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‚Tand‘

von

Jenny Erpenbecks Erzählungen waren ein durchschlagener Erfolg.

„Der Tagesspiegel“ betitelt Jenny Erpenbeck als Ausnahmeerscheinung. Die junge Regisseurin machte mit ihrem ersten Roman, einer Novelle, als Gegenwartsautorin im Jahr 1999 "Geschichte vom alten Kind" durchaus Furore. Jenny Erpenbeck wurde im Jahr 1967 in Ost-Berlin geboren. Ihr wurde der anerkannte Aspekte-Literaturpreis, der Thomas-Mann-Preis sowie viele weitere Preise und das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Das Publikum und die Kritiker feierte das wie Phönix aus der Asche gestiegene Talent. Schnell wurde das Ausland auf die ausgezeichnete literarische Autorin aufmerksam. Ihr Roman "Heimsuchung" wurde in die Liste der 100 besten Bücher des 21. Jahrhunderts aufgenommen.

Jenny Erpenbeck gilt als ausgezeichnete Meisterin der Prosaerzählungen. Ihr gelingt es, mit ihrer sprachlichen ausgereiften Präzision den Leser mitzureißen. ‚Tand‘ erschien im Jahr 2001. Ein Buch mit 120 Seiten. In ‚Tand‘ beschreibt die Autorin das unmittelbare Verhältnis der Erzählerin zu ihrer Großmutter. Dabei spielt der Alterungsprozess und seine Macht über den Menschen eine entscheidende Rolle.

"Tand, Tand / Ist das Gebilde von Menschenhand!". Diese Zeile inspirierte Jenny Erpenbeck zu ihrem Erzählband. Die Großmutter, mit ihrem geistigen und körperlichen Verfall bildet den Mittelpunkt der Geschichte. Es geht der Erzählerin um den menschlichen Alterungsprozess. Gegen diese Naturgewalt lässt sich nicht ankommen. Die Großmutter ist Meisterin, wenn es darum geht klassische Gedichte und Balladen zu zitieren. Inspiriert von der Balladenerzählung ‚Tand‘ nach Theodor Fontane stürzt die schottische von Menschenhand geschaffene Brück am Tay ein. Der Sturm kannte kein Erbarmen. Die Kraft der Natur leistete ganze Arbeit. In der Erzählung von Jenny Erpenbeck stemmt sich die Großmutter lange gegen die Naturkräfte. Letztlich geht sie der Enkelin verloren. Aus dem Blickwinkel des kleinen Mädchens wird leise und behutsam die Geschichte erzählt.

Sie hätte so gerne noch mehr von ihrer mächtigen Großmutter erfahren. Am Tage verschanzte die großartige Rhetorikerin sich in ihrem Arbeitszimmer. Abends sprach sie vor ihrem zahlenden Publikum. Sie lauschte hinter dem Milchglas, um verschiedene fremden Stimmen zu lauschen, welche allesamt aus der Sprechmeisterin herauskamen. Die Meisterin des Rezitierens wurde von Demenz heimgesucht. So liegt es Nahe, dass durchaus autobiografische Spuren der Autorin selbst zum Tragen kamen.

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