Hallo Herr Klein. Sie spielten erst kürzlich noch in der Das Erste-Serie «In aller Freundschaft» mit. Wie hat Ihnen die Zeit in Leipzig gefallen?
Bei einer Serie wie «In aller Freundschaft» ein Teil der Geschichte sein zu dürfen, adelt natürlich. Eine Uhr, die jeden Dienstagabend so erfolgreich ein so zahlreiches Millionen- Publikum erreicht und seit 25 Jahren tickt, ist auf dem deutschen Fernsehmarkt etwas Besonderes. Das liegt zum einen an den wunderbaren Kollegen, aber auch an dem Team, das zum Teil seit Jahrzehnten besteht und gewachsen ist. Ein Team, bei dem ich mich unabhängig von Gewerk oder Funktion immer sehr willkommen gefühlt habe. Kurzum, ich hab‘ die Zeit in der Sachsenklinik sehr genossen.
Sie verkörperten dort den Physiotherapeuten Darren Macneil. Nach knapp eineinhalb Jahren war für Sie dort allerdings Schluss. Warum?
Tatsächlich war die Idee mit der Figur zum Zeitpunkt der Anfrage noch eine etwas andere. Dass Darren jedoch erstmal eine begrenzte Zeit bleiben werden würde, war von vornherein klar. Aber er ist ja auch nicht aus der Welt, sondern nur in Schottland.
In den vergangenen Monaten haben Sie «Die Landarztpraxis» für Sat.1 gedreht. Welche Figur verkörpern Sie und in welcher Beziehung mit den Hauptdarstellern stehen Sie?
Die neue Figur in der «Landarztpraxis» heißt Lukas Seidl und verstärkt unter anderem das Team der Bergretter um seinen alten Freund Max und Jungspund Emilio. Lukas ist Wiesenkirchener und natürlich hat man in so einer kleinen Gemeinde und Gemeinschaft mit jedem etwas zu tun. Wie sich da allerdings neue und alte Verbindungen finden und knüpfen, wird man dann mit dem Sendestart am 7. Mai sehen können.
Wie würden Sie Ihr Alter Ego charakterisieren?
Lukas hat eine tragische Geschichte im Gepäck und ich würde ihn jetzt nicht als jemanden beschreiben, der mit sich wirklich im Reinen ist. Er hat den unbedingten Wunsch, mit seinen Altlasten aufzuräumen und muss sich dazu natürlich alten Verletzungen stellen. Aber nicht nur mit denen sieht er sich konfrontiert. Eine unerwartet leichte Perspektive für die eigene Zukunft stellt die Weichen nochmal ganz neu. Er ist mit seinen Idealen und Werten ein starker Charakter, auf den man sich verlassen kann. Integrität, Loyalität und Vertrauen sind sicher Attribute, die ihn im Kern beschreiben, auch wenn dieser Kern hier und da natürlich ins Wanken und Wackeln gerät. Die Figur hat wahnsinnig starke Ausschläge, birgt eine Unmenge an Spielaufgaben und fordert eine ganze Menge. Eine Forderung, der ich mich wirklich gerne Stelle.
Sie haben am Schliersee gedreht. Konnten Sie noch den goldenen Herbst mitnehmen oder wirkt die Serie jetzt winterlicher?
Noch bin ich nicht in den Genuss gekommen, am Schliersee zu drehen, aber ich
freue mich auf nächste Woche, da ist es dann endlich so weit! Vom Look wird die Serie dem Frühling und Sommer aber wohl treu bleiben.
Mit «Die Landarztpraxis» hat Sat.1 eine funktionierende tägliche Serie im Programm. Merken Sie die Euphorie der Beteiligten, dass die Serie ab 7. Mai fortgesetzt wird?
Die Euphorie ist natürlich groß. Alle Beteiligten sind gespannt darauf, wie die neuen Geschichten aus Wiesenkirchen beim Publikum ankommen und natürlich auch, ob die bis jetzt schon sehr ansehnliche Fangemeinde des Formats noch weiteren Zuwachs bekommt. Klar ist natürlich, dass mit neuen Figuren auch der Teppich der Geschichten ein bisschen weiter geknüpft wird. Nach allem was ich bisher schon sehen durfte, erwartet das Publikum ein spannendes Wiedersehen mit alten Bekannten und tollen Kollegen aus Staffel Eins. Gemeinsam mit den „Neuen“ wird dann hoffentlich ausgiebig der Puls ins Schwanken gebracht 😉
Sie durften zwischen 2018 und 2021 auch in der RTL-Produktion «Sankt Maik» mitwirken. Waren Sie enttäuscht, dass RTL die letzten Episoden im August 2021 jeweils im Viererpack versendet hat?
