Die Kritiker

«Horizon: Eine amerikanische Saga»-Teil 1-Kritik: Ein Film, der eigentlich keiner ist

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Kevin Costner hat viel aufs Spiel gesetzt, für sein Herzenswerk «Horizon». Er hat das eigene Haus verpfändet und seine Hitserie «Yellowstone» verlassen, doch zahlt sich dieses immense Risiko aus?

Nach einem schwachen Start an den amerikanischen Kinokassen droht «Horizon» nun nämlich ein ähnliches Schicksal wie «Yellowstone. Während die Serie ohne seinen Hauptdarsteller enden muss, ist es fraglich ob das Westernepos «Horizon» überhaupt enden wird.

Alteingesessene Westernfans werden sich schnell in der Welt verlieren, die Costner hier nach mehr als 25 Jahren Entwicklungszeit in Szene gesetzt hat. Die musikalische Untermalung, das malerische Szenenbild und die ruhige, unaufgeregte Erzählstruktur, schaffen es, den Zuschauer in der Zeit zurückzuversetzen und sich massiv von der Art und Weise zu distanzieren, wie Kinofilme heute funktionieren. «Horizon» weißt Ansätze von alten Westernfilmen aus längst vergangenen Zeiten auf, die in ihrer gesamten Struktur so heute schlicht nicht mehr auf die Leinwand gebracht werden. Die erzählte Geschichte über die Expansion des Wilden Westens ist zutiefst menschlich, ohne auf neumodischen Bombast wertzulegen und versucht mit ihrer Vielzahl von Figuren, das Spektrum von abgrundtief böse, über zahlreiche Grautöne, bis zu naiver Gutherzigkeit abzudecken. Auch wenn einige Handlungsstränge konstruiert wirken und scheinbar ins Leere laufen, gelingt es Costner Stück für Stück diese zusammenzuführen. Schauspielerisch bleiben die großen Akzente bisher weitestgehend aus, was allerdings dem Hauptproblem dieses intendierten vierteiligen Epos zugeschrieben werden kann.

Denn es stellt sich die Frage ob Costners Erstling überhaupt als eigenständiger Film bezeichnet werden kann. Eine erzählte Geschichte besteht, ob nun ein literarisches Werk oder eine visuelle Inszenierung vorliegt, stets aus verschiedenen Akten. Jeder Schüler lernt hierzu die Begriffe „Einleitung“, „Hauptteil“ und „Schluss“. Die gängige Variante beim Film besteht daher auch aus drei Akten, der „Exposition“, die den Zuschauer in die Geschichte einführt und mit den Akteuren vertraut macht. Die „Konfrontation“, die im Normalfall den Großteil der Filmlaufzeit einnimmt und die handlungstragenden Figuren mit einem oder mehreren Problemen konfrontiert, die es zu lösen gilt. Abschließend folgt das große Finale, die „Auflösung“, die die Handlungsstränge zusammenführt und den Film abschließt. Doch «Horizon» Teil eins leistet diese Aufgliederung schlicht nicht, der größte Teil des Films besteht ausschließlich aus der Exposition, was mit Blick auf die Uhr bereits daran zu erkennen ist, dass der vermeintliche Protagonist erst nach exakt einer Stunde Laufzeit überhaupt in Erscheinung tritt. Die Frage, ob der Film die Exposition nach drei Stunden verlassen hat, kann nach dem abrupten Ende, dass prinzipiell gar keines ist, da der Film mitten in der Handlung unterbrochen wird, wohl erst nach Sichtung des zweiten Teils beantwortet werden. Auch wenn die großen Bilder des Films Argumente für eine Kinoauswertung liefern, schreit die Erzählstruktur geradezu nach einer TV-Serie, die in zwölf einstündigen Episoden erzählt wird. Die Chancen hierfür bei einem Streaminganbieter grünes Licht zu bekommen, dürften größer sein als alle vier Teile tatsächlich noch im Kino zu sehen.

Einen Film nur nach seiner Einleitung zu bewerten, so skurril das auch nach 180 Minuten klingen mag, ist praktisch unmöglich. Denn letztendlich scheint «Horizon» Teil eins genau das zu sein, die Exposition zu etwas größerem. Das Gesamtwerk mag durchaus das Potential haben, zu einem zeitlosen Westernepos zu werden, das allen Widerständen trotzt und sich neben den großen Westernepen der vergangenen Jahrzehnte einreiht. Doch hierfür muss es Kevin Costner erst einmal gelingen, trotz des Flops des Erstlings an den Kinokassen, diese vierteilige Vision zu Ende zu bringen. Gesichert ist nach Sichtung des ersten Teils lediglich, dass dieses Werk, bis der Abspann des geplanten vierten Films auf die eine oder andere Weise läuft, unvollendet bleibt.

In Deutschland wird »Horizon 1« am 22. August in den Kinos anlaufen.

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