Hintergrund

Das Jüngste Quoten-Gericht: Olympia erdrückt die sportliche Konkurrenz

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Montags blickt Quotenmeter auf aktuelle Quoten-Highlights und Marktanteil-Flops und ordnet diese ein. Diesmal ziehen wir ein Zwischenfazit zu den Olympischen Spielen – vor allem im Hinblick auf das restliche Sport-Programm.

Die Olympischen Sommerspiele 2024 dominieren seit ihrer Eröffnung vor zehn Tagen die täglichen Quoten-Charts. Die AGF Videoforschung veröffentlicht jeden Tag eine Top25-Liste zum Vortag mit den meistgesehenen Sendungen auf dem Gesamtmarkt und in der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen. Gerade bei den werberelevanten Zuschauern lassen sich kaum andere Formate finden, die nicht aus Paris übertragen werden. Einzig Nachrichtensendungen des jeweils übertragenden Senders schaffen es auf die Liste. Die einzigen beiden Ausnahmen bildeten die 20-Uhr-«Tagesschau» am vergangenen Donnerstag, die es mit 0,62 Millionen Zuschauern und 14,3 Prozent Marktanteil auf Rang 17 schaffte, obwohl das ZDF an jenem Tag von den Wettkämpfen berichtete, sowie «Gute Zeiten, schlechte Zeiten» am Montag. Die RTL-Soap platzierte sich auf Platz 21, 0,49 Millionen junge Zuschauer und 13,3 Prozent waren nötig.

Ansonsten machen die Übertragungen der Spiele die Liste unter sich aus. Das bedeutet auch, dass die übrigen Sender klar auf der Strecke bleiben. Ersichtlich wurde dies vor allem für Sat.1 am vergangenen Freitag. Der Unterföhringer Sender hält bekanntlich teure Bundesliga-Rechte und dürfte einigermaßen erfreut gewesen sein, als die DFL bekannt gab, dass das Eröffnungsspiel der 2. Bundesliga zwischen dem 1. FC Köln und dem Hamburger SV ausgetragen werden. Die beiden Traditionsklubs zählen gemeinsam nicht nur neun Deutsche Meisterschaften, sondern bringen auch eine bundesweite Strahlkraft mit. Genutzt hat es aber nur bedingt. Gegen die Olympia-Übertragung im Ersten musste sich Sat.1 mit einstelligen Zielgruppen-Marktanteilen begnügen. Die erste Halbzeit erreichte nur 8,7 Prozent Marktanteil, der zweite Spielabschnitt verbuchte in der Zielgruppe 9,2 Prozent.

Im vergangenen Jahr eröffneten der HSV und Schalke 04 die Spielzeit, was Sat.1 am 28. Juli 2023 16,9 und 20,2 Prozent bescherte. Doch nicht nur die Quoten fielen deutlich niedriger aus, auch die Reichweite in der Zielgruppe mehr als halbierte sich im Vergleich zum Vorjahr von 0,75 bzw. 1,01 Millionen auf 0,36 und 0,40 Millionen 14- bis 49-Jährige. Auch die Relegationsspiele Ende Mai waren deutlich gefragter als das Eröffnungsspiel am 2. August. Auch auf weniger prominenten Sendeplätzen tat sich Deutschlands Lieblingssport sehr schwer. RTL übertrug am Sonntag in Kooperation mit Sky die Konferenz der 2. Liga. Schon im Januar, als der Kölner Sender das erste Mal den Rechtedeal nutzte, war das Interesse überschaubar. Damals hatte sich die Free-TV-Konferenz aber wohl noch nicht herumgesprochen, RTL musste sich jedenfalls mit weniger als sechs Prozent bei den Umworbenen begnügen. Im Mai stieg die Einschaltquote auf 9,1 und 11,8 Prozent. Gegen Olympia fiel die Zweitliga-Übertragung hinter das Januar-Niveau zurück. Während der beiden Halbzeiten wurden nur 4,0 und 5,2 Prozent ausgewiesen.

Auch Football und Formel 1 brechen ein
König Fußball geht es an den Kragen, in der Hochzeit der Randsportarten die Chance für nicht olympische und eher am Rand stehende Sportarten? Mitnichten. Bei ProSieben Maxx brach «ran Football» mit der European League of Football (ELF) seit der Pariser Eröffnungsfeier komplett ein. Der Zuschauerschwund fand jedoch in zwei Schritten statt. Wurden am 21. Juli noch jeweils 40.000 junge Zuschauer und 1,9 bzw. 1,6 Prozent Marktanteil bei den Spielen zwischen Wien und Berlin sowie Frankfurt und Düsseldorf gemessen, waren am 28. Juli nur noch 20.000 und 30.000 Zuschauer anwesend, die die Quoten auf 0,8 und 1,1 Prozent sinken ließ. Am Sonntag, 4. August, verfolgten nur noch jeweils 10.000 Zielgruppen-Zuschauer die Spiele Frankfurt Galaxy at Cologne Centurions und Paris Musketeers at Berlin Thunder. Der ProSieben-Spartensender musste sich am Nachmittag mit jeweils 0,2 Prozent Marktanteil begnügen. Die ELF beschert ProSieben Maxx zwar ansehnliche Quoten-Erfolge, doch gegen Olympia hat die Europäische Liga keine Chance.

Gleiches gilt auch für die sogenannte „Königsklasse des Motorsports“, die in diesem Sommer sehr präsent bei RTL ist. Der Kölner Sender hat sich durch den eingangs erwähnten Deal mit Sky auch sieben Rennen der Formel 1 gesichert. Nach dem Rennen von Bahrain im März übertrug man zuletzt auch die Grands Prix aus Ungarn und Belgien. Das Rennen aus Spa erreichte am 21. Juli 0,34 Millionen 14- bis 49-jährige Zuschauer und kam auf 16,2 Prozent. Eine Woche später wurden zwar 0,35 Millionen Seher gezählt, doch die Quote fiel – Olympia sei Dank – auf 12,6 Prozent. Die Formel-1-Übertragung verlor vor allem auf dem Gesamtmarkt an Zuschauern. In Belgien schalteten 1,77 Millionen ein, am Hungaroring waren nur noch 1,48 Millionen dabei.

Wie viele Rekorde purzeln noch?
An einen Rückgang des Interesses an den Olympischen Spielen scheint nicht zu denken. Am Wochenende stiegen die Leichtathleten in ihre Wettkämpfe ein, was die Reichweite am Sonntag auf Rekordniveau steigen ließ. Erstmals während der Pariser Spieler stieg die Sehbeteiligung über die 8-Millionen-Marke. Am Sonntagabend verfolgten 8,01 Millionen Menschen die Leichtathletik-Übertragung aus dem Stade de France. Schon 2012, als die Spiele in London stattfanden, zählten die Leichtathletik-Übertragungen zu den erfolgreichsten, doch übertrafen sie nie die 8-Millionen-Schwelle. Bei den Spielen, die letztmals in einer europäischen Zeitzone stattfanden, schaffte es nur das Herren-Beachvolleyball über diese Marke. 2016 in Rio verfolgten 8,25 Millionen Zuschauer das Fußball-Finale zwischen Deutschland und Brasilien und 8,52 Millionen Zuschauer Frauen-Beachvolleyball. In den kommenden Tagen fallen noch rund 160 Medaillen-Entscheidungen, die privaten Sender dürften jede einzelne runterzählen. ARD und ZDF hoffen derweil auf weitere Reichweiten-Rekorde.

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