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Noch im vergangenen Jahr bespielte RTLZWEI seinen Donnerstagabend mit «Hartes Deutschland – Leben im Brennpunkt», das keine überragenden, aber solide Werte bei den Werberelevanten holte. Ende Februar folgte schließlich der Cut und «Genial daneben» sowie viele andere Formate kamen zurück. «Ein Haus voller Geld – Such dich reich!» konnte den Erfolg aus den Niederlanden und Belgien nicht kopieren, das «Glücksrad» war im Gegensatz zur US-Version extrem altbacken und langweilig. Schließlich wurde «Genial witzig – Das große Witze-Battle» und «Dinge gibt’s» ausprobiert. Bartl und sein Team haben zahlreiche neue Shows ausprobiert, das nächste große Ding war allerdings nicht dabei. Nach diesem Experiment kehrten die Drogen-Reportagen zurück, die nun wieder von «Reeperbahn Privat!» abgelöst werden.
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Am Montagabend schlugen sich «Die Retourenjäger» und die XXL-Staffel von «Die Geissens – Eine schrecklich reiche Familie» deutlich besser. Der Dienstagabend wurde das gesamte Jahr von den Sozialreportagen «Hartz Rot Gold», «Hartz und herzlich – Tag für Tag Benz-Baracken», «Armes Deutschland – Stempeln oder arbeiten» sowie verschiedene Ausgaben von «Hartz und herzlich» in Leverkusen, Nürnberg, Düsseldorf und Magdeburg befüllt. Dem Zuschauer wurde allerdings nicht immer klar, ob es sich um neue Folgen oder alte Kamellen handelt.
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Andreas Bartl blieb bei der Programm-Präsentation in Köln beim Screenforce Festival erstaunlich leise. Harald Glööckler war zwar ebenfalls im Auftrag von RTLZWEI vertreten, doch die Show war nicht unbedingt ein Straßenfeger. Genauso unklar ist die Zukunft der vielen Formate abseits von «Genial daneben», gerade die Zukunft von Oliver Pocher ist mehr als ungewiss. Aber hier fällt auf: Es wird an den hochkarätigen Prominenten gespart, schließlich saßen in den Anfangszeiten von Sat.1 weitaus bekanntere Prominente herum.
RTLZWEI erreichte im Fernsehjahr 2023/2024 nur 2,3 Prozent Marktanteil und rutschte auf den letzten Platz der acht großen Vollprogramme. Das liegt zum Teil daran, dass die Programmstrategie nicht wirklich klar ist. Der Sender kann sich eigentlich nicht erlauben, den halben Nachmittag und Vorabend mit Hartz-IV-Shows zu decken, schließlich kommen diese Inhalte auch schon am Dienstagabend. Die Familie Wollny wird auch keine dauerhafte Lösung mehr sein, selbst die Geissens werden sich irgendwann zur Ruhe setzen. Beide Programme werfen extrem viel Content ab, weshalb RTLZWEI mehr Langstrecken-Formate produzieren muss. Die Shows am Donnerstagabend stehen im krassen Gegensatz zum übrigen RTLZWEI-Programm. Das hat zuletzt nicht funktioniert, weshalb der Sender auch auf 4,1 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe rutschte. Kapitän Bartl hat vor knapp einem Monat nicht geliefert, aber so langsam muss der Frachter in den Hafen einlaufen und seinen Plan erklären.
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