geht alles sehr viel schneller, von der Entwicklung bis zur Ausstrahlung dauert es nur wenige Monate.

An Ostern lief die Dokumentation «INRI – Was musste Jesus sterben» im ZDF. Sie verkörpern Maria von Magdala. Wie umfangreich waren die Dreharbeiten?
Die Dreharbeiten umfassten mehrere Wochen. Das Team ist dafür u.a. nach Israel und nach Marokko gereist. Die Spielszenen mit Darstellern wurden ausschließlich dort gedreht, genauer gesagt in Ouarzazate. Die Stadt hat eine beeindruckende Filminfrastruktur, da dort in der Vergangenheit viele große internationale Filmklassiker wie «Lawrence von Arabien» oder «Gladiator» gedreht wurden und seitdem nutzen viele Produktionen, nationale und internationale, die dort ansässigen Studios und die eindrucksvolle Umgebung von Ouarzazate als Drehorte.

Haben Sie die Dokumentation schon sehen können? Oder schauen Sie diese gemeinsam mit Familie oder Freunde?
Ich durfte den Film bereits in einer frühen Fassung sehen. Es ist ein sehr spannendes und bewegendes Porträt über Jesus letzte Tage und seine Gemeinschaft entstanden.

In der Netflix-Serie «Vikings. Valhalla» verkörpern Sie Emma von der Normandie. Welche Rolle haben Sie dort genau übernommen?
Meine Rolle Emma of Normandy basiert auf einer realen historischen Persönlichkeit. Als Tochter von Richard I. um 984 in der Normandie geboren, wird sie als junges Mädchen mit dem englischen König verheiratet, um die Allianz mit England zu sichern. Sie weiß zwar sehr genau, was von ihr als junge Königin an der Seite ihres mächtigen Ehemannes erwartet wird, aber Emma ist zu klug und ambitioniert, um ein Schattendasein zu führen. Ihr Einfluss auf das politische Geschehen wächst und durch ihre Weitsicht und ihr Talent als Strategin wird sie schnell zur einflussreichsten und wohlhabendsten Frau ihrer Zeit.

MGM Television hat schon zwei Staffeln abgedreht. Gibt es schon Neuigkeiten für eine dritte Runde?
MGM und Netflix haben schon früh entschieden, drei Staffeln von «Vikings: Valhalla» zu produzieren. Die Dreharbeiten sind bereits abgeschlossen und die finale Staffel wird voraussichtlich 2024 erscheinen.

Vielen Dank für Ihre Zeit!

Sowohl «Bauchgefühl» wie auch ««INRI – Was musste Jesus sterben» sind in der ZDFmediathek abrufbar.

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