S.R.I und die unheimlichen Fälle
- Ot: 怪奇大作戦
- Japan 1968/69
- Produktion: Eiji Tsuburaya
- Musik: Hiroki Tamaki, Naozumi Yamamoto
- Regie: Toshiro Iijima (u.a.m)
- Darsteller: Yasumi Hara, Seiji Matsuyama, Reiko Kobaski, Shin Kishida
In Japan entstanden 1967 und 1968 zwei Staffeln mit 26 Episoden. Dreizehn von ihnen wurden in Deutschland 1971 ausgestrahlt – und sorgten hierzulande für einen kleinen Skandal. Mag die FSK bei der späteren DVD-Veröffentlichung die Serie mit einer 12er-Freigabe durchgewunken haben, ist sie nicht frei von Härten. Es ist in der Regel keine explizit grafische Gewalt. Es sind eher kurze Momente. Der Anblick einer entstellten Leiche etwa, wie die Frau, die mitten im Sommer erfriert. Geschickt spielt die Kamera mit solchen Momenten; der Schnitt ist agil, der Horror findet im Kopf statt. Und dann sind da die Auflösungen. Diese fallen nicht selten verstörend aus, klassische Happy Endings sind die Ausnahme, nicht die Regel. Was, man möchte den Kopf schütteln, den ZDF-Fernsehrat auf den Plan rief, der die Serie diskutierte und zu dem Ergebnis gelangte, die Serie au dem Programm zu werfen! Zu brutal, zu verstörend: Da konnte dem teutonischen Publikum nicht zugemutet werden. Allerdings wäre dieser Vorgang nichts anderes als Zensur gewesen und die findet, laut Grundgesetz, nicht statt. Sicher, die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften hat im Videothekenzeitalter beschlagnahmt, was nicht bei drei freiwillig aus den Regalen verschwand. Das Gebaren dieser Behörde (heute BPFJM) sei aber an anderer Stelle diskutiert. 1971 gab es keine Videotheken und die Bundesprüfstelle war fürs TV eh nicht zuständig. Also galt Kunstfreiheit. Was die Herren in den Gremien wenig tangierte, denn die wollten eine Absetzung. Am Ende wurde ein schräger Deal beschlosssen. Die 13 synchronisierten Episoden durften ausgestrahlt werden, danach wurde die Serie in den Giftschrank gelegt, nie wieder ausgestrahlt und wurde vergessen.
Vollkommen vergessen?
Auf dem Höhepunkt der «Akte X»-Euphorie im noch jungen deutschen Internet tauchten eines Tages in den späten 90ern erste Posting von älteren Fans auf, die von einer «Akte X» sehr ähnlichen Serie aus Japan erzählten. Aber Informationen? Waren nicht aufzutreiben, auch, da die Serie im angelsächsischen Raum weitestgehend unbekannt ist und Übersetzungsprogramme, die das Recherchieren auf japanischen Websites möglich gemacht hätten, noch in den Kinderschuhen steckten. Und zwar in den kleinen Kinderschuhen. So entstand ein regelrechter Mythos um diese geheimnisvolle, unbekannte Serie.
2013 und 2014 wurde der Mythos zum greifbaren Objekt, denn die vom ZDF synchronisierten Episoden wurden 2013 hierzulande auf DVD veröffentlicht und entwickelten sich für den Verleiher Pidax zu einem überraschenden Erfolg - der jedoch auch viele lange Gesichter hinterließ, denn: Einige Episode der Serie sind definitiv nicht gut. Sicher, der Ausbruch aus den für die Entstehungszeit üblichen Erzählmustern wie auch die bereits erwähnte Kameraarbeit, fanden lobende Erwähnungen. Doch spätestens jene Episode, in der ein mordenden Phosphorfleck Angst und Schrecken verbreitet, diese Episode ist nur noch unfreiwillig komisch. Aber auf eine fremd schämende Art und Weise. « S.R.I. und die unheimlichen Fälle» – ist also ein Mythos, der seinen Ruf in erster Linie der Tatsache verdankt, lange Zeit ganz einfach nicht greifbar gewesen zu sein. Die Veröffentlichung der ZDF-Episoden hat demnach zu einer gewissen Ernüchterung geführt.
Es gibt jedoch ein „aber“!
