Hallo Bjorn! Ihr habt in diesem Frühjahr das Set für «Wer kocht das beste für die Gäste» gestaltet. Welchen Zeitraum verschlang dies – von der Konzeption bis zum fertigen Set?
Es mag unglaublich erscheinen, aber wenn es wirklich sein muss, kann ein großes Set innerhalb von vier Wochen fertiggestellt werden, obwohl das wirklich das Minimum ist. Diese schnelle Durchlaufzeit ist nur möglich, weil wir bei Deusjevoo sowohl Designer, Schreiner und Maler als auch Monteure im Haus haben. So verlieren wir keine Zeit im Prozess. Im Fall von «Wer kocht am besten für die Gäste» hatten wir etwas mehr Zeit. Wir hatten drei Wochen, um gemeinsam mit der Produktionsfirma Endemolshine Deutschland die richtige Atmosphäre und Moodboards zu besprechen und so zu einem starken und überraschenden Design zu kommen. Eine super Zusammenarbeit, die besonders gut lief. Danach benötigten unsere technischen Zeichner fünf Tage, um die Pläne in technische Zeichnungen und Ausführungspläne umzusetzen. Unser Team hat dann vier Wochen an jedem Detail des Sets gearbeitet. Unser Montageteam hat in 11 Tagen (acht Tage Aufbau und drei Tage Abbau) das wunderschöne Set für das Programm in den Studios in Köln aufgebaut und abgebaut.
Welche Aufgabenstellung gaben euch EndemolShine und Sat.1 für «Wer kocht das beste für die Gäste»?
Zuerst erhielten wir von den Formatgebern das Konzept, nämlich dass zwei bekannte Köche gegeneinander antreten sollten und nach jedem Gericht das Restaurant gewechselt werden konnte. Das sollte spannend sein und nach jedem Gericht möglich sein. Das Restaurant sollte schick und stilvoll sein, aber auch ein Restaurant, in das der durchschnittliche Deutsche gerne essen gehen würde. Außerdem sollten die Kunden der Restaurants immer spürbar sein, da es darum ging. Das war eigentlich die Basisbriefing. Die ikonische Fassade und die Drehtür sind im Laufe des Designprozesses zwischen der großartigen Zusammenarbeit mit dem Team von EndemolShine entstanden.
Wie kompliziert ist der Transport eures «Wer kocht das beste für die Gäste»-Set nach Deutschland gewesen?
Eigentlich ganz einfach. Unser Atelier befindet sich in Genk, Belgien, das liegt eine Stunde und zwanzig Minuten von Köln entfernt. Bei der Umsetzung des Designkonzepts in technische Zeichnungen berücksichtigen wir auch den möglichst effizienten Transport in unseren Lastwagen. Das ist eines unserer ökologischen Schwerpunkte. Wenn ein Lastwagen beispielsweise 2,40 Meter breit ist, teilen wir jedes Element des Sets in Stücke von 2,39 Meter, damit jeder Quadratmeter des Lastwagens optimal geladen wird. In der Praxis konnten wir das gesamte Set von 1200 m² in fünf Lastwagen transportieren, während andere Kollegen oft sieben Lastwagen benötigen.
Eure Firma Deusjevoo hat beispielsweise auch das Set für eine Neuauflage von «Glücksrad» gebaut. Das Design unterscheidet sich deutlich von der US-amerikanischen Version… Wieso?
Jeder Sender hat seinen eigenen Stil. RTL-Sender möchten zum Beispiel immer etwas mehr Blau und glänzende Böden (diese schönen schwarzen Hochglanzböden). VTM, der größte kommerzielle Sender in Belgien, möchte immer etwas Mysteriöses im Set. Daher haben wir große transparente weiße Vorhänge entworfen, mit denen wir mit Beleuchtung viele verschiedene Stimmungen erzeugen konnten. Wenn ein Kandidat beispielsweise Bankrott ging oder gerade einen großen Geldbetrag gewonnen hat, konnte sich das Set von dunkel und düster zu sehr fröhlich und lebhaft ändern. Darüber hatten sie in Amerika nicht einmal nachgedacht. Ja, wir arbeiten wirklich maßgeschneidert und versuchen, den maximalen Produktionswert aus jedem Set herauszuholen.
