Hintergrund

Das Jüngste Quoten-Gericht: Alt, aber noch längst nicht unbeliebt

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Montags blickt Quotenmeter auf aktuelle Quoten-Highlights und Marktanteil-Flops und ordnet diese ein. Diesmal: Ein Blick auf die beeindruckenden Leistungen des ZDF.

Der Zahn der Zeit nagt am Fernsehen. Das Streaming hat die Sehgewohnheiten des Publikums – wohl für immer – verändert. Das lineare TV wird immer älter und mit ihm auch die Formate, die angeboten werden. Das gilt sowohl für das Privatfernsehen sowie für die öffentlich-rechtlichen Anstalten, die aber auch ein Angebot für junge Menschen stellen wollen und müssen. Die Zuschauer der hiesigen Fernsehformate werden nicht nur weniger, sondern auch älter. Besonders problematisch ist die Altersstruktur für die Sender am Nachmittag, wenn kaum noch unter 50-Jährige einschalten.

Umso höher können dann die Marktanteile ausfallen, wenn dann doch mal jüngere Zuschauer zwischen 14 und 49 Jahren einschalten. Ein verlässlicher Lieferant hoher Quoten ist das Nachmittagsprogramm im ZDF, das nach dem Mittagsmagazin aus «Die Küchenschlacht», «Bares für Rares» und «Die Rosenheim-Cops» sowie den «heute»-Nachrichten zur vollen Stunde besteht. Am vergangenen Donnerstag fiel die Sehbeteiligung bei «Bares für Rares» in der klassischen Zielgruppe mit 0,23 Millionen ungewöhnlich hoch aus. Es war die höchste Reichweite seit Mitte März 2024. Dies hatte zur Folge, dass das Format mit Horst Lichter einen Marktanteil von 19,9 Prozent einfuhr. Nie erreichte die Sendung, die seit Juli 2014 von montags bis freitags ausgestrahlt wird, einen höheren Wert am werktäglichen Nachmittag.

Generell lässt sich festhalten, dass «Bares für Rares» in den vergangenen beiden Jahren kaum junges Publikum eingebüßt hat. Im Juni 2023 fuhr die Trödelshow im Schnitt 0,13 Millionen 14- bis 49-jährige Seher ein, in diesem Jahr lag der Juni-Wert auf dem exakt gleichen Niveau. Aufgrund der erwähnten Altersentwicklung verbesserte sich der Marktanteil im Juni 2024 auf 10,5 Prozent (Juni 2023: 10,1%). Im Juli bewegt man sich aktuell auf einem absoluten Top-Niveau von 14,3 Prozent, allerdings wurde erst an fünf Tagen gesendet. Auf dem Gesamtmarkt überspringt man nach aktuellem Stand die 2-Millionen-Marke, wobei auch das noch etwas nach unten fallen dürfte. Im Juni wurden 1,85 Millionen Zuschauer gemessen, was übrigens ein Anstieg von 40.000 Zuschauern im Vergleich zum Juni 2023 bedeutet. Die Einschaltquote verbesserte sich entsprechend deutlich von 21,4 auf 23,9 Prozent.

Aktenzeichen junggeblieben
Ein ähnlich bemerkenswertes Ergebnis fuhr ein anderes ZDF-Format in der vergangenen Woche ein: «Aktenzeichen XY… ungelöst». Die Sendung, die 1967 erstmals von Eduard Zimmermann moderiert wurde und seit 2002 von Rudi Cerne präsentiert wird, fuhr unglaubliche 25,9 Prozent Marktanteil in der klassischen Zielgruppe ein – keine Ausgabe seit 2007 (bis dahin reicht unser Quoten-Archiv) holte einen höheren Wert. Das Beeindruckende: Die enorm hohe Quote war keine Ausnahme. Schon die Juni- sowie Februar-Sendungen übersprangen die 20-Prozent-Marke. 1,19 Millionen jüngere Zuschauer bedeuteten „nur“ den zweitbesten Wert des Jahres. Am 14. Februar wurden 1,21 Millionen gemessen.

«Aktenzeichen XY» vollführte in den vergangenen Jahren eine kleine Achterbahnfahrt hinter sich. 2016 schalteten die Sendung im Schnitt 5,56 Millionen Zuschauer ein, damals waren 1,32 Millionen jünger als 50 Jahre. 2017 kam ein Bruch: Zahlreiche Sonderausgaben führten zu keiner Erhöhung, sondern verringerten die Durchschnittsreichweite auf 5,04 Millionen. Bei den jungen Menschen standen 1,13 Millionen zu Buche. Bis zum Pandemie-Jahr sank die Sehbeteiligung weiter auf 4,90 Millionen (1,10 Mio. 14-49). 2020 stieg die Reichweite schlagartig auf 5,38 Millionen, wo sie annährend auch 2021 verblieb. Seither ging es zwar wieder etwas zurück, doch die Fünf vor dem Komma ist und bleibt gesetzt.

Beim 14- bis 49-jährigen Publikum waren die Reichweiten ebenfalls rückläufig. Während 2016 1,32 Millionen einschalteten, sahen 2017 nur noch 1,13 Millionen zu. Der Markanteil fiel von 12,7 auf 11,5 Prozent. 2018 war die Reichweite zwar nur unwesentlich höher, doch der Marktanteil stieg wieder auf das alte Niveau. Dort verblieb er auch in den folgenden beiden Jahren, das Interesse ließ nur leicht nach. 2021 wurden im Schnitt 1,08 Millionen Zuschauer gemessen, der Markanteil steig aber auf 14,4 Prozent. Ein Jahr später waren sogar 16,1 Prozent drin, im vergangenen Jahr verbesserte sich der Wert auf 16,5 Prozent. Dass das Interesse der jungen Menschen am linearen Fernsehen in dieser Zeit spürbar nachließ, macht «Aktenzeichen XY» deutlich. 2022 und 2023 wurden nur noch 0,98 und 0,91 Millionen Zuschauer gemessen. Der Anteil der über 50-Jährigen hat in den vergangenen Jahren zugenommen. Aktuell kann «Aktenzeichen» dieser Entwicklung entgegenwirken. 2024 sind 80,7 Prozent der Zuschauer der klassischen Zielgruppe entwachsen, im vergangenen Jahr waren es noch 82,3 Prozent. 2016 lag der Anteil bei 76,3 Prozent.

«Bares für Rares» und «Aktenzeichen XY… ungelöst» sind alte Formate, die aber längst nicht unbeliebt geworden sind. Irgendwann wird die Zeit kommen, wenn Horst Lichter und Rudi Cerne nicht mehr im Fernsehen zu sehen sein werden. Sie würden fehlen – sowohl bei Jung als auch bei Alt.

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