Hintergrund

Das Jüngste Quoten-Gericht: Schadet sich ProSieben selbst?

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Montags blickt Quotenmeter auf aktuelle Quoten-Highlights und Marktanteil-Flops und ordnet diese ein. Diesmal geht es um zahlreiche Wiederholungen und einen schwächelnden Show-Riesen.

Aus Quotensicht lief es für den Staffelauftakt von «Wer stiehlt mir die Show?» optimal. Die ProSieben-Show verzeichnete am 8. September einen vorläufig gewichteten Zielgruppen-Marktanteil von 21,0 Prozent. Nur im Frühjahr 2024 lief es zum Auftakt der siebten Runde mit 24,2 Prozent besser. In der Nachgewichtung legten die beiden Ausgaben sogar noch deutlich zu. Der September-Start holte 23,9 Prozent, während die Folge vom 11. Februar 25,3 Prozent Marktanteil erzielte. Die inzwischen dreieinhalb Jahre alte Show ist nach wie vor ein Erfolgsgarant für den Unterföhringer Privatsender, der sich in den kommenden Wochen und Monaten einmal mehr auf Joko Winterscheidt und seinen kongenialen Show-Partner Klaas Heufer-Umlauf verlässt.

Nach «Wer stiehlt mir die Show?» stehen im Oktober neue Folgen von «Das Duell um die Welt – Team Joko gegen Team Klaas» auf dem Programm, ehe im November eine neue Runde «Joko & Klaas gegen ProSieben» gespielt wird. Nicht zu vergessen ist zudem das Format «Das Duell um die Geld», das in wenigen Wochen sein Comeback bei Joyn feiert. Nicht auszuschließen, dass die einstige ProSieben-Sendung auch ihren Weg zum alten Sender findet. Auch «Late Night Berlin» ist nach wie vor auf Sendung und dürfte sich auf neue Joko&Klaas-Ware am Dienstag freuen.

Das Entertainer-Duo steht trotz Deutscher Fernsehpreise unter Quoten-Druck, was uns zurück zu «WsmdS?» führt. Nach dem guten Auftakt zeigte der Trend zuletzt klar abwärts. In Woche zwei verlor man knapp fünf Prozentpunkte und musste sich mit 16,3 Prozent Marktanteil zufriedengeben – dem niedrigsten Wert seit August 2022. Damals lief die Sendung noch am Dienstagabend. Das Ratepanel bestand aus Fahri Yardım, Nilam Farooq und Olli Schulz. Während es mit der Schulz-Moderation eine Woche später deutlich bergauf ging, folgte mit Nina Chuba, Tommi Schmitt und Kurt Krömer, die in der achten Ausgabe Joko Winterscheidt die Show streitig machen wollen, ein weitere Schritt nach unten. Vor acht Tagen wurden lediglich 14,7 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe gemessen.

Auch die Reichweiten lassen in der achten Staffel bislang zu wünschen übrig. Am 22. September, der quotenschwächsten Folge seit Staffel eins, wurden gerade einmal 0,97 Millionen Zuschauer registriert. Nachträglich wurden zwar noch rund 170.000 Zuschauer hinzugerechnet, es war dennoch die am wenigsten gesehen Sendung aller Zeiten. Aus der Zielgruppe stammten gerade einmal 0,73 Millionen 14- bis 49-Jährige. Die erste Staffel im Januar 2021 hatte zwar längst nicht so hohe Quoten, damals bewegten sich die Werte in den ersten drei Wochen zwischen 11,9 und 14,2 Prozent, allerdings waren die Zuschauerzahlen stets jenseits der Millionen-Marke. Das mag zwar an der zuschauerstärkeren Jahreszeit gelegen haben, allerdings verzeichnete auch die Sommerstaffel 2021 im Schnitt 0,95 Millionen junge Menschen. Aktuell liegt die Staffel bei 0,87 Millionen, worin auch schon der vorläufige Bestwert eingerechnet ist, den Tommi Schmitt mit seiner Moderation besorgte.

