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Im Mittelpunkt der neuen Serie von Igor Gotesman und Pierre Niney steht der junge Regisseur Raphaël Valande, der seinen Debütfilm zu Ehren seiner Großmutter drehen möchte. Doch am Set beginnen die Dreharbeiten schief zu laufen, das Unterfangen entwickelt sich zu einem Desaster. Zu allem Überfluss versuchen die Schauspieler auch noch, den Film zu sabotieren. Doch die siebenteilige Serie beweist einmal mehr, was in der Branche schon lange hinter vorgehaltener Hand getuschelt wird: Netflix kann keine Comedy.
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Es macht zwar Spaß, dass man nach dem Vorspann ein richtiges Filmset sehen kann, doch die gesetzten Witze sind unlustig. Der Produzent läuft durch die Kulissen und nennt den Kameramann Slice, der erwidert, er hieße eigentlich Jean Robert. Es folgt eine Szene zwischen dem Regisseur Raphaël und seiner Hauptdarstellerin Ingrid, indem sie über Raphaël Großmutter Huguette reden. Sie rettete im Zweiten Weltkrieg zahlreiche französische Juden vor den Nationalsozialisten. Schließlich dreht sich das Gespräch, dass Raphaëls Eltern früh verstarben und er bei Huguette aufwuchs. Er machte dann Witze darüber, dass seine Großmutter vielleicht auch seine Eltern getötet haben könnte. Also ein Meta-Witz, nur schade, dass der überhaupt nicht lustig ist. Es folgt ein Gespräch, dass Ingrid nicht besonders aufgeregt sei, da es schließlich nicht ihr erster Dreh sei. Raphaël antwortet dann, das sei auch nicht seiner. Nur um sich danach zu verbessern.
Schließlich beginnen die Dreharbeiten. Eine Assistentin weist Raphaël darauf hin, er müsse „Und bitte!“ sagen. Das sagt er recht leise, weshalb – man ahnt es schon, welcher Witz kommt – die Assistentin bittet, es lauter zu sagen. „Viel Lauter“, antwortet Raphaël und der Fernsehzuschauer beömmelt sich auf dem Sofa vor Lachen.
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Es folgten weitere solcher Szenen, deren Charme überhaupt nicht funktioniert. Raphaëls Bruder Tom kommt ans Set und fragt nach, ob dieser schon sein Drehbuch durchgelesen habe. Später bekommen die Zuschauer auch die echte Huguette zu sehen, die sich über Nichtigkeiten am Set beschwert. Die Lampenschirme am Kronleuchter seien nicht das Original. In der Pause kommt es wieder zu einer Konversation zwischen Ingrid und dem Regisseur, der ihr empfiehlt, Method-Acting zu betreiben. Die Anfang der 1950er Jahre entwickelte Schauspielmethode ist ein vollkommenes Aufgehen des Schauspielers in seiner Rolle. Nun schreit sie alle Personen hinter den Kulissen an, besonders witzig ist das nicht.
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Nachdem Netflix mit «Lupin» ein tolles Projekt realisierte, wundert man sich schon, dass «Fiasko» eine solche Grütze ist. Die Franzosen haben durchaus lustige Comedy-Projekte geschaffen, doch die Serie von Igor Gotesman und Pierre Niney besticht durch vorhersehbare Witze, die zum großen Teil noch nicht einmal aufgehen. «Fiasko» ist tatsächlich ein Fiasko.
«Fiasko» ist seit Dienstag, den 30. April 2024, bei Netflix verfügbar.
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