
Dennoch läuft es für Louis Klamroth derzeit so gut wie nie, seitdem er die Sendung von Frank Plasberg übernommen hatte. Im ersten Halbjahr 2023 produzierte die damalig verantwortliche Produktionsfirma Ansager & Schnipselmann 19 Folgen zwischen Anfang Januar und Mitte Juni 2023, die im Durchschnitt 2,18 Millionen Zuschauer (vorläufig gewichtete Daten) verfolgten. Der Marktanteil wurde damals von der AGF Videoforschung auf 8,6 Prozent beziffert. Nach der Sommerpause sank das Interesse bis zum 11. Dezember in 15 Folgen auf 1,93 Millionen, der Marktanteil stieg auf 9,0 Prozent.
Mit dem Wechsel der Produktionsfirma zum Jahreswechsel – fortan war Klamroths Firma Florida Factual verantwortlich – waren die Werte ansteigend. Die zwischen dem 29. Januar und 10. Juni gesendeten 14 Ausgaben erreichten im Schnitt 2,10 Millionen Zuschauer, der Marktanteil lag bei 9,2 Prozent. Zwar war die Reichweite nie so konstant, dass immer eine Zwei vor dem Komma stand, aber zumindest die Phase ab Ende April gab Anlass zur Hoffnung, dass 2,xx Millionen Zuschauer künftig eher die Regel als die Ausnahme sein würden.

Punktsieg Klamroth
Nach einer Fußball-Pause sollte sich aber alles ändern. Statt einer Naturdoku setzte Das Erste auf einen passenderen Vorlauf für seinen Polittalk. Am 26. August präsentierte man die Jessy-Wellmer-Doku «Machen wir unsere Demokratie kaputt?», die fast drei Millionen Menschen sahen. Louis Klamroth diskutierte im Anschluss das aktuelle Thema „Nach dem Attentat, vor den Wahlen: Welche Folgen hat der Angriff von Solingen?“, der 2,87 Millionen Zuschauer im Ersten hielt und damit auch mehr Zuseher als bei den «Tagesthemen» im Anschluss vorzufinden waren. So tagesaktuell war «Hart aber fair» auch am 2. September, als es nach den Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen um die guten Ergebnisse von AfD und BSW ging.

Probleme ausgerechnet bei den Jüngeren
Aber es ist nicht alles Eitel Sonnenschein im Staate Florida (Factual). Die ARD fordert von «Hart aber fair» bekanntlich, dass die Sendung sich gezielt auch an ein jüngeres Publikum richten soll. Das funktioniert zumindest linear nicht. Im ersten Halbjahr 2024 markierte man im Schnitt 0,35 Millionen lineare Zuschauer im Alter zwischen 14 und 49 Jahren, in den vergangenen sieben Folgen waren es 0,32 Millionen. Der Marktanteil sank folglich von 7,1 auf 6,6 Prozent. Wie hoch die Abrufe derzeit in der ARD Mediathek sind, ist nicht bekannt. Die ARD ließ eine Anfrage dieser Redaktion diesbezüglich unbeantwortet. Fakt ist: In der zweiten Jahreshälfte kam «Hart aber fair» auf dieselbe durchschnittliche Sehbeteiligung, der Marktanteil wurde damals auf 6,9 Prozent taxiert.
Seit dem 5. August ist aber auch auffällig, dass sechs von sieben «Hart aber fair»-Sendungen an Reichweite gegenüber ihres jeweiligen Vorlaufs verloren hatten. Im Durchschnitt verringerte sich damit der Marktanteil um 2,3 Prozentpunkte. Einzig die bislang letzte Ausgabe konnte die Sehbeteiligung um 0,01 Millionen junge Zuschauer erhöhen, aber selbst da nahm der Marktanteil minimal ab.
Louis Klamroth zeigte sich in der vergangenen Woche im Interview mit Korbinian Frenzel in der Deutschlandfunk-Kultur-Sendung «Studio 9» dennoch stolz auf die Leistung seiner Talkshow und taxierte die durchschnittliche Reichweite auf 2,7 Millionen. Auf welche Werte sich Klamroth in dem Gespräch konkret bezog, wird nicht klar, denn seit dem Ende der Sommerpause erreicht «Hart aber fair» im Durchschnitt 2,25 Millionen Zuschauer. Selbst die nachgewichteten Werten lassen nur den Sprung auf 2,33 Millionen zu, in der Spitze übrigens 2,96 Millionen mit der Sendung vom 26. August. So könnte die Rechnung sein, dass «Hart aber fair» in der Mediathek rund 400.000 Abrufe pro Folge generiert, allerdings machte die ARD keine Angaben gegenüber dieser Redaktion zu den Mediathek-Abrufen. Wie genau dieser Wert 2,7 Millionen Zuschauer pro Sendung nun auch ist, aktuell ist die Tendenz für Louis Klamroth und «Hart aber fair» steigend. Das war nach der durchaus zerfahrenen Anfangszeit inklusive Streit hinter den Kulissen nicht selbstverständlich.
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