Stab
Darsteller: Eva Löbau, Hans-Jochen Wagner, Daniel Friedl, August Zirner, Akiko Hitomi, Hassan AkkouchMusik: Verena Marisa
Kamera: Stefan Sommer
Drehbuch: Bernd Lange
Regie: Rudi Gaul
Szenenbild: Andreas Christoph Schmid
Schnitt: Saskia Metten
Franziska Tobler (Eva Löbau) und Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner) ermitteln in einem Mordfall, der theoretisch vor Spannung knistern könnte: Ein junger Anwalt, Tobias Benzinger, wird erschossen, und alles deutet darauf hin, dass die dunklen Geschäfte seiner Kanzlei dabei eine wichtige Rolle spielen. Die Vermutung liegt nahe, dass sich hier ein Sumpf aus zwielichtigen Mandanten, undurchsichtigen Deals und moralischen Grauzonen auftut. Doch leider plätschert der Film so ruhig und gemächlich vor sich hin, dass man schnell das Gefühl hat, selbst in einem Sumpf festzustecken – einem Sumpf der Langeweile.
Die größte Herausforderung des Films scheint darin zu bestehen, aus seiner eigenen Starre auszubrechen. Was als spannendes Katz-und-Maus-Spiel zwischen Ermittlern und der Kanzlei von Rainer Benzinger (gespielt vom stets souveränen, aber hier völlig unterforderten August Zirner) beginnt, verliert sich schnell in juristischen Fachsimpeleien, die weder aufregend noch besonders relevant für den Fall erscheinen. Zirners Rainer Benzinger, der als abgebrühter Kanzleichef eine Art moralischen Gegenpol zu den Ermittlern darstellen soll, verharrt zu sehr in der Rolle des verschlossenen Anwalts, der sich auf die Schweigepflicht beruft. Das Problem ist nur: Dieses Schweigen ist erzählerisch nicht halb so spannend, wie es vermutlich gemeint war.
Die Dynamik zwischen Tobler und Berg – normalerweise eine Stärke dieses Ermittlerduos – kommt hier ebenfalls kaum in Fahrt. Eva Löbau und Hans-Jochen Wagner spielen ihre Figuren gewohnt solide, aber ihre Dialoge wirken oft gestelzt, die Chemie irgendwie abwesend. Dabei gerät der emotionale Hook stärker als sonst: Tobler zieht sogar ihren eigenen Vater, Bruno Tobler (Michael Hanemann), in die Ermittlungen hinein, doch auch dieser Handlungsstrang verpufft in der Belanglosigkeit. Wo man sich erhofft, dass persönliche Verstrickungen das Tempo anziehen, bleibt der Film merkwürdig distanziert und unbeteiligt.
Besonders enttäuschend gerät, dass der Film es nicht schafft, aus den moralischen Dilemmata – die ja gerade bei Anwälten in einem Mordfall eine große Rolle spielen könnten – irgendetwas Spannendes herauszukitzeln. Die Frage nach der Grenze zwischen Schweigepflicht und Gerechtigkeit, nach den Konflikten innerhalb der Kanzlei und der Familie Benzinger, all das bleibt blass und unentwickelt. Hier wäre so viel Potential gewesen für tiefere Auseinandersetzungen, aber stattdessen kratzt das Drehbuch von Bernd Lange nur an der Oberfläche und verliert sich in Nebensächlichkeiten.
Der «Tatort – Ad acta» versucht damit, deutlich mehr zu sein, als er tatsächlich ist: ein Thriller, der von seiner eigenen Trägheit erdrückt wird. Das große Versprechen von Intrigen und juristischen Machenschaften wird nicht eingelöst, die Figuren irren durch eine Handlung, die ihnen selbst offensichtlich egal ist, und das Finale? Tja, das geht genauso unspektakulär unter wie der Rest. Man könnte fast meinen, die Macher hätten schon während der Dreharbeiten beschlossen, diesen «Tatort» schnell ad acta zu legen – so wie wir Zuschauer es am Ende auch tun werden.
Der neue «Tatort – Ad acta» wird am Sonntag, den 22. September um 20.15 Uhr im Ersten ausgestrahlt.
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