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Olympia: Turnen, Kicken und die Seine

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Am Wochenende gehen die 33. Olympischen Sommerspiele in Paris zu Ende. Quotenmeter hat während der vergangenen zwei Wochen genau hingesehen.

206 Nationen sind am Freitag, den 26. Juli 2024, die damals wohl noch konterminierte Seine entlanggefahren und wurden bei der Olympischen Eröffnungsfeier von zahlreichen Fans begrüßt. Die Franzosen waren außer sich, die vierstündige Übertragung verzeichnete die zweithöchste Reichweite aller Zeiten. Neben der französischen Hauptstadt stand auch Hamburg in der engeren Auswahl der Sommerspiele, jedoch lehnten die Bewohner des Bundeslandes ab. Die Wahl fiel auf die französischen Nachbarn, die mit einer originellen Eröffnungsfeier noch lange im Herzen der Zuschauer bleiben dürften. In vier Jahren finden die Spiele in der Stadt der Engel statt, dort wird das Veranstaltungskomitee mit Sicherheit nicht den trockenen Los Angeles River auf Booten herunterschippern.

Neben den knapp 90 Booten traten unter anderem Lady Gaga, die Opernsängerin Marina Viotti, die R&B-Sängerin Aya Nakamura, die Dragqueen Nicky Doll (die mit Kollegen das Bild „Le Festin des dieux“ nachstellten), Juliette Armanet und natürlich Celine Dion auf der ersten Ebene des Eiffelturms. Ohnehin gehörten die Wahrzeichen der Stadt zu den Spielen: Das Bauwerk von Gustave Eiffel dominierte den zweiten Teil der Eröffnungsshow sowie zahlreiche Sportstätten der Stadt, das Reitturnier wurde im Schloss Versailles ausgetragen und in der Nähe des Louvre wurde das olympische Feuer entzündet. Zinédine Zidane, Rafael Nadal, Serena Williams, Carl Lewis, Nadia Comaneci, Amélie Mauresmo, Tony Parker, Michaël Guigou, mehrere Para-Athleten (Alexis Henquinquant, Nantenin Keïta, Marie-Amélie Le Fur) und Charles Coste gehörten zu den Fackelläufern gegen Ende der Veranstaltung. Marie-José Pérec und Teddy Riner entzündeten einen Fesselballon. Obwohl das IOC so viele internationale Stars nach Paris karrte, stahlen diese den Athleten nicht die Show.

Obwohl zehn Millionen deutsche Fernsehzuschauer die Olympische Eröffnungsfeier bis Mitternacht im Ersten sahen, waren schon 2,05 Millionen Menschen beim Vorrunden-Volleyballspiel der deutschen Männer gegen Japan anwesend. 5,48 Millionen Menschen ab drei Jahren sahen in der Primetime Teil zwei des Männerhandballs zwischen Deutschland und Schweden (30:27), ehe sich der Deutsche Lukas Martens Gold beim 400m-Herren-Freistil-Finale schnappte. 6,33 Millionen Menschen sahen zu und lösten auch bei den Deutschen ein Olympia-Fieber aus. In den vergangenen Tagen wuchsen die Reichweiten in der Daytime weiter, zur Hauptsendezeit holten Schwimmen und Leichtathletik fantastische Zahlen. Über acht Millionen Menschen wurden teilweise erreicht.

Die recht junge Sportart des 3x3-Basketballs wurde in Deutschland beliebt. In der ersten Partie, die am 30. Juli 2027 gegen die amerikanischen Frauen gespielt wurde, bezwangen die deutschen Sportlerinnen ihre Kontrahentinnen. 2,78 Millionen Menschen sahen zu, am übernächsten Morgen waren aufgrund der Sendezeit nur noch 1,50 Millionen dabei. Das dritte Spiel erlebten schon 4,23 Millionen Menschen mit. Am Montag kam es allerdings zum Super-GAU, schließlich brach das ZDF das Halbfinale 25 Sekunden vor Ende für Werbung und die «heute»-Nachrichten ab. Der Grund: Die Nachrichten dürfen nicht zu spät kommen, immerhin läuft der Nachrichtenüberblick auch bei 3sat. Zwar räumte ZDF-Sportchef Yorck Polus einen Fehler ein, fraglich ist aber, ob die Mainzer nicht weiterhin so entscheiden werden. Denn: Nachrichten kommen beim ZDF nicht aus der Konserve, selbst wenn es sich nur um Minuten Zeitverzug handelt. Die Programmplaner müssen eben entscheiden, ob sie erst die 3sat-Sendung allein fahren und dann um 19.25 Uhr die «heute»-Sendung bringen. Allerdings wollten die Verantwortlich vor Leichtathletik noch Zusammenfassungen von Volleyball der Herren, Deutschland – Frankreich (3:2) und Bahn-Radsport (Herren Team, Qualifikation) zeigen.

Schließlich können die Fernsehstationen es nicht allen Zuschauern recht machen. Am Montag kamen die Entscheidung vom Frauen-Turnen, unter anderem mit dem US-Star Simone Biles aus der Konserve, beim Team-Turnen wurde eine deutsche Turnerin gar nicht gezeigt, weil die Regisseure des World Feeds lieber auf Biles setzten. Neben dem Ersten und dem ZDF strahlt auch Eurosport die Spiele aus. Zudem können bei discovery+, in der ARD Mediathek (via Sportschau) und in der ZDFmediathek alle Übertragungen live und nachträglich angesehen werden.

Einen sehr guten Job macht auch die Smartphone-Applikation Olympics, die vom Olympischen Komitee herausgegeben wird. Sie funktioniert in unzähligen Sprachen und dort können Rezipienten ihren Sportlern, Sportarten respektive Ländern folgen. Der Export der Übertragung ist auch in allen kompatiblen Kalendern möglich, sodass der Zuschauer noch nie so nahe dran war, wie in diesem Jahr.

Im Stade de France werden die Olympischen Sommerspiele am Sonntag ihr Ende finden. Die Bilanz sind erfreuliche Spiele in derselben Zeitzone, zahlreiche deutsche Helden – aber auch Verlierer wie die deutsche Frauennationalmannschaft – und Spaß vor den Fernsehgeräten. Europa musste zwölf Jahre auf Spiele in der gleichen Zeitzone warten, eine Wiederholung auf unserem Kontinent steht noch nicht fest. Während die Athleten natürlich eine Medaille gewinnen wollen, heißt es für den Zuschauer: Dabei sein ist alles.

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