„Guten Morgen, meine Damen und Herren. Wegen eines Warnstreiks beim Norddeutschen Rundfunk gibt es in unserer Sendung heute ein eingeschränktes Angebot“, eröffnete Jens Riewa die «Tagesschau»-Sendung um 8:00 Uhr und bat um Verzeihung. Hintergrund sind stockende Tarifverhandlungen zwischen der VRFF Die Mediengewerkschaft und der ARD. Es ist eine neuerliche Runde in andauernden Verhandlungen.
Die WDR-Arbeitgeber hätten am 2. Juli lediglich eine „völlig unzureichende neue Angebotsvariante vorgelegt“, so VRFF-Verhandlungsführer im WDR, Matthias Kopatz. Dieses neuerliche „Angebot“ der Arbeitgeberseite gelte zudem nur, wenn zeitgleich die Gewerkschaften auf diverse Nebenforderungen verzichteten. Dem jüngsten WDR-Angebot von 2,25 Prozent im Jahr 2024 und garantierten nur 1,23 Prozent jährlicher Steigerung ab 2025 steht die Forderung der VRFF entgegen, mindestens so hoch abzuschließen wie vergangenes Jahr im Öffentlichen Dienst. „Die Gehaltsforderung der VRFF von über 10 Prozent schaffen überhaupt erst die Voraussetzungen, für die von der Politik verlangten Reformen im Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk – die die Beschäftigten auch wollen – auch das erforderliche qualifizierte Personal halten bzw. bekommen zu können“, erklärt Christian Gesch, Vorsitzender der Bundestarifkommission der VRFF, in einer am Donnerstagmorgen herausgegebenen Mitteilung.
„Die Beschäftigten bei ARD und ZDF haben schon in den vergangenen Jahren mehrfach Reallohnverluste hinnehmen müssen, weil die tariflichen Steigerungen weit unter der Inflationsrate geblieben sind“, so Gesch weiter. „Wir sind nicht bereit weitere Reallohnverluste hinzunehmen und werden daher immer wieder vereinzelte und gezielte Streikmaßnahmen durchführen.“ Die Tarifverhandlungen stünden an einem kritischen Punkt. Sollte keine Einigung erzielt werden, seien umfangreichere Streikmaßnahmen und massive Ausfälle im Programm zu erwarten. „Wir sind zu weiteren Schritten bereit, um ein angemessenes Angebot zu erhalten“, bekräftigt Gesch.
Neben einer eingeschränkten «Tagesschau» am Donnerstagmorgen machte sich der Streik bereits am Mittwochabend bemerkbar. Zum Auftakt der VRFF-Streikaktion entfielen am 3. Juli im WDR die «Aktuelle Stunde» und «WDR heute aktuell» komplett. In WDR und NDR ist mit weiteren Sendungsausfällen durch die VRFF zu rechnen, heißt es seitens der Gewerkschaft. Darüber hinaus wird auch der Beitragsservice bestreikt. Dort werde es in den nächsten 48 Stunden zu erheblichen Ausfällen in der Sachbearbeitung kommen. Auch bei Radio Bremen und SWR sind Produktionseinschränkungen zu erwarten.
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