Hintergrund

Das Jüngste Quoten-Gericht: Die Stringenz des Marc Rasmus

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Montags blickt Quotenmeter auf aktuelle Quoten-Highlights und Marktanteil-Flops und ordnet diese ein. Sat.1 wusste die Fußball-Pause am Donnerstag ziemlich gut zu nutzen. Das liegt unter anderem auf Programm-Entscheidungen von Ex-Chef Daniel Rosemann, die Marc Rasmus in die geeignete Form gebracht hat.

Nach einem guten Einstand mit 9,0 Prozent Marktanteil fiel das Musik-Quiz «Hast du Töne?» Anfang Juni stark zurück. Die Neuauflage mit Matthias Opdenhövel musste sich mit 7,6 und 5,2 Prozent Marktanteil begnügen. Während der Europameisterschaft pausierte das Format zunächst, ehe Sat.1 den spielfreien Tag zu nutzen wusste und eine neue Folge einen tollen Marktanteil von 9,4 Prozent feierte. Der Donnerstagabend zeichnete sich in diesem Jahr ohnehin durch eine hohe Konstanz aus, was nicht zuletzt am neuen Sat.1-Chef Marc Rasmus liegt, der seinem Sender eine verlässliche Programmstruktur verpasste. Jeder Wochentag hat inzwischen seine eigene Identität bekommen, was in der Ära des ehemaligen Senderchefs Daniel Rosemann keine Selbstverständlichkeit war.

Ein Rückblick
Man konnte Daniel Rosemann nicht den Willen absprechen, viele Formate und Programmstrecken auszuprobieren, die Sat.1 wieder in die Spur bringen sollten. Das Problem an der ganzen Sache: Dem Publikum ging das Bewusstsein verloren, für was der Sender aus Unterföhring eigentlich stehen wollte. So begann das Jahr 2022 mit dem Versuch in der Primetime ein Service-Magazin zu starten. «Jetzt. Besser. Leben. Mit Sat.1» hielt aber nur zwei Wochen durch. Es folgte eine mehrmonatige Staffel mit «Lebensretter hautnah». Im Frühjahr durfte sich «Kühlschrank öffne dich!» am Donnerstagabend beweisen, ehe das Programm im Früh- und Spätsommer aus zahlreichen Spezial-Sendungen bestand. Im August servierte man derweil «Unser Mallorca» mit Birgit Schrowange – das Verhältnis zwischen Sender und Moderatorin wurde aber nie wirklich warm. Im Herbst kehrte Sat.1 zu den Blaulicht-Formaten zurück und präsentierte «Doc Caro – Einsatz mit Herz». Die Notfallsanitäterin zog aber nach nur einer Staffel weiter und heuerte bei VOX an. Im Winter gab es einen Kurswechsel. Sat.1 schloss sich mit «Geh aufs Ganze!» der allgemeinen Nostalgie-Welle im Fernsehen an.

Etwas verlässlicher war die Programmgestaltung im vergangenen Jahr, als man zunächst auf mehrere europäische Serien setzte. Doch das verlässliche Programm liefert verlässlich katastrophale Quoten, bis Sat.1 mit den „FilmFilm Klassiker weiter die Nostalgie-Welle bediente. Obwohl die Filme in der Zielgruppe bis auf wenige Ausnahmen weniger als fünf Prozent Marktanteil einfuhren, hielt Rosemann bis Anfang Juni (drei Monate) an der Programmierung fest. Den Sommer überbrückte man erneut mit einigen «Sat.1 Spezials» und Verbraucher-Reportagen. Im Herbst kehrte «Einsatz mit Herz» ohne Carola Holzner zurück, ehe Daniel Rosemann bei Sat.1 Geschichte war.

Marc Rasmus‘ Plan – Rosemanns Entscheidungen?
Rosemann verabschiedete sich offiziell zum Jahreswechsel aus Unterföhring, Marc Rasmus übernahm aber bereits vorher die Leitung des Bällchensenders. In diese Zeit fiel auch die Rückkehr von Jörg Pilawa, der mit seinem «1% Quiz» den Sendetag von Mittwoch auf Donnerstag wechselte. Das Quizformat funktionierte auch am neuen Wochentag auf Anhieb und fuhr über weite Strecken zweistellige Marktanteile ein. Der Sendeplatz-Wechsel dürfte weniger Rasmus‘ Entscheidung gewesen sein, schließlich übernahm er nur wenige Wochen zuvor den Sender. Dass der neue Kapitän aber einen Kurs für seinen Dampfer hatte, verriet er bereits Ende Januar. Rasmus gelang es einige Entscheidungen aus der Vergangenheit passend darin zu integrieren. So stammte «The Floor» noch aus der Ära Rosemann, war am Quiz-Donnerstag aber gut aufgehoben. Nach anfänglichen Problemen endete die sechsteilige Staffel mit 9,6 Prozent.

Von Rasmus angekündigt wurde auch «Das große Allgemeinwissenquiz» mit Jörg Pilawa. Nachdem der Moderator zwischen November und Februar monatelang im Wochentakt auf Sendung war, vertraute das Publikum dem Sendergesicht, was der Premiere über eineinhalb Millionen Zuschauer und 8,2 Prozent in der Zielgruppe einbrachte. Die Neuauflage der Sendung, die 2011 von Johannes B. Kerner moderiert wurde, erwies sich zwar nicht als Überflieger, doch sorgte für verlässlich gute Quoten – im Schnitt 7,8 Prozent.

Rasmus erbte einen kriselnden Sender, der sich aber auf dem richtigen Weg befand. Ende 2023 verzeichnete Sat.1 in der klassischen Zielgruppe Monatsmarktanteile von 7,0 (November) und 7,2 Prozent (Dezember). In diesem Jahr war man bislang zwar wieder ein gutes Stück von der 7-Prozent-Marke entfernt, doch die Werte stiegen zuletzt kontinuierlich an, ehe zuletzt im Juni nur 4,5 Prozent zu Buche standen. Nach 5,7 Prozent im Januar sowie 6,0, 6,1, 6,1 und 6,4 Prozent in den Folgemonaten bedeutete das zwar einen krassen Rückschlag, ist aber mit der Europameisterschaft zu erklären. Positiv dieser Tage ist auch, dass Sat.1 in diesem Sommer nicht völlig aufgibt. Gegen König Fußball gibt man sich verständlicherweise geschlagen, an spielfreien Tagen belohnt man sich mit der Programmierung neuer Folgen mit guten Quoten. So startet beispielsweise in dieser Woche am Koch- und Back-Mittwoch die neue Koch-Show «Wer kocht das Beste für die Gäste?», neun Tage später ist für den Show-Freitag «Murmel Mania» angesetzt. Auch «Einsatz mit Herz» wird auf den deutlich passenderen Montag gelegt.

Marc Rasmus baut derzeit ein Fundament, das früher oder später Erfolg verspricht. Dabei nutzt er sowohl eigene Ideen als auch Entscheidungen seines Vorgängers. Ob es Rasmus und Sat.1 damit zurück zu alter Stärke bringen wird, hängt letztlich auch davon ab, welche Highlight-Formate er nach dem Fundament-Bau präsentieren kann. Am Donnerstag sind jedenfalls gute Voraussetzungen gelegt.

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