Filme des Grauens

«Le jour et la nuit»

von

Ein Meisterwerk in Sachen inhaltlichen Katastrophen aus Frankreich.

Der französische Film «Le jour et la nuit», ins Deutsche übersetzt als «Der Tag und die Nacht», gilt als einer der berüchtigsten Filme, die je produziert wurden. Es ist ein Streifen, der nicht wegen seines Erfolges oder künstlerischen Anspruchs in die Annalen der Filmgeschichte einging, sondern aufgrund seines katastrophalen Scheiterns.

«Le jour et la nuit», 1997 unter der Regie von Bernard-Henri Lévy gedreht, sollte ursprünglich eine intellektuelle Liebesgeschichte sein, die das Leben eines weltfremden Autors thematisiert, der von der Hektik der Stadt in die Ruhe des ländlichen Mexikos flieht. Der Protagonist Alexandre, dargestellt von Alain Delon, lebt zurückgezogen auf einer Ranch, wo er versucht, seiner künstlerischen Schaffenskrise zu entkommen. Als die junge aufstrebende Schauspielerin Laure, gespielt von Arielle Dombasle, in sein Leben tritt, entwickelt sich eine komplizierte Dreiecksbeziehung voller Leidenschaft und Sehnsüchte.

Die Prämisse des Films hätte durchaus Potenzial gehabt. Das Setting in Mexiko und die elegante Ästhetik schufen eine Leinwand für großes Kino – doch was folgte, war ein filmisches Desaster. Die Handlung erwies sich als undurchsichtig, die Charaktere blieben flach, und die Dialoge waren unnatürlich und schwer nachvollziehbar. Der Film wirkte wie eine Aneinanderreihung von Szenen ohne klaren roten Faden oder emotionalen Bezugspunkt.

Das Scheitern von «Le jour et la nuit» spiegelte sich auch an den Kinokassen wider. Der Film war ein gewaltiger Flop. Mit einem beachtlichen Budget von rund 15 Millionen US-Dollar gelang es dem Film nicht, auch nur einen Bruchteil dieser Summe wieder einzuspielen. In Frankreich zog der Film gerade einmal ein paar Tausend Zuschauer an, und auch international fand der Streifen so gut wie kein Publikum. Es war eine der größten finanziellen Pleiten in der Geschichte des französischen Kinos.

Die Presse zerriss den Film in der Luft. Kritiker waren sich einig: Dieser Film sei nicht nur misslungen, sondern eine komplette Zumutung für die Zuschauer. «Le jour et la nuit» wurde schnell zum Synonym für künstlerische Eitelkeit und das Versagen eines als Intellektuellen genossenen Regisseurs, der seine eigene Bedeutung offensichtlich stark überschätzt hatte. Bernard-Henri Lévy, der ohnehin als streitbarer Philosoph und Publizist bekannt ist, wurde für diesen Ausflug in die Filmwelt heftig kritisiert. Einige Kritiker sprachen sogar von einem der schlechtesten Filme aller Zeiten.

Nach dem Fiasko zog sich Bernard-Henri Lévy schnell aus der Filmwelt zurück und konzentrierte sich wieder auf seine Rolle als Intellektueller und Schriftsteller. Seine Filmkarriere erholte sich nie mehr von diesem Rückschlag, und er gab später in Interviews zu, dass der Film ein Fehler gewesen sei. Jedoch verteidigte er immer wieder sein Werk und sah den Film als missverstanden an, was ihm bei der Kritik jedoch wenig geholfen hat.

Alain Delon, der als einer der größten französischen Schauspieler seiner Generation gilt, konnte das Fiasko relativ unbeschadet überstehen. Er war zu diesem Zeitpunkt bereits eine Filmlegende, und auch wenn «Le jour et la nuit» eine dunkle Episode in seiner Karriere war, schaffte er es, seinen Status in der Filmwelt zu bewahren. Delon spielte danach in mehreren Produktionen und wurde 1999 in Venedig für sein Lebenswerk geehrt. Arielle Dombasle hingegen, die Ehefrau des Regisseurs, blieb vor allem durch ihre extravaganten und exzentrischen Auftritte in den Medien präsent, sowohl als Schauspielerin als auch als Sängerin. Trotz ihrer Beteiligung an diesem katastrophalen Film blieb ihre Karriere stabil, auch wenn sie nie das ganz große Rampenlicht erreichte.

Die französische Presse ließ kein gutes Haar an «Le jour et la nuit». Die Kritiken reichten von verwirrt bis hämisch. So schrieb „Le Monde“, dass der Film „eine Leerstelle des Kinos“ sei und nichts von der versprochenen Tiefe und Poesie zu bieten habe. Die „Libération“ sprach von einem „epischen Scheitern“, während „Figaro“ den Film als „peinliches Machwerk“ bezeichnete. Auch internationale Medien schlossen sich der Kritik an. Die „New York Times“ schrieb, dass dies „ein Lehrstück darüber sei, was passiert, wenn künstlerische Ambitionen durch Eitelkeit erdrückt werden“.

Insbesondere die Dialoge des Films wurden vielfach kritisiert. Sie seien steif, übermäßig kompliziert und oftmals unverständlich gewesen. Auch die Handlung wurde als schwer zugänglich und verworren beschrieben, ohne dass die Zuschauer emotional abgeholt wurden. Die fehlende Chemie zwischen den Hauptdarstellern Delon und Dombasle trug ebenfalls zum Misslingen des Films bei.

«Le jour et la nuit» bleibt als einer der schlechtesten Filme des französischen Kinos in Erinnerung. Trotz der großen Namen vor und hinter der Kamera und des beeindruckenden Budgets schaffte es der Film nicht, das Publikum oder die Kritiker zu überzeugen. Bernard-Henri Lévy hat sich mit diesem Werk weit aus seiner intellektuellen Komfortzone herausgewagt – und ist dabei grandios gescheitert. Die filmischen Missgriffe, die unpassenden Dialoge und die flachen Charaktere machten den Film zu einer Tortur für die Zuschauer. Auch heute, über 25 Jahre nach seiner Veröffentlichung, wird «Le jour et la nuit» immer noch als Negativbeispiel für überzogene künstlerische Ambitionen angeführt.

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