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«Lady in the Lake»: Starkes Schauspiel, schwaches Drehbuch

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Für «Lady in the Lake» konnte AppleTV+ mit Natalie Portman und Moses Ingram zwei besonders starke Namen gewinnen. Wird daraus auch eine überzeugende Serie?

Mit Natalie Portman in der Hauptrolle lockt die AppleTV+-Serie «Lady in the Lake» mit einer erstklassigen Besetzung und darüber hinaus auch mit einer visuell beeindruckenden Ästhetik – doch hinter der Fassade verbergen sich leider zahlreiche erzählerische Schwächen und unausgegorene Charaktere. Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Laura Lippman hätte die Serie von Regisseurin Alma Har'el eigentlich deutlich mehr zu bieten gehabt, als die Streaming-Zuschauer nun diesen Sommer zu sehen bekommen.

Vor der ersten Minute an brillieren Natalie Portman und Moses Ingram in den Hauptrollen, die allein schon durch ihre Credits hohe Erwartungen an dieses Format wecken. Portman spielt nun Maddie Schwartz, eine Hausfrau und Mutter in den 1960er Jahren, die nach einem persönlichen Schicksalsschlag beschließt, Journalistin zu werden. Ingram verkörpert indes Cleo Sherwood, eine Aktivistin, deren Leben und Tod im Mittelpunkt von Maddies Recherchen steht. Gerade die seelische Parallelisierung dieser beiden Hauptfiguren gerät auf der Stoffebene oft äußerst spannend – aber die Serie schafft es leider nicht, diese Dynamik konsequent und tiefgründig auszubauen.

Dabei punktet «Lady in the Lake» vor allem mit der sorgfältig rekonstruierten Ära der 60er Jahre, die durch präzise Kostüme, beeindruckende Kulissen und eine stimmige musikalische Untermalung zum Leben erweckt wird. Die Atmosphäre dieser Zeit wird gekonnt eingefangen und trägt einen guten Teil zur elektrisierenden Stimmung dieser Serie bei. Doch trotz dieser starken visuellen Präsentation wirkt die Handlung selbst oft fragmentiert und verliert sich in Nebensträngen, deren thematischer Bezug sich immer stärker im Diffusen verläuft.

Ein großes Problem der Serie ist dabei zunächst ihr unstetes Erzähltempo. Während einige Episoden ereignisreich und packend ausgestalt sind, ziehen sich andere unbarmherzig in die Länge und verlieren rasch den Fokus. Die Serie schwankt zwischen spannendem Krimi und sozialkritischem Drama, ohne sich klar für eine Richtung entscheiden zu können – und diese Unentschlossenheit führt wiederum dazu, dass weder die Krimielemente noch die gesellschaftspolitischen Themen vollständig zur Geltung kommen. Insbesondere sozialkritische Untersuchungsfelder wie Rassismus und Frauenrechte, die zentral für die Handlung sind, werden oft nur oberflächlich behandelt und bieten wenig Tiefgang.

Leider gerät auch die Charakterentwicklung schnell zum Schwachpunkt dieses Formats. Maddie und Cleo haben zwar reichlich Potenzial als Figuren, aber ihre Motivationen und inneren Konflikte werden trotz greifbarer Ansätze nicht ausreichend beleuchtet. Cleos Geschichte hätte mehr Raum benötigt, um ihre Bedeutung für die Handlung und die gesellschaftlichen Themen wirklich herauszustellen. Die Nebenfiguren bleiben ebenfalls zumeist blass und austauschbar, was dazu führt, dass die emotionale Bindung an die Charaktere insgesamt schwach bleibt.

Trotzdem geraten die schauspielerischen Leistungen durchweg beeindruckend stark, und insbesondere Portman und Ingram liefern ausnahmslos überzeugende Darstellungen, die teilweise über die schwächeren Drehbuchpassagen hinweghelfen. Dennoch kann «Lady in the Lake» ihr Versprechen nicht zielgerecht einlösen. Denn schöne Bilder und starke schauspielerische Leistungen können am Ende doch nicht über die erzählerische Enttäuschung hinwegsehen lassen.

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