Diese Wende machte sich nicht nur auf den Laufstegen und in den Modehäusern bemerkbar, sondern zeigte sich auch im Profisport. Da hier von Natur aus Trikots und funktionale Schnitte getragen werden, die keinen Raum für individuelle Statements lassen, fingen Sportler:innen schon sehr früh an, durch ihre Frisuren aufzufallen. Durch ihren großen Bekanntheitsgrad setzten manche sogar wahre Trends, die von den Zuschauern kopiert wurden und sich zum Massenphänomen entwickelten.
Blättert man in der Geschichte zurück, kann man sehr schön nachverfolgen, welche Frisuren über die Jahrzehnte in Mode waren und welche bekannten Gesichter maßgeblich zu deren Verbreitung beigetragen haben.
Heute in, morgen out – Frisuren im ständigen Wandel
Ähnlich wie sich Rocklängen, Absatzhöhen oder die Form von Hosenbeinen im Lauf der Zeit veränderten, trifft das selbstverständlich auch auf Haarstile zu, die bei beiden Geschlechtern ständige Wechsel durchliefen. Vom toupierten Beehive über markante Koteletten und den Pixie Cut bis hin zum klassischen Pilzkopf wurde in diesen Jahren alles Mögliche zur Schau getragen.
Dann wurde für Damen die Föhnwelle populär und der Boheme-Style verbreitete sich, um seinerseits wieder von Minipli-Löckchen und Dauerwellen abgelöst zu werden. In den 90ern sah man gekreppte Haare und Stufenponys, später Blocksträhnen, Beach Waves und Curtain Bangs. Eine Frisur, die sich im Grunde die ganzen Jahrzehnte über bis heute gehalten hat, ist übrigens der Bob, der in der Version als Long Bob mit Extensions ganz einfach zu zaubern ist.
Auch die Männerwelt hat selbstverständlich ihre Trends durchlebt, die von Vokuhila und langen Wellen über schulterlanges Haar bis hin zu coolen Side- und Undercuts reichten. Was sich auch heute immer noch großer Beliebtheit erfreut, sind vor allem Old School Schnitte mit kurzen Seiten und längerem Deckhaar sowie der lässige Male Bun.
Ein Job mit besonderen Herausforderungen
Es liegt in der Natur der Dinge, dass die meisten der jeweils angesagten Schnitte nicht unbedingt für den Alltag von Sportler:innen gemacht sind, da sie viel Pflege und aufwändiger Stylings bedürfen und weder schweißtreibenden Trainingseinheiten, noch harten Wettkämpfen standhalten. Auch wenn das im Privatleben oder zu wichtigen Anlässen ganz anders aussehen mag, sieht man Sportler:innen daher zumeist mit praktischeren Haar-Lösungen.
Diese sollen sicherstellen, während herausfordernder Turniere nicht durch lästige Strähnen im Gesicht abgelenkt zu werden und sich auch leistungstechnisch keine Nachteile zu verschaffen. Zudem müssen die Frisuren pflegeleicht sein und sich optimal für sportliche Aktivität eignen. Nicht zu vergessen ist zudem, dass man bei den meisten Sportarten stark schwitzt und die entstehende Körperhitze erfolgreich vom Kopf ableiten möchte.
Das bedeutet allerdings glücklicherweise nicht, damit auf jeglichen individuellen Ausdruck verzichten zu müssen – ganz im Gegenteil. Man wird nur einfach sehr kreativ, was Schnitt und Farbe angeht und kann damit durchaus ein Zeichen setzen und aus der Masse herausstechen. Das haben schließlich genügend Beispiele vorgemacht, die mit ihren ungewöhnlichen Frisuren bis heute im Gedächtnis geblieben sind.
