Interview

Anselm Bresgott: ‚Eine Chance, die Vergangenheit zu klären‘

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In der neuen ZDF-Komödie, die bereits am 4. Juli in der ZDFmediathek startet, muss eine Vater-Sohn-Beziehung neu aufgebaut werden.

Hallo Herr Bresgott. Sie spielen die Hauptrollen in der ZDF-Komödie «Überväter». Was ist denn ein «Übervater»?
Ein Übervater ist ein Vater, der sein Bestes geben will. Der alles in seiner Machtstehende versucht, um ein guter Vater zu sein – vor allem dann, wenn er unsicher ist, was zu tun ist, und damit anfängt, in Verantwortung zu gehen. Er bittet auch mal jemanden um Hilfe. Denn er weiß, dass bei einem Übervater die ersten Schritte nicht selbstverständlich auch gelingen …

Wovon handelt die neue ZDF-Komödie «Überväter»?
Die Serie handelt von einem Sohn und seinem Vater, die beiden zur selben Zeit Vater werden und in einem Gute-Väter-Camp im Wald versuchen, ihre Vorstellung einer guten Vaterfigur zu klären und zu festigen. Dabei stoßen die beiden mit anderen gutwilligen, aber zugleich völlig unsicheren Erst-Vätern zusammen – und natürlich geht das Ganze, hoch ambitionierte Programm schief. Gemeinsame Saunagänge, seine Emotionen als Wolf ausleben, Windelwechsel steht auf dem Programm – ein Programm zum Scheitern und Gewinnen zugleich. Das verstehen Vater und Sohn aber erst peu à peu …

Wie würden Sie Ihre Figur Luca beschreiben?
Luca ist ein junger, werdender Vater, der versucht, alles richtig und aus allem das Beste zu machen. Er ist ein verspielter, gut gelaunter Sunshine, der ab und an noch etwas unbedarft wirkt. Schon lange leidet er unter der Beziehung zu seinem Vater, ist aber nicht wirklich gewillt, die Beziehung aktiv zu gestalten und so eine ehrliche Verbindung zu seinem Vater aufzubauen. Stattdessen gibt er sich zufrieden mit dem, was er hat, und freut sich am Leben mit seiner Freundin Steffi. Luca glaubt an den guten Menschen – außer bei seinem Vater. Aber dieser Beziehung kann er nicht aus dem Weg gehen – vor allem nicht unter den neuen Gegebenheiten.

Luca macht bereits seine dritte Ausbildung. Das hört sich nach einem neugierigen, wissbegierigen Leben an. Gleichzeitig kommt Luca damit aber auch seit fast zehn Jahren nirgends so ganz an und muss sein Leben immer mit sehr geringem Einkommen bestreiten. Ist das ein Problem?
Luca und Steffi werden Eltern. Sie brauchen mehr Platz, haben veränderte Ansprüche – so sind finanzielle Probleme quasi hausgemacht. Luca war bis hierher immer ein Mensch, der mit allem zufrieden war und sich an dem freute, was er hatte. Für sich und Steffi hat es gereicht. Das Problem tritt jetzt mit Vater Matthis in voller Energie auf. Weil Steffi und Luca von ihm eine Bürgschaft für eine neue Wohnung brauchen, muss Luca Kontakt mit ihm aufnehmen. Lust darauf hat Luca überhaupt nicht. Aber er nimmt diese Herausforderung an. Er begreift sie als Chance. Eine Chance, die Vergangenheit zu klären.

Ein paar Tage mit dem Vater in den Wald, um auf die Vaterrolle vorbereitet zu werden. Hätten Sie persönlich auf so etwas Lust?
Absolut. Ich denke, so etwas kann sehr lehrreich und konstruktiv sein. Der Austausch mit anderen, die vor der gleichen Aufgabe stehen, kann eine große Bereicherung darstellen. Raum für eigenes Erleben zu haben, ist grundsätzlich besonders. Die Kultur, dass Väter sich gemeinsam auf so eine Selbsterfahrung einlassen, ist gesellschaftlich und individuell nicht gerade etabliert. Aber es ist eine völlig neue Qualität. Ich hätte Lust darauf! Ich denke, es gibt sicher noch Camps, die dieses Thema etwas anders angehen – es wäre spannend, mal zu erfahren, was die Väter daraus für sich mitnehmen.

