Interview

Nikola Kastner: ‚Frau Jattkowiak ist die Personifizierung einer Excel-Tabelle‘

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Christoph Maria Herbst wird zum «Buchspazierer» und ist seit Donnerstag in den deutschen Kinos zu sehen. Die in Hamburg geborene Kastner verkörpert in dem Drama Frau Jattkowiak.

Sie sind ab 10. Oktober in dem Kinofilm «Der Buchspazierer» zu sehen. Haben Sie das Buch gelesen?
Ich habe tatsächlich zuerst das Drehbuch gelesen, dass mich heimlich zu Tränen gerührt hat. Im Anschluss und in Vorbereitung auf meine Rolle habe ich dann den Roman gelesen.

Sie verkörpern Frau Jattkowiak. Wie würden Sie diese charakterisieren?
Frau Jattkowiak ist die Personifizierung einer Excel-Tabelle. Die grelle Stimme des Kapitalismus. Für sie steht Umsatz und Produktivität ganz klar vor Empathie und Zwischenmenschlichkeit. Damit steht sie im starken Kontrast zur Hauptfigur Carl Kollhoff (zauberhaft gespielt von Christoph Maria Herbst), für den Bücher die magische Kraft haben, Menschen miteinander zu verbinden…

Welche Aufgabe übernimmt Sie im Spielfilm?
Frau Jattkowiak ist die neue Filialleiterin des Buchladens, in dem unsere Hauptfigur Carl Kollhoff arbeitet. Sie kommt, wenn die Zahlen nicht stimmen und soll retten, was noch zu retten ist. Das Carl Kollhoff die handverlesenen Bücher noch persönlich an die Haustür des kleinen verbleibenden Kundenstammes bringt, passt so gar nicht in das Konzept von Frau Jattkowiak…

Ngo The Chau und sein Team haben Christoph Maria Herbst, Maren Kroymann und Edin Hasanovic als Hauptdarsteller gewinnen können. Glauben Sie an den Erfolg der Literaturverfilmung?
Ganz fest sogar. Dieser Film ist dank des Feingefühls von Regisseur Ngo The Chau so warmherzig und märchenhaft und kommt trotz schmerzhafter Themen ganz leichtfüßig daher. Das Zusammenspiel der Hauptfiguren, allen voran Christoph Maria Herbst mit der zauberhaften Yuna Bennett, ist so anrührend, dass der Film mit Sicherheit einen Nerv treffen wird.

Würden Sie sich freuen, wenn weitere deutsche Romane für die Leinwand adaptiert werden?
Wir haben so gute Drehbuchautoren und Autorinnen in Deutschland, dass wir eigentlich endlos Stoff zur Umsetzung haben. Das magische an Romanen ist ja auch, dass sich im Kopf ganz eigene Welten aufmachen. Aber der ein oder andere Roman bietet sich einfach so wunderbar an. „Der fernste Ort“ von Daniel Kehlmann zum Beispiel. Als Kind habe ich immer von einer Verfilmung von Michael Endes Buch „Das Traumfresserchen“ geträumt. Mit Ulrich Noethen als König, der für seine Tochter um die ganze Welt reist. Ich halte das immer noch für eine gute Idee.

Sie gehören zum Ensemble zur «Dinner for One»-Prequel-Serie «Dinner for Five». Worum geht es in diesem Amazon-Format?
Kein Jahreswechsel ohne Miss Sophie und den stolperten Butler aus «Dinner for One»! Die Amazon-Serie «Dinner for five» erzählt die Vorgeschichte der beiden Hauptfiguren - sowie aller im Original bereits verstorbener Tischgäste: Mr. Pommeroy, Mr. Winterbottom, Sir Toby und Von Schneider… Das wird sehr komisch und grotesk, kann ich verraten.

Sie schlüpfen in die Rolle der Audrey Poolish. Wie ist Ihre Figur angelegt?
Miss Poolish arbeitet als Hofdame am Schloss des umtriebigen Königs, gespielt von Wotan Wilke Möhring. Eine höchst angespitzte Person, die gemeinsam mit Butler James (Kostja Ullmann) die Scherben dieses Chaoten zu beseitigen versucht…

Dürfen Sie schon verraten, wann die Serie bei Amazon starten wird?
Es gibt noch keinen konkreten Sendetermin. Aber ich persönlich würde die Serie ja gerne über die Silvester-Tage bingen!

«Mein Leben & ich», «Danni Lowinski», «Deutschland 83» und
«Homeland» - Sie gehörten zum Aufgebot vieler Serien. Woran blicken Sie gerne zurück?

Es gibt so viele Projekte, auf die ich gerne zurückblicke. Aber «Deutschland 83» hat mein Leben ziemlich auf den Kopf gestellt. Ich war gerade nach Schweden ausgewandert und hatte einen Studienplatz am Medieinstitutet für TV Produktion in Stockholm. Aber die Drehbücher waren so fantastisch, dass ich einfach nicht ablehnen konnte. Tatsächlich hat die großartige Arbeit mit Regisseur Edward Berger dann dazu geführt, dass ich im Anschluss wieder eingewandert bin und mich wieder ganz der Schauspielerei gewidmet habe.

Sie schreiben selbst Drehbücher.
Ich habe mit meinem Kollegen Jonas Nay die Serie «Margo - Alle meine Söhne» konzipiert und geschrieben, die wir mit der Relevant Film realisieren wollen. Der Serienpilot bekommt gerade den letzten Feinschliff.

Einige Zeit lebten Sie in Schweden. Wie ist dort die Film- und Serienlandschaft ausgeprägt?
Die Film- und Serienlandschaft in Schweden - wie auch in Dänemark - ist wahnsinnig spannend und mutig. Auch viele der Schauspielerinnen und Schauspieler sind beeindruckend gut und roh im Spiel. Ich stand kurz für «Den fjärde mannen» mit Ida Engvoll (großartig: «Kärlek & anarchie») vor der Kamera. Ihr Spiel hat mich völlig umgehauen. Leider kommen viele tolle Serien nie bei uns an. «Äntligen!» Zum Beispiel oder «Solsidan», eine meiner Lieblingsserien. Mit Josephine Bornebusch, der Regisseurin von «Baby Reindeer» in der Hauptrolle. Unfassbar lustig.

Vielen Dank für Ihre Zeit!

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