Interview

Eric Bouley: Es kommt ein ‚packender Psychothriller‘

von

Quotenmeter sprach mit dem UFA Fiction-Produzent von «Unsichtbarer Angreifer» über Smartphones, KI und der Hauptdarstellerin Emily Cox.

Hallo Herr Bouley. Ich nutze seit Jahren Automatisierungstools von Amazon und anderen Geräten. Eine Alexa steht in Millionen von Wohnungen. Müssen wir vor solchen Geräten Angst haben?
Ich glaube, dann müssten wir genauso viel Angst vor unserem Handy, unserer Smartwatch etc. haben. Meine größte Angst vor meiner Alexa ist, dass sie mir irgendwann auf den Kopf fällt, weil sie so hoch oben auf dem Kühlschrank steht. Und es ist ja immer noch uns selbst überlassen, ob wir die Alexa überhaupt aufstellen, oder nicht. Natürlich können diese Geräte auch ein potentielles Einfallstor sein und machen uns ein Stück weit transparenter, aber zu Hause können wir zum Glück größtenteils selbst entscheiden, welche und wie viel Technik wir durch unsere Haustür lassen und in unseren Alltag integrieren.

Wenn die vernetzte Waage mein Gewicht speichert, die Payback-App meinen Einkauf scannt und schließlich die Krankenkasse mich ermahnt, gesünder zu leben, könnte man schon Ängste entwickeln. Hat das also nicht nur Vorteile?
Man könnte es auch anders sehen und froh sein, dass die Krankenkasse darauf hinweist und es solche automatisierten Prozesse gibt. Vielleicht war mir gar nicht bewusst, was mein Essverhalten mit mir macht? Ich versuche immer erst mal das Positive an solchen Möglichkeiten zu sehen. Wir werden die digitale Revolution nicht aufhalten können, versuchen wir also das Beste draus zu machen und sie zu unseren Gunsten zu nutzen. Ich finde diese manchmal sehr deutsche Haltung, immer erst das Negative zu sehen, anstrengend. Ich kann z.B. verstehen, wenn Menschen viel lieber personalisierte Werbung beim Scrollen bekommen, die sie auch direkt anspricht, als Dinge, die man überhaupt nicht braucht. Die Werbung kommt doch so oder so, das wird sich nicht ändern lassen. Ich denke, es liegt letztlich an uns als Gesellschaft, zu entscheiden, ob wir den Fokus der künstlichen Intelligenz auf die Bedürfnisse der Menschen legen oder ob wir sie primär auf schnellen Profit ausrichten wollen.

In «Unsichtbarer Angreifer» ist eine Therapie-Applikation für das Smartphone mit künstlicher Intelligenz am Start. Wie soll eine künstliche Intelligenz über richtig und falsch entscheiden? Nehmen wir an, dass ein Mann eine Person töten will, die KI erfährt davon und das Navigationssystem lässt ihn gegen eine Wand fahren. Ist das die richtige Entscheidung?
KI besitzt keine intrinsische Moral, sondern ist lediglich in der Lage, menschliche Moral zu simulieren. Sie kann dabei unterstützen, komplexe Entscheidungen zu treffen. Ihr Beispiel ist ja eher ethischer Natur. Ob KI ethisch korrekte Entscheidungen treffen kann, lässt sich, glaube ich, pauschal nicht beantworten. In diesem Beispiel würde sich die KI an den Entscheidungen orientieren, die bisher von Menschen in ähnlichen Situationen getroffen wurden – unabhängig davon, ob diese gut oder schlecht, richtig oder falsch waren.

Das ZDF hat den Stoff «Unsichtbarer Angreifer» erworben. Was erwartet die Fernsehzuschauer darin?
Die Zuschauer:innen erwartet einen packenden Psychothriller, der eines der spannendsten und wichtigsten Themen unserer Zeit behandelt, ohne dabei zu glorifizieren noch zu verteufeln, sondern der unseren Umgang damit auf fesselnde Weise hinterfragen soll.

Der Spielfilm ist unter anderem mit Emily Cox besetzt, die derzeit zahlreiche Hauptrollen bekommt. Ist sie der aufstrebende Star des Jahres?
Emily Cox ist einfach eine herausragende Schauspielerin und eine mindestens genau so tolle Person, mit der es eine große Freude ist zu arbeiten. Es freut mich sehr, dass sie – neben unserer Produktion – aktuell in so vielen großartigen Projekten mitspielt. Sie ist einfach eine Bereicherung für jeden Film oder jede Serie und ich freue mich, dass die Zuschauer:innen das genauso sehen.

Was macht die Kameraführung bei «Unsichtbarer Angreifer» so spannend?
Unsere fantastische Kamerafrau Monika Plura hat hier wirklich etwas Großartiges geschaffen und durch ihre Arbeit eine ganz besondere, beklemmende Atmosphäre hergestellt, die den Psychothriller durchzieht. Die kriechende Kamera über den Boden, die wie das Böse schleichend daherkommt. Das vermeintlich sichere, gemütliche Zuhause, dass sich Stück für Stück zum Albtraum entwickelt. Man spürt deutlich, dass Monika eine große Horrorfilmaffinität hat, und das kommt hier toll zur Geltung.

Kamerafrau Monika Plura dreht den Film, ihre Zwillingsschwester Martina übernahm die Regie. Haben die beiden auch in Sachen Herstellung eines Filmes eines dieser besonderen Verhältnisse, von denen man immer hört?
Ich fand es eine große Bereicherung, dass sowohl Regie als auch Kamera von Anfang an immer mit dabei sind. Darüber hinaus sind die beiden natürlich eingespielt, können sich blind vertrauen und auch auf etwaige Probleme sofort reagieren. Das hat vieles vereinfacht und beschleunigt. Es war auf jeden Fall ein großes Geschenk mit beiden zu arbeiten und ich hoffe, das Projekt war der Startschuss für noch viele weitere Projekte mit ihnen.

Erst vor wenigen Tagen hat Das Erste «Mordnacht» im Ersten ausgestrahlt. Lohnt sich der Film noch einmal in der Mediathek anzuschauen?
Ich habe damals zwar «Mordnacht» gemeinsam mit meinem damaligen Kollegen Christopher Sassenrath und Drehbuchautor Janosch Kosack initiiert, aber das Projekt hat letztendlich X Filme produziert, da ich damals zur UFA gegangen bin. Aber der Film lohnt sich allemal und ist wirklich eine herrlich witzige und absurde Krimikomödie, die wahnsinnig viel Spaß macht!

Zahlreiche Streamingdienste ziehen sich von fiktionalen Produktionen zurück. Spüren Sie diesen Trend?
Selbstverständlich lässt sich dieser Trend spüren. Durch den Rückzug von so großen Abnehmern wie bspw. Sky fällt automatisch ein wichtiger Auftraggeber weg. Gleichzeitig wird aber die Konkurrenz um die Sendeslots nicht weniger. Das ist ein sehr bedauerlicher Trend, der vermutlich noch nicht am Ende, aber aus wirtschaftlicher Sicht auch verständlich ist. Fiktionales Programm ist meistens teuer und wenn nicht genügend Zuschauer:innen bereit sind dafür zu bezahlen, müssen wir als Programmmacher:innen schauen, dass wir mehr Serien und Filme herstellen, die beim heimischen Publikum entsprechend reüssieren.

Vielen Dank für Ihre Zeit!

«Unsichtbarer Angreifer» ist am Montag, den 13. Mai, im ZDF zu sehen.

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