Neben Ihnen spielen namhafte Größen wie Fritz Karl, Cristina do Rego, Denis Moschitto und Annette Frier mit. Wie fühlt man sich an einem solchen Set?
Kompetent umzingelt - also in einem wunderbar souveränen, sich gegenseitig beflügelnden Umfeld. Es macht vor allem deshalb großen Spaß, weil neben der hohen Professionalität auch besondere Menschen voller Humor im Miteinander auftauen und man eine großartige Zeit miteinander verbringen kann. Man sieht einander zu, lernt und macht das Schönste, was miteinander möglich ist: Gemeinsam etwas kreieren mit den Mitteln das Lachens und der Freude. Mit Annette Frier hatte ich schon mehrfach das Vergnügen, das war jedes Mal ein Knaller der besonderen Art. Und mit Fritz war jeder Tag eine Wonne voller Witz und Schabernack. Das war herrlich. Alle hatten große Lust, die Geschichte gleich noch in einem 2. Teil weiter zu erzählen – wenn dann aus Vatervisionen Vaterwirklichkeiten werden …

Sie gehörten zum Ensemble der Serie «Druck». Wie blicken Sie auf diese Zeit zurück?
«Druck» war meine Geburt als Schauspieler. Es war wie meine zweite Jugend, die ich neben meinem Privatleben geführt habe. Die Erinnerung daran hat einen großen Platz in meinem Herz und ist mit vielen kleinen Episoden immer noch sehr präsent in mir. Vielen Menschen dieser Serie bin ich noch immer sehr verbunden, und ich denke, dass viele von uns diesem Projekt viel zu verdanken haben. Wir waren eine Familie. Die «Druck»-Familie. Das Gefühl ist noch sehr lebendig.

Sie haben zahlreiche Nebenrollen in Fernsehserien und -reihen gespielt. Was waren die besten Erfahrungen? Drehen an besonderen Orten? Oder mit besonderen Schauspielern?
Natürlich haben mich Drehorte wie die Schlösser um Prag, die Küsten von Norditalien, die Bergseen von Südtirol oder die Wälder von Schweden unglaublich beeindruckt. Ebenso die jeweiligen Sets vor Ort, kunstvoll erdacht und errichtet, wo ich mich tatsächlich völlig woanders fühlte, in einer anderen Zeit - und in einer völlig authentischen Wirklichkeit, die eigentlich keine war. Zu diesen besonderen Orten kommen dann aber immer noch unglaublich tolle Menschen dazu, die der Vision mit ihrer besonderen Arbeit ihr Gesicht und ihre Lebendigkeit geben. So ist alles miteinander verbunden: der Ort, die Menschen und schließlich das Spiel, die Szenen: All das kann bis tief ins Mark berühren. Manchmal geht das auch ganz spontan – zum Beispiel, wenn sich Fritz Karl in einem Wald in der Eifel mit der Stimme von David Attenborough mit einem Wildschwein unterhält.

Sie waren zuletzt auch in vier Folgen von «Blutige Anfänger» zu sehen. Sind Sie enttäuscht, dass das ZDF die Serie einstellen wird?
Ein Ende ist oft traurig und es richtig einzuordnen braucht seine Zeit. Insofern bedaure ich das Ende und wünsche der Serie ein gutes, starkes Finale. Allerdings birgt das Ende des einen auch immer neue Möglichkeiten und Anfänge anderer Ideen. Ich bin gespannt, was den freiwerdenden Platz ausfüllen wird und freue mich über neue, mutige und kreative Projekte, die realisiert werden können. Denn Kreative gibt es in diesem Land genug – und sie bersten geradezu vor guten, mutigen Ideen.

Welche Projekte stehen bei Ihnen an?
In nächster Zukunft kommt die 2. Staffel von «KLEO» auf Netflix, bei «Nord Nord Mord» durfte ich auch dabei sein und sonst entsteht und bewegt sich zur Zeit noch manch anderes – lassen Sie sich überraschen. Allerdings braucht die Filmszene gerade ein bisschen Orientierung und sie wirkt zur Zeit etwas in der Schwebe.

Darüber hinaus bin ich dabei, weiter an meiner Musik zu arbeiten und neuen, anderen Klängen und Texten ihre Form zu eben. Das macht mir ungeheuer viel Spaß – in deutscher Sprache, ehrlich und direkt, wütend und sanft. Darauf können Sie gespannt sein!

Vielen Dank für Ihre Zeit!

«Überväter» ist ab sofort in der ZDFmediathek und im September im ZDF zu sehen.

Kurz-URL: qmde.de/152656
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