
Ein Rückblick
Man konnte Daniel Rosemann nicht den Willen absprechen, viele Formate und Programmstrecken auszuprobieren, die Sat.1 wieder in die Spur bringen sollten. Das Problem an der ganzen Sache: Dem Publikum ging das Bewusstsein verloren, für was der Sender aus Unterföhring eigentlich stehen wollte. So begann das Jahr 2022 mit dem Versuch in der Primetime ein Service-Magazin zu starten. «Jetzt. Besser. Leben. Mit Sat.1» hielt aber nur zwei Wochen durch. Es folgte eine mehrmonatige Staffel mit «Lebensretter hautnah». Im Frühjahr durfte sich «Kühlschrank öffne dich!» am Donnerstagabend beweisen, ehe das Programm im Früh- und Spätsommer aus zahlreichen Spezial-Sendungen bestand. Im August servierte man derweil «Unser Mallorca» mit Birgit Schrowange – das Verhältnis zwischen Sender und Moderatorin wurde aber nie wirklich warm. Im Herbst kehrte Sat.1 zu den Blaulicht-Formaten zurück und präsentierte «Doc Caro – Einsatz mit Herz». Die Notfallsanitäterin zog aber nach nur einer Staffel weiter und heuerte bei VOX an. Im Winter gab es einen Kurswechsel. Sat.1 schloss sich mit «Geh aufs Ganze!» der allgemeinen Nostalgie-Welle im Fernsehen an.

Marc Rasmus‘ Plan – Rosemanns Entscheidungen?
Rosemann verabschiedete sich offiziell zum Jahreswechsel aus Unterföhring, Marc Rasmus übernahm aber bereits vorher die Leitung des Bällchensenders. In diese Zeit fiel auch die Rückkehr von Jörg Pilawa, der mit seinem «1% Quiz» den Sendetag von Mittwoch auf Donnerstag wechselte. Das Quizformat funktionierte auch am neuen Wochentag auf Anhieb und fuhr über weite Strecken zweistellige Marktanteile ein. Der Sendeplatz-Wechsel dürfte weniger Rasmus‘ Entscheidung gewesen sein, schließlich übernahm er nur wenige Wochen zuvor den Sender. Dass der neue Kapitän aber einen Kurs für seinen Dampfer hatte, verriet er bereits Ende Januar. Rasmus gelang es einige Entscheidungen aus der Vergangenheit passend darin zu integrieren. So stammte «The Floor» noch aus der Ära Rosemann, war am Quiz-Donnerstag aber gut aufgehoben. Nach anfänglichen Problemen endete die sechsteilige Staffel mit 9,6 Prozent.

Rasmus erbte einen kriselnden Sender, der sich aber auf dem richtigen Weg befand. Ende 2023 verzeichnete Sat.1 in der klassischen Zielgruppe Monatsmarktanteile von 7,0 (November) und 7,2 Prozent (Dezember). In diesem Jahr war man bislang zwar wieder ein gutes Stück von der 7-Prozent-Marke entfernt, doch die Werte stiegen zuletzt kontinuierlich an, ehe zuletzt im Juni nur 4,5 Prozent zu Buche standen. Nach 5,7 Prozent im Januar sowie 6,0, 6,1, 6,1 und 6,4 Prozent in den Folgemonaten bedeutete das zwar einen krassen Rückschlag, ist aber mit der Europameisterschaft zu erklären. Positiv dieser Tage ist auch, dass Sat.1 in diesem Sommer nicht völlig aufgibt. Gegen König Fußball gibt man sich verständlicherweise geschlagen, an spielfreien Tagen belohnt man sich mit der Programmierung neuer Folgen mit guten Quoten. So startet beispielsweise in dieser Woche am Koch- und Back-Mittwoch die neue Koch-Show «Wer kocht das Beste für die Gäste?», neun Tage später ist für den Show-Freitag «Murmel Mania» angesetzt. Auch «Einsatz mit Herz» wird auf den deutlich passenderen Montag gelegt.
Marc Rasmus baut derzeit ein Fundament, das früher oder später Erfolg verspricht. Dabei nutzt er sowohl eigene Ideen als auch Entscheidungen seines Vorgängers. Ob es Rasmus und Sat.1 damit zurück zu alter Stärke bringen wird, hängt letztlich auch davon ab, welche Highlight-Formate er nach dem Fundament-Bau präsentieren kann. Am Donnerstag sind jedenfalls gute Voraussetzungen gelegt.
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