Hintergrund

Das Jüngste Quoten-Gericht: Sollte «red.» zurückkehren?

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Montags blickt Quotenmeter auf aktuelle Quoten-Highlights und Marktanteil-Flops und ordnet diese ein. Diesmal geht es um das Nachfolgeprogramm von «Germany’s Next Topmodel» und die Frage: Warum verzichtet ProSieben auf die große Bühne?

Die großen Glanzzeiten von «Germany’s Next Topmodel» scheinen vorbei, regelmäßige Reichweiten jenseits der zwei Millionen gehören der Vergangenheit an. Dennoch läuft es für die ProSieben-Sendung derzeit gut. Im Februar verzeichnete man den erfolgreichsten Staffelstart seit 15 Jahren und fuhr 23,3 Prozent Marktanteil ein, auch die Umstyling-Episode am 21. März sicherte sich starke 23,2 Prozent. Im Schnitt kommt die 19. Staffel aktuell auf 18,9 Prozent Markanteil – ein Topwert für den kriselnden Unterföhringer Privatsender.

Umso fragwürdiger ist es, dass die Programmplaner den Programmplatz im Anschluss an «GNTM» derart verschwenden. Nach dem Sender-Aushängeschild ging in den ersten Wochen das Billig-Reality-Format «Bei Gina-Lisa läuten die Hochzeitsglocken» on air, das in Doppelfolgen gesendet wurde. Die Werte waren zwar direkt im Anschluss an die Modelsuche zwar recht solide, doch 45 Minuten später lagen die Werte deutlich unter dem Anfangsniveau. Für den Aufwand sprangen aber immerhin durchschnittliche Werte heraus. Problematischer ist da schon die Wiederholung von «Beauty & The Nerd». Der Nerd-Wettbewerb lief bereits im vergangenen Sommer zur besten Sendezeit, sodass dem geneigten ProSieben-Reality-Zuschauer das Ergebnis bekannt sein dürfte.

Entsprechend schlecht ist die Formkurve der vergangenen Wochen. Obwohl es ProSieben mit «Germany’s Next Topmodel» schafft, die Endzeiten so einzupendeln, dass «Beauty & The Nerd» mit den Europokal-Übertragungen bei RTL wenig bis keine Überschneidungen hatte, baute die Sendung immer weiter ab, statt Fußball-Abschalter abzufangen. Von anfangs ordentlichen 8,2 Prozent blieben zuletzt nur noch 2,9 Prozent übrig. Am vergangenen Donnerstag wurden nur 100.000 werberelevante Zuschauer ab 23:00 Uhr gemessen. Die Einschaltquote fiel mit 4,6 Prozent sehr mager aus. «GNTM» verbuchte zuvor 0,85 Millionen Jüngere und 16,2 Prozent.

Dass sich ProSieben um so manche Problemstelle in der Primetime sorgt, beweist der Sender derzeit am Mittwochabend. Nach den Dürre-Jahren von «Zervakis & Opdenhövel. Live.» versucht man mit weiteren Comedy-Formaten im Anschluss an «TV total» zu punkten und testete zuletzt «rent a Comedian» sowie «Bratwurst & Baklava – Die Show» und versucht derzeit mit «Die Quatsch Comedy Show» einen gelungenen Audience-Flow zu generieren. Am Donnerstagabend bleibt es bei Zweitverwertungen. Am Donnerstag endet die Nerd-Schönheiten-Reality, in den kommenden Wochen darf sich die österreichische Version von «Forsthaus Rampensau» versuchen. Die siebenteilige Reality-Show stammt aus dem Jahr 2022, damals war sie für Joyn ein großer Erfolg und veranlasste auch die deutsche Adaption «Forsthaus Rampensau Germany», die zu Jahresbeginn bei ProSieben aber nur mäßige Leistungen ablieferte.

Von einem passenderen Nachlauf trennte man sich zuletzt aufgrund von Sparmaßnahmen. Der Sender verzichtet auf eine wöchentliche Ausgabe des Promi-Magazins «red.», was im Zusammenspiel mit «Germany’s Next Topmodel» stets gut bis sehr gut funktionierte. Im vergangenen Jahr bewegte sich «red.» häufig im zweistelligen Quoten-Bereich. Die Sendermarke besteht in anderer Form und Stelle weiterhin, im Anschluss an «The Masked Singer» versorgt die «red.»-Redaktion den Sender mit einer Aftershow. Da aber der Kostüm-Show inzwischen noch stärker als «GNTM» die Zugkraft abhandengekommen ist, lief es zuletzt mit 6,9 und 6,2 Prozent auch nicht mehr so toll. Die Einstellung der regelmäßigen Sendung war hinsichtlich der schwachen Quoten ohne guten Vorlauf richtig, aber von einer in ähnlicher Form umgesetzten «red.»-Sendung würde ProSieben sicherlich auch am «GNTM»-Donnerstag profitieren. Stattdessen klappt man nach dem Quotengaranten die Gehsteige hoch. Die Frage muss erlaubt sein: Warum eigentlich? Schließlich leistet man sich auch ein inzwischen arg quotenmüdes «Late Night Berlin» am Dienstagabend, das im Prinzip auch nur dann funktioniert, wenn «Joko & Klaas gegen ProSieben» antreten.

Blickt man von Unterföhring nach Köln stellt man fest, dass die Promi-Marke «Exclusiv» im Anschluss an «Let’s Dance» jeden Freitag das RTL-Publikum auch nach der mehrstündigen Live-Show bei Laune hält. Die 20- bis 30-minütigen Ausgaben bringen es am späten Abend noch immer auf hohe Quoten, die auch dem «RTL Nachjournal» gute Zahlen ermöglichen. Diese Programmstruktur fehlt ProSieben – ein anderes Problem der Münchner Sendergruppe.


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