Jeden Tag Reality, jeden Tag live – damit lockt RTL jeden Januar seine Zuschauer in den Dschungel Australiens. Es sei denn, auf der Welt herrscht eine Corona-Pandemie, dann findet «Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!» auch mal in Südafrika statt und die Moderatoren müssen bei Dunkelheit die Einspieler anmoderieren. Derzeit ist weder Pandemie noch Januar, dennoch ist seit dem vergangenen Freitag täglich um 20:15 Uhr das RTL-Dschungelcamp auf Sendung. Der Kölner Sender hat anlässlich des 20. Geburtstags des Reality-Schlachtschiffes eine Allstars-Staffel vorproduzieren lassen, die Sonja Zietlow und Jan Köppen sowie 13 ehemalige «IBES»-Teilnehmer nach Südafrika brachte.
Täglich werden die Folgen vorab bei RTL+ veröffentlicht, RTL hat 17 Tage lang seine Primetime inklusive Late-Prime freigeräumt, um neben «Ich bin ein Star – Showdown der Dschungel-Legenden» auch den Begleittalk «Die legendäre Stunde danach» mit Angela Finger-Erben und Olivia Jones auszustrahlen. Der Kölner Sender ist damit durchaus ein Wagnis eingegangen, denn ein klassisches Dschungelcamp aus der Konserve noch dazu im Sommer gab es noch nie.
Manch einer mag sich an die Spin-off-Runde «Ich bin ein Star – Lasst mich wieder rein!» erinnert fühlen, als im Sommer 2015 ehemalige Dschungelcamp-Kandidaten antraten, um einen Platz für die neue Staffel in Australien zu ergattern. Die Show war aber gänzlich anders aufgebaut, denn in den neun Sendungen mussten jeweils drei Reality-Stars unter anderem 24h-Städtemissionen erfüllen und im Kölner Studio verschiedene Spiele meistern. Über den Sieg entschied das Publikum per Telefonvoting. Die TV-Ausstrahlung verlief zwar erfolgreich, reichte aber bei weitem nicht an die Original-Sendung heran. Während die Eröffnungsshow am 31. Juli 2015 noch über drei Millionen Menschen sahen, bewegten sich die restlichen Shows meist leicht über der 2-Millionen-Marke. Für das Finale interessierten sich am 8. August 2015 1,95 Millionen. Die Marktanteile in der Zielgruppe bewegten sich damals zu Beginn bei 23,7 Prozent, im Verlauf der Staffel durchbrach RTL aber nur noch einmal die 20-Prozent-Hürde in der Zielgruppe. Im Schnitt stand ein Wert von 18,4 Prozent zu Buche.
Auf einem ähnlichen Niveau bewegten sich nun auch die ersten drei Ausgaben der Legende-Staffel. Die fast vierstündige Auftaktfolge erreichte im Schnitt 2,21 Millionen Zuschauer, am Samstagabend schalteten 1,88 Millionen Show zwei ein. Am Sonntagabend zählt RTL zwischen 20:15 und 22:15 Uhr 2,44 Millionen Reality-Fans. Dank der langen Sendezeit verzeichnete der «Showdown der Legenden» am Freitag 21,6 Prozent, während die beiden kürzeren Ausgaben auf 18,4 und 18,9 Prozent kamen. An den ersten beiden Abenden hatte RTL tatsächlich auch mit größerer Konkurrenz zu kämpfen. Im ZDF bzw. in Sat.1 rollte jeweils das runde Leder. Am Sonntag stieg ohne Fußball im Gegenprogramm folglich die Reichweite recht deutlich an.
Grundsätzlich lassen sich die ersten drei Ausgaben als größerer Erfolg werten als die Staffel von 2015. Damals bewegte sich RTL ganz allgemein auf einem höheren Niveau und auch das Dschungelcamp zog im Januar noch deutlich mehr Menschen an. Im Januar 2015 schalteten teilweise mehr als sieben Millionen Zuschauer die täglichen Live-Ausgaben ein. In diesem Jahr war das Maximum bei 4,71 Millionen Menschen erreicht.
RTL gelingt mit der Legenden-Staffel ein schöner Erfolg, vor allem, auch weil die Vorab-Ausstrahlung bei RTL+ einige Menschen zum Streamingdienst locken dürfte. Konkrete Abrufzahlen liegen derzeit aber noch nicht vor. Klar ist aber auch, dass ein vorproduzierter Dschungel nicht zukunftsfähig ist. Die Live-Ausgaben zu Beginn eines jeden Jahres sind nicht nur zu einer Tradition im RTL-Kalender geworden, sondern werfen auch deutlich höhere Marktanteile ab – in diesem Jahr bis zu 45 Prozent. Möglicherweise findet RTL dieser Tage eine neue «IBES»-Tradition – Hauptsache Tiny Houses bleiben den Zuschauern verwehrt.
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