In Deutschland gab es ebenfalls Neuauflage des «Glücksrads», allerdings versuchte man den Look und Feel der 1990er wieder herzustellen. Wäre der Schritt bei euch möglich gewesen? Wieso habt ihr euch dagegen entschieden?
Es fühlt sich gut an, ein ikonisches Format oder Spiel zurückzuholen und dann den sicheren Weg zu gehen und das Set eins zu eins nachzubauen. Aber die Erfahrung zeigt uns, dass ein Set heutzutage mehr leisten muss als vor Jahren. Beim Design und Rendering unserer Sets in 3D berücksichtigen wir beispielsweise auch, was passiert, wenn ein Kandidat ein Selfie auf Instagram im Hochformat postet – sieht das Set dann genauso aus wie im TV auch in diesem Instagram-Post oder TikTok-Video? Wir versuchen, viel mehr in kleinen Details zu denken, damit das neue Set wirklich magisch wird und auch in allen modernen Medienformaten wie Online-Medien beeindruckt. Außerdem konnte man früher ein Set auch aus Styropor machen, die körnige Struktur war bei den SD-Kameras damals nicht sichtbar. Aber jetzt, mit HD und sogar 4K-Kameras und -Übertragungen, und da die Zuschauer immer größere und schärfere Fernseher haben, muss man sicherstellen, dass der richtige Look und Feel bis auf die Pixel sichtbar ist. Das bedeutet, dass man ganz andere Materialentscheidungen treffen muss als vor 20 Jahren. Und außerdem, wenn man sich allein den Kleidungsstil von vor 20 Jahren ansieht, auch der ist völlig anders, also darf auch das Dekor mitentwickeln
Für das belgische «Wer wird Millionär?» habt ihr ebenfalls das aktuelle Set beigesteuert. War das eine Auftragsarbeit oder konnten eigene Ideen umgesetzt werden?
Das Format «Wer wird Millionär?» ist strenger. Es gibt viele Vorschriften von der ursprünglichen Formatgeber. Aber wir konnten es dennoch nach unseren Vorstellungen umsetzen. Die Realität ist, dass das, was zum Beispiel in Deutschland oder Amerika in Studios von 1200 m² aufgenommen werden muss, in Belgien bereits in einem Studio von 600 m² untergebracht werden muss. Da muss man alle Expertise einsetzen, um in einem kleinen Raum ein Set zu entwerfen und zu bauen, das aussieht, als wäre es in der Lanxess Arena in Köln aufgenommen worden. Auch das ist eine Erfahrung, die wir über die Jahre aufgebaut haben.
Bei den Olympischen Sommerspielen in Paris habt ihr ebenfalls die Sets eines Senders gebaut. Was ist bei einer Sportübertragung anders?
NOS Niederlande wollte das Gefühl von Paris maximal erhalten, obwohl die Übertragungen abwechselnd aus Paris selbst und anderen Teilen sowie aus Hilversum kamen. Wir haben für ihr Studio in den Niederlanden ein Stück des Eiffelturms nachgebaut, damit sie das Gefühl hatten, tatsächlich dort zu sein. Auch ihr TV-Studio in Paris und sogar das Radiostudio haben wir mit denselben Farben und Details eingerichtet. Denn das ist der Unterschied bei einer Sportübertragung. Eine Sportübertragung wechselt ständig zwischen Live-Bildern von verschiedenen Sportarten, an verschiedenen Orten und in diesem Fall auch zwischen drei völlig verschiedenen Studios. Was wir von Anfang an im Designprozess berücksichtigt haben, war, dass wir das Look and Feel der Olympischen Spiele in das Design einfließen lassen mussten. Denken Sie an die knalligen lila Farben und das schöne Grau, das auf den Straßensteinen von Paris basiert, mit einem Augenzwinkern zum grau-silbernen Glanz der Medaillen. Und natürlich auch Gold! Das Ergebnis war, dass man von jedem Standort und aus jedem Set zu Stadien oder Siegerpodien in allen Sportarten schalten konnte, wo diese Farben auch vorhanden waren. So wurde die Verbundenheit und das Zusammenspiel aller Sets und Orte, an denen die Spiele stattfanden, zu einem großen Ganzen, einer großen Verbindung. Der Zuschauer fühlte jede Sekunde die Spiele und die Verbindung zwischen seinem Wohnzimmer und den Spielen in Paris durch den Einsatz großer Videowalls im Set, wodurch alles wie eine große Staffel-Relay-Übertragung wirkte, aber mit TV-Bildern. Das ist doch die ultimative Idee hinter den Olympischen Spielen, oder?
