Stab
Darsteller: Eva Löbau, Hans-Jochen Wagner, Ulrike Arnold, Rüdiger Klink, Bekim Latifi, Christoph GlaubackerMusik: Sven Rossenbach, Florian van Volxern und Leo Michael Henrichs
Kamera: Andreas Schäfauer
Drehbuch: Stefanie Veith
Regie: Stefan Krohmer
Die Stärke des Films liegt zuvorderst in der komplexen Figurenzeichnung und der atmosphärischen Dichte. Hansi Pagel, überzeugend gespielt von Rüdiger Klink, dessen Darstellung die Zuschauer in die Abgründe seiner zerrissenen Psyche blicken lässt, ist eine faszinierende, wenn auch beunruhigende Figur. Seine Hoffnung auf Freilassung und die damit verbundenen Ängste seiner Familie und Mitinsassen bieten reichlich Stoff für dramatische Konflikte.
Franziska Tobler und Friedemann Berg, gespielt von Eva Löbau und Hans-Jochen Wagner, bieten solide Leistungen, wenn auch ihre Charaktere manchmal unter den gewichtigen Lasten der Klischees leiden, die man von langjährigen Krimireihen bisweilen schlicht erwartet. Tobler, die toughe, unerschütterliche Ermittlerin, und Berg, der nachdenkliche, melancholische Kollege, sind wohlbekannte Archetypen, die hier ohne große Überraschungen präsentiert werden. Die narrative Struktur des Films bleibt dabei weitgehend konventionell und bietet den üblichen Mix aus Verdächtigen, falschen Fährten und plötzlichen Wendungen. Während die ersten beiden Akte mit angemessener Spannung aufgebaut werden, verliert der Film gegen Ende etwas an Fahrt. Die Auflösung des Falls wirkt überhastet und hinterlässt einige lose Enden, die nicht zufriedenstellend verknüpft werden.
Eine der größten Schwächen des Films ist die allzu offensichtliche Zeichnung von Gut und Böse. Hansi Pagel wird durchwegs sehr eindimensional präsentiert, was es schwer macht, die nötige Ambivalenz zu empfinden, die ein vielschichtiger Krimi eigentlich benötigt. Die Opferrolle seiner Familie und die skurrile Abhängigkeit seines Zellengenossen wirken zu plakativ und lassen wenig Raum für differenzierte Charakterentwicklungen.
Visuell bietet der Film indes einige gelungene Momente. Die Schauplätze, insbesondere die düsteren Ecken des Schauinslandes, tragen zur bedrückenden Atmosphäre bei und verstärken die Spannung der Handlung. Die Kameraarbeit und die Lichtsetzung sind kompetent und schaffen es, die klaustrophobische Enge der forensischen Klinik sowie die weite, trostlose Landschaft des Schwarzwalds wirkungsvoll einzufangen. Der Film versucht dabei, sich mit gesellschaftlich relevanten Themen wie psychischen Erkrankungen und häuslicher Gewalt auseinanderzusetzen, bleibt dabei aber oft an der Oberfläche. Statt tiefgründiger Auseinandersetzung gibt es zu plakative Aussagen, die den komplexen Themen nicht immer gerecht werden.
Der Film «Tatort – Letzter Ausflug Schauinsland» wird am Montag, den 20. Mai um 20.15 Uhr im Ersten ausgestrahlt.
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