Mit «Sankt Maik» hab ich gewissermaßen meine ersten Schritte in die Film und Fernsehwelt gesetzt und natürlich haben solche ersten Eindrücke immer einen sehr besonderen Flair. Die Serie kam bei einem breiten Publikum sehr gut an und hätte eigentlich einen noch größeren Wirkungskreis verdient. Das Konzept, die Figuren und das Ensemble waren und funktionierten erstaunlich gut. Zuletzt durfte ich mich sogar einer spielerisch und technisch wirklich herausfordernde Aufgabe stellen, indem ich meinen eigenen Zwillingsbruder spielte. Natürlich ist es dann ein bisschen Bitter, wenn man ein so liebevoll gestaltetes Weekly- Format zum Binge-Watchen deklassiert.
Sowohl die «Landarztpraxis» als auch «Sankt Maik» waren deutsche Originale. Brauchen wir in Deutschland mehr Mut abseits der Krimis?
Wie genau man den deutschen Markt „besser“ macht, liegt ja immer auch sehr
daran, aus wessen Perspektive man auf Ihn schaut. Wenn man nach der Wirtschaftlichkeit geht, scheinen die Trash-TV-Inhalte offenbar zu boomen. Bei fiktionalen Stoffen finden sich spannender Weise immer wieder Ausreißer, die neue Wege suchen und finden. Ich geh gerne auf Filmfeste und schaue mir an was neu auf den Markt kommt. Neben Titeln wie «Boom Boom Bruno», der zwar nach
klassischem Krimi aussieht, es aber so gar nicht sein will, gibt es mit «Sloborn», «Oderbruch», «Legend of Wacken» oder «Nackt über Berlin», immer mehr Eindrücke von starkem Potential - gerade serieller Formate - die große Lust auf mehr machen. Ich finde das mutig und freue mich, wenn die Luft nach oben noch dünner wird.
Sie wirkten auch in «Ein Sommer in Oxford» und «Inga Lindström» mit. Blicken Sie gerne auf diese Zeit zurück?
Die beiden Filme in denen ich mitspielen durfte waren meine ersten Langfilm- Erfahrungen. Anders als bei einer Serie, wo das ganze Produkt mit allen Beteiligten unaufhörlich zu pulsieren scheint, ist das Drehen dieser beiden Filme immer ein bisschen gewesen wie ein Tauchgang. Man trifft sich, um eine Geschichte so liebevoll zu erzählen, wie es möglich ist und versucht rauszufinden, wie man bei dem gesteckten Rahmen das beste Ergebnis bekommen kann. Natürlich hilft dabei auch die Übersicht der zu erzählenden Geschichte. Ein klarer Start und ein klarer Endpunkt machen die Amplituden der Figur greifbarer und leichter zu fassen. Wenn dann das Ganze auch noch vor so malerischen Kulissen wie in diesen beiden Filmen passiert, kann einem das Auftauchen, nachdem alles im Kasten ist, schon mal schwer fallen.
Sie waren an vielen verschiedenen Theatern tätig. Worauf blicken Sie gerne zurück?
Das Spiel auf der Bühne ist eine Ode an den Moment und das Jetzt. Wenn man erleben darf, wie eine Figur auf der Bühne den Atem eines gesamten Publikums beeinflussen kann, in dem sie sich genau diesem Jetzt schonungslos aussetzt, hat das was Magisches. Der Moment der Wirkung ist unmittelbar. Ich durfte diese Magie ganz laut- bei rasanten Degengefechten als Mercutio oder feuerspuckender Staubfinger erleben, sowie ganz leise bei Stücken wie „Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran“. Auch leise und bedrückend dringlich ist der Weckruf gegen das Vergessen mit „Empfänger Unbekannt“. Einem Stück, in dem ich gemeinsam mit einem Kollegen wenigstens manchmal noch das Glück habe, den Weg auf die Bühne zu finden.
Unabhängig davon, über welches Medium die Geschichten erzählt werden,
welches Format sie schlussendlich haben, oder was die Absicht hinter der Idee ist: Man ist selbst als Solist nie Solist. Ich hatte und habe immer sehr viel Glück gehabt mit Menschen, die vor, hinter und neben der Kamera, sowie auf, hinter und neben der Bühne gewirkt und gebrannt haben. Für das, was sie tun.
Geschichten erzählen. Und das am besten gemeinsam.
Danke für das Gespräch!
Die neue Staffel von «Die Landarztpraxis» ist ab 7. Mai in Sat.1 zu sehen.
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