Valerie Niehaus: ‚Katharina versucht immer wieder, alle glücklich zu machen‘

Katharina steht in der aktuellen Staffel vor der großen Entscheidung, mit Juri nach Kanada zu gehen. Wie gehst du persönlich mit derartigen Entscheidungssituationen um, und wie hast du Katharinas innere Konflikte für dich interpretiert?
Nach meiner Erfahrung ergeben sich große Entscheidungen oftmals nach einer längeren Phase des Abwägens von alleine, plötzlich weiß man, was man tun möchte. In Katharina‘s Fall kommt glaube ich hinzu, dass sie in ihrem inneren eigentlich spürt, dass sie ihre Familie, ihr Leben , nicht verlassen will, aber Juri eben auch nicht. Solche Zeiten kosten uns immer viel Kraft und machen daher guten Dramastoff aus!

Katharina will ihrer besten Freundin Sybille in der schwierigen Zeit nach der Tumordiagnose zur Seite stehen. Wie hast du diese intensive, emotionale Dynamik zwischen den beiden Frauen auf der Leinwand dargestellt?
Die Arbeit mit Susanna Simon ist von Vertrauen in einander geprägt und daraus entwickeln wir dann gemeinsam unser Spiel.

Juris Ungeduld und Katharinas Geheimhaltung von Sybilles Krankheit führen zu Missverständnissen. Wie siehst du die Balance, die Katharina zwischen Freundschaft und Liebe finden muss?
Katharina versucht immer wieder, alle glücklich zu machen - das ist einer ihrer Hauptkonflikte.

Katharina engagiert sich stark für die Inklusion im Kindergarten und trifft dabei auf Sascha Falk, der zunächst unkooperativ ist. Wie wichtig ist dir persönlich das Thema Inklusion, und wie hast du Katharinas Hartnäckigkeit in dieser Situation gespielt?
Es ist uns wichtig, die Gesellschaftlichen Themen in unsere Filme zu bringen- in meinen Augen ist Inklusion selbstverständlich - so auch für Katharina.

In der Serie trifft Katharina auf Juri und dessen neue Freundin Eva. Wie hast du Katharinas Enttäuschung und Verwirrung in dieser Szene zum Ausdruck gebracht? Damit hat sie nicht gerechnet und ich habe zugelassen, dass sie sich darüber erschreckt.

Die Beziehung zwischen Lukas und Corinna steht unter großem Druck, und Katharina ist als Vermittlerin für ihre Tochter Greta mitten im Geschehen. Wie hat dich diese komplexe Familiensituation beeinflusst, und wie bist du an die Darstellung dieser sensiblen Rolle herangegangen?
Wir haben sehr viel Zeit damit verbracht, einander kennen zu lernen und uns die Welt gehörloser Menschen fühlbar zu machen, alles andere steht dann in den Drehbüchern.

Katharina entwickelt sich im Laufe der Serie immer mehr zur eigenständigen, starken Frau. Was bedeutet diese Entwicklung für dich als Schauspielerin, und wie reflektierst du diese Transformation in deinem eigenen Leben?
Ich werde nun 50 und freue mich darüber, wie viel umfassender mein Blick auf mein Leben ist. Katharina befreit sich jeden Tag mehr von ihren Aufträgen, andere glücklich zu machen und ich spiele das sehr gerne für sie.

Was war für dich die größte Herausforderung bei der Darstellung von Katharina, gerade in Bezug auf ihre vielen emotionalen und zwischenmenschlichen Konflikte?
Diese Rollen brauchen einfach viel inneren Raum und ich muss den bereitstellen - sonst verliere ich den Überblick!

Wie bereitest du dich auf Szenen vor, die eine so tiefgehende emotionale Auseinandersetzung wie die zwischen Katharina und Sybille nach der Krebsdiagnose erfordern?
Ich mache mir die Umstände fühlbar, dass ist eher ein praktisches Auseinandersetzen als ein darüber Nachdenken.

In der Serie muss Katharina oft schwierige Entscheidungen treffen, die sowohl ihr Privat- als auch Berufsleben betreffen. Glaubst du, dass ihre Stärke darin liegt, ihre eigene Moral und Prinzipien zu bewahren, auch wenn es zu Konflikten kommt?
Wir alle müssen ja unsere Entscheidungen im Rahmen unserer Ansichten und Einstellungen abwägen. Das kostet etwas Kraft ist aber alternativlos.

Danke für das Gespräch!

Ab Sonntag laufen zwei neue Filme von «Nächste Ausfahrt Glück» im ZDF.