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ProSieben: Gute Unterhaltung?

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Bei der roten Sieben sind die Formate in die Jahre gekommen. Selbst Youngstars wie «Wer stiehlt mir die Show?» geht im Herbst in die achte Staffel.

In Unterföhring feierte ProSieben am 1. Januar seinen 35. Geburtstag. Hannes Hiller war der geschäftsführende Programmdirektor, der mit seinem Team anstoßen durfte. Doch so wirklich viel Euphorie gibt das Programm nicht her. Dank Streamingdiensten hat ProSieben bis 15.00 Uhr meist nur wenige Fernsehzuschauer, bei den Umworbenen fällt die Zahl ebenfalls sehr ernüchternd aus. Seit Jahren werden gefühlt die gleichen Serien wiederholt. «The Big Bang Theory», «Two and a Half Men», «Friends», «Scrubs» und natürlich «Die Simpsons». Das Problem ist allerdings, dass vermutlich die meisten Zuschauer diese Formate schon einmal gesehen haben. Obwohl weltweit weitere lustige Serien hergestellt werden, lassen die Verantwortlichen in Unterföhring die Sendungen liegen. Es kann doch nicht alles abseits von Warner Bros. Television, ABC Signature, CBS Studios und Universal Television schlecht sein?

Über die Jahre sanken auch die Reichweiten von «taff» und «Galileo», allerdings nie dramatisch, sodass sich die Formate mit dem Senderschnitt reduzierten. Das, was «taff» inzwischen zeigt, ist recht günstig zusammenmischtes Low-Entertainment aus den sozialen Medien, dazu ein paar nette Wochenserien und ein paar Promi-News. «Galileo» bemüht sich die Welt zu erklären, doch das Format ist einfach viel zu lang. Dass die Sendung ab 20.00 Uhr gegen die «Tagesschau» ran muss und in dieser Zeit fast nur Werbung sendet, tut dem Wissensmagazin ebenfalls nicht gut. Seit Jahren ist der werktägliche Vorabend gleich, früher hat man hier noch Experimente gewagt. Da «Die Simpsons»-Fans aber Aufstände wagten, will man hier wohl kein Risiko eingehen.

Apropos Risiko: Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf übernahmen am 21. April 2024 das Sonntagsprogramm. Neben der Live-Programmübernahme, ein Jogging-Format am Morgen, eine Partie Uno und zahlreichem Quatsch hat Florida TV auch ein paar nette Ideen relativ schnell umgesetzt. Es waren zwar nicht nur Perlen dabei, allerdings führte diese Aktion dazu, dass man auch wieder live den Sender einschalten wollte. Das Programm ist sonst recht überschaubar: Wiederholungen von «Galileo», ein paar alte Shows, dann kommt «taff Weekend» und «Galileo», ehe derzeit wieder Spielfilme laufen. Wie schon seit Jahren.

Die Programmstrategen haben es sich bequem gemacht: Seit über zehn Jahren wird «Das Duell um die Welt» produziert, «Joko & Klaas gegen ProSieben» läuft seit fünf Jahren, «Wer stiehlt mir die Show?» hat bereits sieben Staffeln auf dem Buckel, eine weitere folgt im Herbst. Klaas‘ «Late Night Berlin» läuft inzwischen länger als «Circus HalliGalli». In München und Berlin muss man sich spätestens diesen Sommer zusammensetzen, um neue Projekte zu entwickeln. Allerdings hat man die Schnapsidee «Ein sehr gutes Quiz (mit hoher Gewinnsumme)» bestellt.

Das zweite Aushängeschild des Senders ist Heidi Klum. Die Produktionsqualität von «Germany’s Next Topmodel» ist wirklich schlecht. Das wird nicht nur in der Branche getuschelt, das sagen selbst die Zuschauer in den sozialen Medien. Die Eröffnung wurde auf drei Folgen ausgeweitet, es gibt immer die große Umstyling-Episode, um Frauen und Männer zum Weinen zu bringen und schließlich irgendwelche Jobs in Los Angeles, ehe ein wirklich fürchterliches Finale umgesetzt wird, das von allen überregionalen Zeitungen verrissen wird. Die Sendung könnte spannend gestaltet werden, wenn es echte Juroren gibt, die für ihre Kandidaten kämpfen würden.

Dazu kommt: Diese zahlreichen Fernsehsendungen von ProSieben sind verdammt alt. In diesem Herbst startet die 15. «The Voice of Germany»-Staffel und «Schlag den Star» ist seit 2009 durchgehend auf Sendung. Die Zukunft von «The Masked Singer» ist wohl bald entschieden, schließlich ist das Format tot gesendet worden. Mittelmäßige Auftritte und eine zähe Show ließen die Zuschauer flüchten.

In den vergangenen zwölf Monaten hat ProSieben auch zahlreiche Shows eingekauft, die wirklich eine schlechte Qualität hatten. «Der Heiratsmarkt» hörte sich nicht nur übergriffig an, sondern war zudem wirklich miserabel umgesetzt und reihte sich in die gesamten Formate mit mauen Konzepten ein. Mit «Die Stapelshow» kopierte man eigentlich nur das Holzspiel Jenga. Die seltsame Show «Das große Promi-Büßen» funktionierte im zweiten Jahr auch nicht, «Forsthaus Rampensau Germany» wirkte wie eine plumpe «Das Sommerhaus der Stars»-Kopie. Zwischenzeitlich fragte man «Wer isses?» und das war’s dann schon mit der Innovation des vergangenen Jahres.

Früher probierte ProSieben zahlreiche Shows aus, doch inzwischen dürfen es – so scheint es – nicht mehr als vier neue Formate pro Jahr sein. «Destination X» lag 13 Monate auf der langen Bank, ehe man die Redseven-Entertainment-Produktion für den kommenden Herbst ankündigte. ProSieben verbuchte in der vergangenen Fernseh-Season 3,2 Prozent Marktanteil und lag somit nur noch 0,2 Prozentpunkte vor Kabel Eins. Bei den 14- bis 49-Jährigen wurden 7,5 Prozent verbucht, selbst Das Erste ist jugendlicher unterwegs als die rote Sieben. Zwar liegt man mit diesem Ergebnis noch auf dem dritten Platz, jedoch sind die Reichweiten überschaubar. ProSieben sollte endlich in die anderen europäischen Länder schauen, womit die Sender dort hohe Reichweiten einfahren. Endlich mal wieder fünf, sechs Formate importieren, die auch woanders funktionieren. Mit vier weiteren Ausgaben von «TV total» am Samstagabend wird man das Ruder so nicht herumreißen.

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