Wie sich Frisurentrends im Profisport entwickelt haben
Vor allem, wenn es um Mannschaftssportarten geht, liegt das deutlich größere Augenmerk nach wie vor auf männlichen Spielern und hier ganz besonders auf dem Lieblingssport der Deutschen – Fußball. So wundert es auch nicht, dass es die Fußballstars erfolgreicher Teams sowie der jeweiligen Nationalmannschaften waren, die mit ihrer Haarpracht eine ganze Welle angestoßen und neue Styles ins Leben gerufen haben.
Sportliche Trendsetter der 70er- und 80er-Jahre
Angefangen hat alles beim legendären Surfer-Style der 70er, der von Günter Netzer mit seinem Seitenscheitel perfekt repräsentiert wurde sowie der wuscheligen Lockenmähne von Paul Breitner – beide Frisuren galten als absolute Highlights der damaligen Zeit. Es folgten Rudi Völler und Pierre Littbarski, die den Vokuhila so richtig groß herausbrachten, da ihnen jeder Fan in den 80ern nacheifern wollte.
Individualität versus Modeerscheinung
Selbstverständlich vertraten viele Spieler ihren ganz eigenen Stil und erregten dadurch mitunter großes Aufsehen. Hierzu zählen beispielsweise Carlos Valderrama aus Kolumbien mit seinen voluminösen Afrolocken oder der Italiener Stehphan El Shaarawy, dessen Irokesenschnitt für Furore sorgte. Dennoch zeigten sich auch in den weiteren Jahrzehnten klare Mainstream-Richtungen, die häufig auf dem heiligen Rasen ihren Ursprung nahmen.
Sei es, durch den Trend zum Undercut, wie er von David Beckham symbolisiert wurde oder zum Langhaarschnitt für Herren, gerne auch mit Male Bun, getragen allen voran von Gareth Bale, der zuletzt für Los Angeles FC spielte. Ebenso stark verbreitete sich seit etwa 2020 der Buzz Cut, den wir insbesondere vom Franzosen Kylian Mbappé kennen, der ihn eine Weile in knalligem Türkis trug.
Welche Männer-Frisuren sind aktuell angesagt?
Man braucht nur noch einmal auf die gerade zu Ende gegangene Fußball-EM blicken, um zu erkennen, was im Moment bei Männern als stylisch gilt: Der unkomplizierte Buzz Cut ist weiterhin vertreten und hebt markante Gesichtszüge noch deutlicher hervor, wie beim französischen Nationalspieler N’ Golo Kanté zu sehen. Bei der deutschen Elf zeigte sich besonders häufig der sogenannte Mid Fade mit kürzeren Seiten – unter anderem bei Joshua Kimmich.
Auch der Undercut, wie er von Antoine Griezmann und Sergio Ramos populär gemacht wurde, ist weiterhin vertreten. Wer etwas mutiger ist, entscheidet sich mit dem Faux Hawk für einen angedeuteten Irokesen, der gerne auch farblich abgesetzt werden kann. Apropos Farbe – hier liegt wohl das größte Fashion-Geheimnis des Jahres – platinblond und silbergrau gelten als Top-Wahl für einen gelungenen Hairstyle.
Wie sieht das Ganze bei den Frauen aus?
Auch im Frauensport waren Dauerwellen, Pixies und Bobs natürlich vertreten, wenngleich hier schon immer sehr auf praktische Gesichtspunkte des Haarstylings geachtet wurde. Heutzutage sieht man viele Kurzhaarfrisuren und ausgesprochen selbstbewusste Frauen haben längst ebenfalls den Buzz Cut für sich entdeckt.
Sportlerinnen mit langen Haaren setzen indes zumeist auf einen hohen geflochtenen Zopf, lässigen Dutt oder klassischen Pferdeschwanz, wie es beispielsweise unsere Nationalspielerinnen Sara Däbritz, Jule Brand und Giulia Gwinn vormachen. Doch wer weiß, vielleicht setzen ja die anstehenden Olympischen Spiele in Paris ganz neue Trends.
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