Neben Belgien, Deutschland und Niederlande habt ihr auch einen Kunden auf Hawaii. Könnt ihr uns mehr verraten?
Wir hatten bereits Projekte für das amerikanische Fernsehen, wie «Celebrity Shore», «Ex on the Beach» und «Geordie Shore». Außerdem haben wir uns einen einzigartigen Ruf im Entwerfen und Bauen von Erlebniszentren und Museen erarbeitet. Mit dem Wissen, dass wir in Amerika immer bekannter werden und unsere Expertise vom Konzept bis zum Bau einfach die effizienteste unter allen Kollegen ist ... scheint der Schritt nach Hawaii nicht mehr so groß zu sein. Wenn du jedoch an die Spitze willst, kommst du ohnehin bei uns an 😉
Wie sieht ein typischer Tag im Büro von Deusjevoo aus?
Nie ist ein Tag wie der andere. An einem Tag trifft man Menschen von einer Produktionsfirma, die vertraulich eine Idee mit dir teilen und dich bitten, ein Set oder einen Raum zu entwerfen, um ihre Idee an den Sender verkaufen zu können. An einem anderen Tag bist du in einem TV-Studio in Köln, Brüssel oder wo auch immer, während unser Team die letzten Handgriffe an einem tollen Set anlegt. Manchmal erhält man Anrufe von berühmten Personen wie Thibaut Courtois, dem legendären Fußballer, der in Monaco heiraten möchte und fragt, ob wir dort ein „Tomorrowland“ für seine Tausenden von Gästen bauen können – GERN! An einem anderen Tag denkst du mit am Erlebniszentrum in Hawaii mit, aber eines ist sicher: Wenn ein Set von uns Top-Quoten erzielt, feiern wir gemeinsam eine Party, denn das feiern wir gerne bei Deusjevoo – den Erfolg unserer Kunden und zufriedene Fernsehmacher. Das macht unsere Fachleute, von Designern bis zu Schreibern und Malerteams, wirklich am glücklichsten.
In Deutschland herrscht Fachkräftemangel. Wie sieht es bei euch in Genk aus?
Unsere ältesten Mitarbeiter im Atelier sind schon seit 25 Jahren bei uns, denn Deusjevoo gibt es erst seit 25 Jahren. Sie sind so leidenschaftlich bei der Arbeit. Das liegt vor allem daran, dass jeder Tag anders ist, auch in unserem Atelier. An einem Tag baust du den Eiffelturm nach, am nächsten Tag einen Museumsschrank in Form einer großen Uhr oder einen beweglichen Roboter für eine Kindersendung. Und was man sieht, ist, dass junge Menschen, die beispielsweise eine Ausbildung zum Schreiner oder Maler gemacht haben, hier ein Praktikum machen und sich dann in das Handwerk und die Fertigkeiten unserer Leute verlieben. Unsere erfahrenen Mitarbeiter geben dann auch gerne Tipps und Tricks weiter, und so merken die jungen Leute, dass sie immer besser werden und ein einzigartiges Talent entwickeln können. Denn ja, es ist wirklich ein Talent, wenn man eine einfache Spanplatte so bearbeiten und bemalen kann, dass sie wie eine exklusive Granitarbeitsplatte für die Küche von „Wer kocht am besten für die Gäste“ aussieht. Im Fernsehen schien alles echt und teuer zu sein, aber für die Produktionsfirma war es sehr erschwinglich. (lacht)
Danke für die Einblicke!
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