
„Wir sehen dabei eine starke Verschiebung von kostenlosen Online-Diensten hin zu Bezahl-Abos“, erklärt Lisa Jäger, Partnerin und Global Head of Technology, Media & Telco bei „Simon-Kucher“. Verzeichneten Plattformen wie Amazon Freevee im letzten Jahr noch einen starken Nutzungszuwachs, ist dieser Trend aktuell eher rückläufig. Umso gefragter sind dagegen Abonnements, die dank Werbung etwas günstiger geraten. Mehr als jeder fünfte Deutsche (22%) hat ein Streaming-Abo mit Werbung. Bei den größten Playern im Markt, den US-Streamern Disney+ und Netflix äußert sich das wie folgt: Bei Disney+ sind es 14 Prozent und bei Netflix 20 Prozent, die sich aktiv für das Werbe-Abo entscheiden.
„Besonders bei Netflix nehmen die Werbeabos aber rasant zu", so Jäger. Im Vergleich zu 2023 hat sich die Anzahl verdreifacht. „Der Streaming-Riese legt eine erhebliche Entwicklung hin – auch getrieben durch den Preisdruck bei den Usern.“ Aber grundsätzlich gilt: Die Inflation habe User an höhere Preise gewöhnt, wie Jäger beobachtete.
Amazon hat einen Vorteil

Dass sich der Trend hin zum werbebasierten Streaming fortsetzt, ist aber nicht in Stein gemeißelt. Viele Anbieter befänden sich noch in einer Test-Phase. Zwar wuchs der TV-Werbemarkt im Juni in Deutschland erneut an (+5% im Vergleich zu Juni 2023) an, doch laut Jäger gehe die Rechnung die entgangenen Umsätze durch weniger teure, werbefreies Abos durch Werbeeinnahmen zu kompensieren nicht immer auf. Auf globaler Ebene kannibalisiert sich Netflix mit dem Werbeabo sogar zunehmend. So zeigte die Streaming-Studie, dass die Zahl der User, die von einem teureren Netflix-Abo zum günstigeren Werbe-Abo wechselten, von 42 Prozent auf 46 Prozent stieg. Bei Disney+ sank sie hingegen stark von 52 auf 36 Prozent.
Weitere Entwicklung bleibt abzuwarten

Der Streaming-Markt bleibt gerade in Zeiten höherer Lebenshaltungskosten umkämpft. Mithilfe der werbebasierten Abos haben es die US-Streamer bereits geschafft haben, Wachstumsschwächen auszugleichen. Es ist aber weiterhin Bewegung drin und vermeintliche Randaspekte wie ein Gaming-Paket kann ein hilfreicher Anreiz sein. Spannend dürfte auch die Entwicklung von Disney+ sein. Der mit vielen familienfreundlichen Inhalten gespickte Dienst könnte sein relativ niedriges Niveau an Abos mit Werbung halten, könnten manche Familien darauf setzten, ihren Kindern möglichst keine Werbung vorzusetzen.
Die repräsentative Simon-Kucher Streaming Study 2024 wurde im April und Mai 2024 von Simon-Kucher in Zusammenarbeit mit dem unabhängigen Marktforschungsinstitut Walr durchgeführt. 12.163 Konsumenten in zwölf Ländern weltweit wurden unter anderem zu Streaming-Verhalten, Inhaltspräferenzen und Zahlungsbereitschaft befragt. Im Text wurde auf die Ergebnisse in Deutschland eingegangen.
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