Trigger Warning
- Regie: Mouly Surya
- Drehbuch: Jon Brancato, Josh Olson, Halley Gross
- Produktion: Basil Iwanyk, Erika Lee, Esther Hornstein
- Kamera: Zoë White
- Schnitt: Chris Tonick, Robert Grigsby Wilson
- Musik: Enis Rotthoff
- Besetzung: Jessica Alba, Anthony Michael Hall, Mark Webber, Jake Weary, Tone Bell, Aljandro de Hoyos, Gabriel Basso, Kaiwi Lyman, Hari Dhillon
«Trigger Warning» ist ein filmischer Verkehrsunfall. Der einzige Grund, den Stream nicht vor Ablauf der rund 106 Minuten Spielzeit abzubrechen, ist die Hoffnung, dass die Geschichte irgendwann so etwas wie einen unerwarteten Twist präsentiert. Als geneigter Actionfilmfreund kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen, dass sich eine Handlung wirklich so unfassbar öde und vorhersehbar dahinschleppt. Da muss doch noch etwas kommen. Irgend etwas, das nicht schon fünf Minuten vor seinem Geschehen auf der To-Do-Liste erscheint und dann tatsächlich so abgehakt wird, wie vorhergesehen.
Doch nichts dergleichen geschieht.
Da ist also die Elitesoldatin Parker, die während eines Einsatzes in der syrischen Wüste in die Handlung eingeführt wird. Dort wird sie gejagt. Am Ende ist ihr Partner tot, während sie darüber hinaus gezwungen wird, seine festgenommenen Mörder vor der Selbstjustiz ihrer Kameraden zu verteidigen. Gegen wen die Soldaten hier zu Felde gezogen sind, ist egal: Der Prolog dient in bester 80er-Jahre-Klopper-Manier eh nur dazu, die taffe Heldin einzuführen. Schaut her, die Frau ist eine Kampfmaschine!

… kann man kaum glauben, wie brav und erwartbar sich die Handlung von Szene A zu Szene B zu Szene C bewegt. «Trigger Warning» wirkt wie ein vergessenes Drehbuch zu einem van Damme-Klopper der frühen 2000er Jahre, also aus jener Zeit, als van Damme nicht mehr fürs Kino taugte und mit kleiner werdenden Budgets im DVD-Sumpf langsam versackte. Der verlorene Sohn kehrt zurück in die Stadt, kommt ein paar bösen Jungs in die Quere und am Ende braucht es keine langwierigen Strafprozesse mehr. Originell ist das nicht, aber es kann funktionieren. Etwa dann, wenn die Inszenierung zügig voranschreitet, wenn die Action gut aussieht oder die Hauptfigur zu fesseln vermag. Nichts von alledem findet sich jedoch auch nur ansatzweise in «Trigger Warning». Da hilft es auch nicht, dass der verlorene Sohn zur Abwechslung eine verlorene Tochter ist. Schon der Prolog in der syrischen Wüste hinterlässt einen faden Beigeschmack: Die Inszenierung wirkt seltsam statisch und entfaltet keine Dynamik, die man von einem Actionfilm erwarten würde. Die Montage findet keinen Rhythmus; was der Prolog bietet, ist eine lose Bilder-Abfolge. Dass die Bild-Hintergründe deutlich als Greenscreen-Projektionen zu erkennen sind, sei nur am Rande erwähnt.
Womit die Regie von Anfang an überfordert wirkt. Mouly Surya heißt die Regisseurin und sie darf von sich behaupten, die erste Indonesierin zu sein, die in den USA einen Film inszeniert hat. Das indonesische Kino hat seit «The Raid» 2011 auch hierzulande durchaus Fans gefunden. Indonesische Actionfilme gelten als hart, gnadenlos und jugendgefährdend. Zumindest, wenn man den Freigabebescheiden der FSK folgt. Das heißt, es gibt in Indonesien Regisseure, die es ordentlich krachen lassen können. Mouly Surya ist allerdings eine Regisseurin, deren Filme eher auf Filmfestivals wie Sundance zu sehen sind. 2017 zeigte auch das Filmfest Oldenburg einen ihrer Filme: «Marlina the Murderer in Four Acts». Über den (von der Kritik sehr freundlich aufgenommenen) Thriller, der inszenatorisch als eine Art Neo-Western beschrieben wird, kann man zumindest nachlesen, dass sein Ende einem Tarantino würdig sein soll. Was die Regisseurin hier allerdings in ihrem US-Debüt abliefert, bewegt sich inszenatorisch auf dem Niveau von billigen Actionreißern der 90er. Und zwar von jenen, die sich keinen van Damme leisten konnten. Ja, man haut sich hier und da auf die Nase, es gibt sogar etwas Martial-Arts-Choreografie, doch auch für diese Szenen gilt: Einen Rhythmus erzeugt hier gar nichts. Schnitt, Musik, Kamera: Es wackelt nichts, die Bilder sind scharf, die Noten werden getroffen. Für einen packenden Thriller ist das jedoch viel, viel zu wenig.

Möchte man das Wort "dilettantisch" als Kritik vermeiden, so lässt sich «Trigger Warning» als ein ideenloser, vorhersehbarer und schlecht gespielter Actionfilm beschreiben, der sich wie ein 25 Jahre alter, billiger Videothekentitel aus den staubigen, unteren Regalreihen anfühlt.
Seit dem 21. Juni 2024 auf Netflix
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