Serientäter

«Supacell»: Ein «Heroes» mit Potenzial?

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Über Monate wurde in London an der sechsteiligen Serie gedreht, die mit zahlreichen offenen Geschichten endet. Über eine Fortsetzung hört man noch nichts.

Im Herbst 2005 gingen zahlreiche hochkarätige Serien wie «Desperate Housewives» und «Lost» an den Start, ein Jahr später kamen weitere beliebte Dramen wie «Brothers & Sisters», «Friday Night Lights» und «Heroes». Die letztgenannte Superhelden-Serie von Tim Kring war mit Milo Ventimiglia, Hayden Panettiere, Masi Oka und Adrian Pasdar besetzt. Die erste Staffel startete fantastisch, doch das Finale enttäuschte zahlreiche Fans. Mit dem Start der zweiten Staffel gab es weitere Probleme mit der Serie, sodass die Serie nach vier Jahren auslief und viele unzufriedene Gesichter zurückließ.

Die Protagonisten von «Supacell» haben ebenfalls Kräfte zu haben, deren Ursprung sie nicht kennen: Andrew Onwubolu, im Vereinigten Königreich bekannt als Rapman, hat mit seinen 35 Jahren mit Netflix eine hochkarätige Serie umsetzen können. Ihm zur Seite stehen Sebastian Thiel, der ebenfalls die Regie übernahm. Der Cast ist nicht von schlechten Eltern, denn «Doctor Who»-Star Tasin Cole verkörpert einen Lieferfahrer, der sich teleportieren kann. Er lebt mit der Sozialarbeiterin Dionne (Adelayo Adelayo, «The Responder») zusammen. Dazu kommt Rodney (Calvin Demba, «Youngers»), ein superschneller Läufer und Sabrina (Nadine Mills), eine junge Frau, die telekinetische Fähigkeiten hat und mit ihrer Schwester Sharleen (Rayxia Ojo) zusammenlebt. Auch Tyo „Tazer“ Amusan“ ist von Belang, schließlich ist er Anführer einer Gang und kann sich unsichtbar machen.

Die zahlreichen Personen verbindet, dass sie People of Color in einem südlichen Londoner Stadtteil sind, der von Drogen und Gewalt dominiert wird. Bereits in den ersten Szenen wird klar, dass die angesprochene Sichelzellenanämie dazu führt, dass die scheinbar zufällig zusammengewürfelte Gruppe ein gemeinsames Geheimnis hat. Auch die Regierung ist hinter den Verantwortlichen her, schließlich sucht die Familie Johnson ihre Tochter. Dionne wird in den Fall persönlich hineingezogen, da sie als Sozialarbeiterin benachteiligte Familien unterstützt. Doch zunächst kommt es zum Recherchieren, dann Nachlaufen und schließlich packt Mr. Johnson (Robbie Gee) aus.

Gerade in der ersten Folge wird zunächst aber erzählt, wie alle Figuren unabhängig voneinander ihre Kräfte entdecken und ausprobieren. Der Zuschauer bekommt auch diese geheime Behörde zu Gesicht, in der eine junge, nicht näher definierte Frau ausbrechen möchte, und dann durch einen Schuss in den Hinterkopf erschossen wird. Das Bild wird klar gezeichnet: Hier sind die bösen Mächte der Regierung am Werk, die bestimmte Teile der Bevölkerung unterdrücken möchten. Der Staat ist immer allgegenwärtig, das zeigen auch die vielen Kameras in London, die immer wieder in den Szenen eingeblendet wird.

Im Mittelpunkt der Serie stehen vor allem die Figuren des Lieferfahrer Michael Lasaki und seine Verlobte sowie die Sozialarbeiterin Dionne Ofori. Bei einem Trick mit seinem zukünftigen Ich wird ihm erklärt, dass seine Partnerin zu einem bestimmten Zeitpunkt ums Leben kommen wird. Er ist sich sicher, dass er dies verhindern möchte und sein Ich aus der Zukunft teilt ihm noch Namen mit, auf die er treffen muss. Es ist eine Art Sherlock-Holmes-Geschichte, schließlich muss Michael diese Personen in Südengland treffen.

Besonders kompliziert ist das Aufspüren der zahlreichen Personen nicht. Das liegt zum Teil daran, dass die Kamera oftmals auf weite Aufnahmen verzichtet, nur wenige Außensets im Mittelpunkt stehen. Hauptsächlich ist ein Straßenzug Ausgangspunkt der Serie und wird bis zum Ende immer ein Teil der Serie sein. Hier stellt man fest, dass das Budget am Ende doch für die Spezialeffekte draufgegangen ist. Diese sind zum Teil richtig klasse, größere Aussetzer gibt es nicht. Auch wenn eine Superkraft wie die Unsichtbarkeit nicht wirklich umsetzbar ist: Der Superheld müsste ja schließlich blind sein.



Ein Hauptproblem von «Supercell» ist jedoch, dass die meisten Charaktere naiv sind. So ist es Michael, der seine Freundin Dionne, die in Lebensgefahr schwebt, nicht etwa beim finalen Kampf nach Hause schickt, sondern diese einfach nur in seinem Auto wartet. Es ist auch das Schwesternpaar Sabrina und Sharleen, die immer wieder auf die schmierigen Typen hereinfallen. Sollte das vorkommen, gibt es andere Schuldzuweisen. Aber auch der Bösewicht Craig „Krazy“, der Anführer einer älteren Gang, der einmal Tazers Mentor war, lässt sich von der Regierung manipulieren. Inhaltlich wird es gerade nach dem finalen Kampf dünn.

«Supacell» startet wie Tim-Krings «Heroes» sehr stark, allerdings umfasst die britische Produktion nur sechs Episoden, die zwischen dem 4. Juli 2022 und April 2023 in London gedreht werden. Gerade im Mystery-Bereich wäre es fahrlässig, von nur einer Staffel zu sprechen, schließlich gibt es viele offene Enden. Mit weiteren Episoden könnte eine Handlung abgeschlossen werden, bevor weitere Geschichten erzählt werden. Man muss «Supacell» fast vorwerfen, dass das Budget zwischenzeitlich einfach aufgebraucht wurde. Viele Handlungsstränge bleiben offen, viele Punkte bleiben ungeklärt. Nur die Geschichte zwischen Michael und Dionne wurde zu einem Ende gebracht.

«Supacell» ist seit 27. Juni bei Netflix verfügbar.

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