Den Mix aus Hochkultur und mal¬lor¬qui¬nischem Kernassi wollten sich 0,98 Millionen werberelevante Seher nicht entgehen lassen. Die Gesamtreichweite stieg auf 1,33 Millionen Menschen, was den Marktanteil beim Zielpublikum auf 18,5 Prozent steigen ließ. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Quoten immer steigend sind, wenn eine andere Person als Joko Winterscheidt dem Quizformat ihren Stempel aufdrücken kann. Schmitts Variante war nach Shirin Davids Show (August 2021) die aus Quotensicht zweitschwächste. David markierte mit ihrer Stunt-Einlage damals 17,7 Prozent Marktanteil.

Woran liegt also die aktuelle Schwäche des Erfolgsgaranten, der einmal mehr für einen Deutschen Fernsehpreis nominiert war? Inhaltlich bleibt die Show trotz acht Staffeln in nicht einmal vier Jahren stets innovativ. Die Macher sind detailversessen, denken sich stets neue Spiele aus. Diesen werden in die bekannte Form gegossen, sodass sich die Sendung zwar vertraut aber stets abwechslungsreich anfühlt. Einzig das Finale und mit Abstrichen das Halbfinal-Spiel „Da hab ich doch Prompter die Antwort vergessen!“, das zwar konzeptionell gleich bleibt, aber im Laufe der Zeit immer aufwendiger inszeniert wurde, bleiben vom Innovationswillen unberührt. Die Antwort könnte stattdessen in der ProSieben-Programmplanung liegen, die ein Überangebot von Joko&Klaas-Inhalten, von «Wer stiehlt mir die Show?» im Speziellen, schafft.

Der Privatsender wiederholte alte Folgen der Quizsendung im Hochsommer. Statt am Sonntag gingen die Zweitverwertungen am Samstagabend on air und versagten völlig. Kaum jemand interessierte sich für die Sendungen, was auch an der parallel ausgetragenen Fußball-Europameisterschaft gelegen hat, aber eben auch der Lust auf weitere Folgen im Spätsommer offensichtlich nicht zuträglich war. Gleiches galt zuletzt auch für «Das Duell um die Welt». Dort liefen immer häufiger alte Folgen oder Best-of-Zusammenschnitte, dass sich sogar Klaas Heufer-Umlauf in seinem Podcast in der Vergangenheit lustig über seinen Sender machte und Sendehinweise mit der Betonung auf neue Folgen versah.

Darüber hinaus wirkt die Schaffenskraft von Klaas Heufer-Umlauf und Joko Winterscheidt zuweilen überstrapaziert. Die eingangs erwähnte Flut an Inhalten der beiden wirkt sich zwar wohltuend auf den Kontostand aus und auch die Quoten sind nach wie vor hoch, aber was ProSieben nicht recht sein kann, ist, dass die Reichweiten längst nicht mehr so hoch sind wie sie mal waren. Zudem scheint – zumindest am Dienstag – kaum ein Format ohne Joko und Klaas zu funktionieren. «Die Superduper Show» hielt gerade einmal durch, ehe Bill und Tom Kaulitz aus dem Programm flogen.

ProSieben hat mit Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf zwei Goldjungen unter Vertrag, deren Showideen nach wie vor Früchte tragen, aber eben auch deutliche Abnutzungserscheinungen aufweisen. Das liegt zum einen an der schieren Menge an Formate – nicht zu vergessen: in den kommenden Monaten soll bekanntlich auch der Show-Versuch «Ein sehr gutes Quiz (mit hoher Gewinnsumme)» des 24-Stunden-Live-Programmtags weiterentwickelt werden –, und zum anderen an der lausigen Programmierung zahlreicher Wiederholungen im Sommerprogramm. Beides begeistert die Zuschauer nicht für neue Ware, vielmehr scheint es das Publikum zu verwirren. Gleiches galt zuletzt auch für «TV Total», das sich nach der Sommerpause ebenfalls schwertat auf die gewohnten Zuschauerzahlen zu kommen, nachdem in den Sommermonaten zahlreiche Folgen wiederholt worden waren.

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