Als einziger deutscher Fernsehsender hat das Zweite Deutsche Fernsehen einen erfolgreichen Nachmittag, der auch nach Jahren keine wirklich rückläufigen Einschaltquoten vorweist. Das Mittagsprogramm startet mit einem 15-minütigen «heute»-Sendung, allerdings nur mit deutschen Themen. Die seit 20 Jahren aktive «Küchenschlacht» folgt mit wechselnden Gastgebern und einer Woche lang mit den gleichen Hobbyköchen. Fünf Minuten Nachrichten bringt «heute Xpress» zur vollen Stunde, ehe «Bares für Rares» ansteht. In der Sendung verkaufen ältere Menschen ihre Schmuckstücke, während jüngere Zuschauer sich wundern, was man für diesen Krempel alles bekommt. Horst Lichter ist ein Original, den viele Menschen gerne sehen. Um 16.00 Uhr gibt es die Europa-Nachrichten, ehe der Schmunzel-Krimi «Die Rosenheim-Cops» Millionen in den Bann zieht.
Die werktägliche 18-Uhr-Stunde ist mit verschiedenen «SOKO»-Serien besetzt, auf dem 19.25-Uhr-Slot wechseln sich «Wiso» (montags), «Rosenheim-Cops» (dienstags), «Blutige Anfänger» (mittwochs), «Notruf Hafenkante» (donnerstags) und «Bettys Diagnose» (freitags) ab. Nach fünf Jahren sind die Tage von «Blutige Anfänger» gezählt, auch schon «Hotel Mondial» vergruben die Programmverantwortlichen auf dem Fernsehfriedhof. Auf diesem Slot werden keine Medientheken-Serien wiederholt, die sonst außerhalb der Wahrnehmung bei ZDFneo versendet werden, sondern die erfolgreichen «besseresser»-Shows mit Sebastian Lege oder demnächst auch die «Gartenprofis». Der Mittwochvorabend ist einer der wenigen werktäglichen Baustellen, an der das ZDF derzeit versucht zu arbeiten.
Dazu zählt auch der Samstagvorabend: Abseits von Leichtathletik und Wintersport ist Programmplatz enttäuschend. Seit Jahren schon plätschert das Programm ohne wirkliche Aussicht auf Besserung vor sich hin. Inzwischen laufen vor dem «Länderspiegel» ebenfalls die werktägliche Trödelshow und die Rosenheimer Polizisten, im Anschluss sind Wiederholungen von «SOKO München» und «Der Bergdoktor» zu sehen – funktioniert hat die Programmgestaltung aber nie. Am Sonntag sind vereinzelt Magazine, politische Sendungen und «Terra X» zu sehen. Doch vor 18.00 Uhr läuft das Programm auch eher schlecht als recht.
In der Primetime dominieren zahlreiche Krimis: Regelmäßig läuft montags, mittwochs und freitags sowie samstags Mord und Totschlag. Am Freitag kommt es – wenn auch erfolgreich – nach zwei Serien mit «heute show» und «ZDF Magazin Royale» zum Genre-Bruch, die Einschaltquoten sind dennoch super. Der Dienstag ist der Informationstag, der zu oft enttäuschende Werte einfährt. Eine Strategie, die Marken erfolgreich zu machen, gibt es hingegen nicht. Am Sonntagabend laufen Familien-Liebeskomödien, der Donnerstag gehört Serien wie «Der Bergdoktor» und «Die Bergretter», die allerdings schon zahlreiche Staffeln auf den Buckeln haben. Zuletzt gelang es dem ZDF dort nicht – wie am Sonntagabend – erfolgreiche neue Formate zu etablieren. Am Mittwoch erscheint regelmäßig eine neue «Aktenzeichen XY… ungelöst»-Ausgabe, die weit über fünf Millionen Zuschauer erreicht.
Das «heute journal» ist das Bindeglied zwischen Primetime und Spätprogramm. Am Montag werden britische und amerikanischen Filme und Serien gezeigt, am Dienstag laufen Dokumentationen wie «37°» oder Kabarett-Programme wie «Die Anstalt». Andere Formate wie «Mann, Sieber!» hat die Programmgestaltung abgesetzt. Außerdem ist Markus Lanz mit seiner gleichnamigen Show ab Dienstag bis Donnerstag am späten Abend vertreten. Lanz holt mit seinen Gästen regelmäßig Top-Marktanteile und dominiert die politische Berichterstattung. Überregionale Tageszeitungen wie „Welt“, „Spiegel“ oder „Süddeutsche Zeitung“ berichten regelmäßig über die Aussagen der Politiker. Am Mittwoch wird Lanz noch von seiner Berliner Kollegin Maybrit Illner unterstützt, weshalb Lanz dann auch immer das beste Ergebnis der Woche einfährt. Der Mittwochabend zwischen «heute journal» und «Markus Lanz» wird mit «auslandsjournal» und «Die Spur» gefüllt. Jedoch sind die Formate in der Regel nur Momentaufnahmen und die wirklichen Dokumentations-Coups sind schon Jahre vorbei.
Das ZDF hat nur wenige Baustellen im Programm, doch die, die vorhanden sind, werden seit Jahren auch nicht wirklich beseitigt. Das sehr schwach laufende «frontal» am Dienstag wird auch nicht vom Sender mit einer Marketing-Kampagne oder anderen Programmplätzen zum Laufen gebracht. Man scheint sich in Mainz damit abgefunden zu haben, dass das Format nicht funktioniert. Im Durchschnitt erreichte das ZDF 14,8 Prozent Marktanteil zwischen September 2023 und Mai 2024. Selbst beim jungen Publikum lag man mit 7,3 Prozent nur klar hinter RTL (10,5%), während man sich auf Augenhöhe mit Das Erste (7,6%) und ProSieben (7,5%) bewegt.
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