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«Bücher in Asche. Der Brand in der Anna Amalia Bibliothek»

von

Tino Dallmann und Romina Nikolic haben zum 20. Jahrestag eine fünfteilige Podcast-Reihe produziert.

Mit dem fünfteiligen Podcast unter dem Titel «Bücher in Asche. Der Brand in der Anna Amalia Bibliothek» widmet sich der Mitteldeutsche Rundfunk anlässlich zwanzig vergangener Jahre seit dem 2. September 2004, als im Dachgeschoss vermutlich wegen eines defekten Elektrokabels der Brand im Bibliotheksgebäude ausbrach, der dokumentarischen Aufarbeitung eines über die Region Weimars in Thüringen hinaus bedeutsamen Ereignisses. Der Sender ließ fast zeitgleich auch eine Fernsehdokumentation von Ute Gebhardt zum Thema laufen, gesendet am 27. August. Den Podcast gestalteten jedoch andere Autoren, nämlich Tino Dallmann und Romina Nikolic.

Der Podcast hält sich nicht damit auf, nur die glanzvolle Vorgeschichte der Bibliothek nachzuzeichnen, die es als Bestandteil des Weimarer Klassik Ensembles bis zum UNESCO-Weltkulturerbe gebracht hatte, und die Ereignisse am 2. September rund um die Brandkatastrophe zu beleuchten, sondern widmet sich sehr ausführlich dem Aspekt der Beteiligung von freiwilligen Aktivisten, sowohl zur Rettung möglichst vieler Bücher und Kunstgegenstände aus dem Gebäude, als auch dem privaten Engagement in der Zeit danach. Das sinnstiftende Gemeinschaftserlebnis, so spontan es geschehen war, wird als Besonderheit unter den Beteiligten hervorgehoben. Wenn man so will, feiert der Podcast das Zustandekommen von unentgeltlichem, gesellschaftlichen Engagements für eine 'große Sache', für die sich Menschen zusammenfinden, die vorher gar keine Berührungspunkte mit dem Gegenstand, hier der Kulturpflege einer nicht sehr großen Bibliothek in einem historischen Gebäude, hatten. Zahlreiche Zeitzeugen und Beteiligte kommen dafür im Originalton zu Wort. Ein Schwerpunkt ist zu erkennen, neben dem Hohelied auf das Freiwilligen-Engagement, wie es sich zu den ursprünglichen Ereignissen und den folgenden Einsätzen anbietet, die Langzeiteffekte auf die Beteiligten auszubreiten.

Das prägende Erlebnis wird zu einem Auslöser weitergehender Veränderungen von Lebenskonzepten unter den Zeitzeugen. So kam es zu einer Solidarität sondergleichen, die sich nicht auf die nähere Umgebung des Unglücksortes beschränkte, sondern auch Spenden aus der Ferne eintreffen ließ, darunter zum Beispiel eine Zuwendung des Fürstentums von Liechtenstein von 20.000 Euro. Allein der Schaden am Buchbestand wurde auf 67 Millionen Euro geschätzt, die Wiederherstellung des Bibliotheksgebäudes mit seinem zentralen dreistöckigen Rokokosaal soll 12,8 Millionen Euro gekostet haben.

Erzählerisch bedeutsam ist bei der Realisation dieses Podcasts auch das Ausmalen des Schockeffektes und der Stimmung in Weimar noch in der Brandnacht und kurz danach. Ein 2023 begonnenes Projekt namens 'Future Memory' mit seiner Interview-Sammlung zum Brand mag mit Anregungen wie Material beigesteuert haben, den späteren Podcast inhaltlich abzurunden. Die Anna-Amalia-Bibliothek im Grünen Schloss selbst wurde 2007 wiedereröffnet, die Restaurierung von teils verbrannten Büchern ist aber immer noch nicht abgeschlossen. Die technischen Verfahren für die seitenweise Restauration von Buchüberresten wurden teils erst im Gefolge dieses Brandes entwickelt und sind ihrerseits Bestandteil einer Ausstellung im Schloss.


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