
Über die Jahre sanken auch die Reichweiten von «taff» und «Galileo», allerdings nie dramatisch, sodass sich die Formate mit dem Senderschnitt reduzierten. Das, was «taff» inzwischen zeigt, ist recht günstig zusammenmischtes Low-Entertainment aus den sozialen Medien, dazu ein paar nette Wochenserien und ein paar Promi-News. «Galileo» bemüht sich die Welt zu erklären, doch das Format ist einfach viel zu lang. Dass die Sendung ab 20.00 Uhr gegen die «Tagesschau» ran muss und in dieser Zeit fast nur Werbung sendet, tut dem Wissensmagazin ebenfalls nicht gut. Seit Jahren ist der werktägliche Vorabend gleich, früher hat man hier noch Experimente gewagt. Da «Die Simpsons»-Fans aber Aufstände wagten, will man hier wohl kein Risiko eingehen.

Die Programmstrategen haben es sich bequem gemacht: Seit über zehn Jahren wird «Das Duell um die Welt» produziert, «Joko & Klaas gegen ProSieben» läuft seit fünf Jahren, «Wer stiehlt mir die Show?» hat bereits sieben Staffeln auf dem Buckel, eine weitere folgt im Herbst. Klaas‘ «Late Night Berlin» läuft inzwischen länger als «Circus HalliGalli». In München und Berlin muss man sich spätestens diesen Sommer zusammensetzen, um neue Projekte zu entwickeln. Allerdings hat man die Schnapsidee «Ein sehr gutes Quiz (mit hoher Gewinnsumme)» bestellt.
Das zweite Aushängeschild des Senders ist Heidi Klum. Die Produktionsqualität von «Germany’s Next Topmodel» ist wirklich schlecht. Das wird nicht nur in der Branche getuschelt, das sagen selbst die Zuschauer in den sozialen Medien. Die Eröffnung wurde auf drei Folgen ausgeweitet, es gibt immer die große Umstyling-Episode, um Frauen und Männer zum Weinen zu bringen und schließlich irgendwelche Jobs in Los Angeles, ehe ein wirklich fürchterliches Finale umgesetzt wird, das von allen überregionalen Zeitungen verrissen wird. Die Sendung könnte spannend gestaltet werden, wenn es echte Juroren gibt, die für ihre Kandidaten kämpfen würden.
Dazu kommt: Diese zahlreichen Fernsehsendungen von ProSieben sind verdammt alt. In diesem Herbst startet die 15. «The Voice of Germany»-Staffel und «Schlag den Star» ist seit 2009 durchgehend auf Sendung. Die Zukunft von «The Masked Singer» ist wohl bald entschieden, schließlich ist das Format tot gesendet worden. Mittelmäßige Auftritte und eine zähe Show ließen die Zuschauer flüchten.

Früher probierte ProSieben zahlreiche Shows aus, doch inzwischen dürfen es – so scheint es – nicht mehr als vier neue Formate pro Jahr sein. «Destination X» lag 13 Monate auf der langen Bank, ehe man die Redseven-Entertainment-Produktion für den kommenden Herbst ankündigte. ProSieben verbuchte in der vergangenen Fernseh-Season 3,2 Prozent Marktanteil und lag somit nur noch 0,2 Prozentpunkte vor Kabel Eins. Bei den 14- bis 49-Jährigen wurden 7,5 Prozent verbucht, selbst Das Erste ist jugendlicher unterwegs als die rote Sieben. Zwar liegt man mit diesem Ergebnis noch auf dem dritten Platz, jedoch sind die Reichweiten überschaubar. ProSieben sollte endlich in die anderen europäischen Länder schauen, womit die Sender dort hohe Reichweiten einfahren. Endlich mal wieder fünf, sechs Formate importieren, die auch woanders funktionieren. Mit vier weiteren Ausgaben von «TV total» am Samstagabend wird man das Ruder so nicht herumreißen.
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