Sicher, für Fans des Ungewöhnlichen hat Pidax seinerzeit ein echtes Leckerchen produziert und der Erfolg dürfte den Verleiher glücklich gemacht haben. Aber so doll war die Serie dann doch nicht, oder …. ?
Ein Jahr nach der Veröffentlichung der ZDF-Episoden hat Pidax nachgelegt und die Episoden veröffentlicht, die das ZDF nicht mehr eingekauft hat. Und man muss den Hut vor den Redakteuren vor Lerchenberg ziehen, denen es gelungen ist, alle großartigen, wirklich unheimlichen Geschichten nicht einzukaufen. Das ZDF hatte die Auswahl zwischen 13 x Knäckebrot und 12 x fette Mettbrötchen mit einer Extraportion Zwiebeln. Bescheiden, wie man beim ZDF ist, hat man sich fürs Knäckebrot entschieden. Die zweite DVD-Box ist definitiv die bessere.
Heute ist die Serie weitestgehend aus dem Fokus des Interesses verschwunden. Für Freunde des Ungewöhnlichen ist sie auf physischem Bildtonträger greifbar, doch in Ermangelung an einem Fandom oder einer Serie à la «Akte X», die ein Revival des Mystery-Fernsehens einläuten würde, ist sie doch weitestgehend vergessen. Aufgrund urheberrechtlicher Gründe ist übrigens die Vermarktung einer Episode außerhalb Japans nicht gestattet. Die genauen Hintergründe sind (hier) nicht bekannt, aus diesem Grunde fehlt diese Episode auch im Rahmen der deutschen DVD-Veröffentlichungen.
«Kolchak – The Night Stalker»
Der Nachtjäger
- OT: Kolchak – The Night Stalker
- USA 1974/75
- Idee: Jeff Rice
- Musik: Bob Cobert, Gil Mellé, Jerry Fielding
- Darsteller: Darren McGavin, Simon Oakland, Jack Grinnage, Ruth McDevitt, Carol Ann Susi, John Fiedler, Keenan Wynn
«Kolchak – The Night Stalker» basiert auf einem 1972 inszenierten TV-Horrrofilm basierend auf einem Drehbuch von Richard Matheson (der unter anderem die Romanvorlage zu «I Am Legend» geschrieben hat). Der dazugehörige Roman von Jeff Rice wurde erst nach der Ausstrahlung veröffentlicht. Im Fokus des Geschehens steht der Journalist Carl Kolchak, der bei Recherchen über einen Serienkiller in Las Vegas über die Tatsache stolpert, dass dieser ein Vampir ist.
Der Reiz des Filmes geht davon aus, dass er niemals wie ein Vampir- beziehungsweise Horrorfilm wirkt, sondern ganz im Thrillergenre verhaftet bleibt. Und dann ist da Darren McGavin in der Hauptrolle. McGavin stellt Kolchak als einen geradlinig agierenden, bodenständigen Journalisten dar, der weder an Vampire noch andere, übernatürliche Phänomene glaubt – bis zu dem Tag, an dem er einem Vampir gegenübersteht. Die Serie nahm das Konzept auf und mischte klassisch-mystischen Horror immer wieder auch mit Tech-Horror der Gegenwart. Chris Carter, der Erfinder von «Akte X», hat «Kolchak» explizit als Vorbild seiner Serie benannt und eine Gastrolle im Rahmen der sechsten Staffel bewusst mit Darrin McGavin besetzt. Als eine Hommage an dessen Darstellung des Carl Kolchak.
Übrigens, der junge Robert Zemeckis hat eines seiner ersten Drehbücher für die Serie verfasst, die 2005 im Auftrag von CBS ein Reboot erfahren hat. Obwohl dieses Reboot von Frank Spotnitz («The Man in the High Castle», «Medici») produziert wurde, der erstaunliche 49 Episoden von «Akte X» geschrieben hat und daher eigentlich wissen sollte, wie eine solche Serie funktioniert, wurde die Ausstrahlung der unter dem Titel «Night Stalker» bereits produzierten zehn Episoden nach der sechsten Folge von CBS abgebrochen. Eine Spielfilmproduktion unter der Regie von Edgar Wright, mit Johnny Depp in der Titelrolle, wurde 2012 zwar angekündigt, die Planungen sind allerdings im Sande verlaufen.
«S.R.I und die unheimlichen Fälle» und «Der Nachtjäger» sind als DVD erhältlich.
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel