Vermischtes

TV-Quoten vs. Livestreams und YouTube-Formate in Deutschland

Vergleich von TV-Einschaltquoten mit Livestreams auf Twitch und YouTube: Wer zieht mehr Zuschauer an und wie verändert sich die Medienlandschaft?

Die Mediennutzung in Deutschland hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Klassische TV-Sendungen verzeichnen zwar immer noch hohe Einschaltquoten, doch Livestreams auf Plattformen wie Twitch und YouTube sowie von Creators produzierte Formate gewinnen immer mehr an Bedeutung. In diesem Artikel vergleichen wir die Reichweite von großen TV-Ereignissen mit der von Online-Inhalten und analysieren die Zuschauerzahlen sowie die zugrunde liegenden Trends.

TV-Einschaltquoten: Klassiker und Spitzenreiter


Zu den größten TV-Ereignissen in Deutschland gehören regelmäßig Shows wie der Tatort oder große Sportereignisse. Am Beispiel der Tagesschau: Diese Nachrichtensendung erreicht in der Primetime oft über 10 Millionen Zuschauer. Auch Filme und Shows am Samstagabend, wie „Das Supertalent“ oder „Schlag den Star“, ziehen mehrere Millionen Zuschauer an.

Den Spitzenplatz 2024 belegte der Achtelfinalsieg des DFB, den über 23,6 Millionen Menschen ab 3 Jahren im ZDF live mitverfolgten. Andere Programme wie der Tatort erreichten ebenfalls regelmäßig hohe Zuschauerzahlen jenseits der 6 Millionen. Das Sportstudio kam im Rahmen des Achtelfinalsiegs abends ebenfalls auf knapp 5 Millionen Zuschauer. Solche Zahlen spiegeln die Bedeutung des linearen Fernsehens für die breite Masse wider.

Livestreams: Twitch und YouTube auf dem Vormarsch


Im Vergleich dazu verzeichnen Livestreams auf Plattformen wie Twitch oder YouTube beeindruckende, wenn auch oft auf spezifische Zielgruppen ausgerichtete Reichweiten. Der spanische Streamer Ibai hält den Rekord auf Twitch mit 3,8 Millionen gleichzeitigen Zuschauern bei seinem Box-Event „La Velada Del Año 4“. Auch in Deutschland sind Streamer wie Papaplatte, Knossi oder Montana Black extrem erfolgreich. Knossis damalige Casino-Streams erreichten regelmäßig über 80.000 Zuschauer pro Session. Hier spielte er in erster Linie Online-Slots bei DrückGlück und anderen Anbietern.

Vergleicht man das mit ähnlichem TV-Content wie die nächtlichen Gambling- und Telefonanruf-Shows, insbesondere jene mit Jürgen Milski oder Max Schradin, kommt man auf ganz ähnliche Zahlen. Sie zogen in ihrer Hochzeit allerdings eine sehr spezifische Zuschauerschaft an. Da diese Formate nach Mitternacht liefen, waren die Einschaltquoten im Vergleich zu regulären TV-Sendungen deutlich geringer. Typische Zuschauerzahlen bewegten sich meist zwischen 50.000 und 200.000 pro Ausstrahlung, je nach Sender und Format. An solche Zahlen kommen einzelne Streamer heute durchaus heran und große YouTube-Formate übertrumpfen sie längst.

Auch YouTube bricht im Bereich der Live-Übertragungen ständig neue Rekorde. So erreichte die Übertragung der Chandrayaan-3 Mission durch den indischen Raumfahrtkanal ISRO 8 Millionen gleichzeitige Zuschauer, was klassische TV-Reichweiten durchaus in den Schatten stellt. In Deutschland haben selbstfinanzierte Formate wie „7 vs. Wild“ gezeigt, dass sich eine breite Masse mit Online-Content erreichen und begeistern lässt. Hier werden über längere Zeit hinweg Millionen von Menschen je Folge erreicht, was ein enormes Potenzial bietet. Nicht ohne Grund wird das Format heute von Amazon unterstützt und dort exklusiv vermarktet, bevor es auf YouTube erscheint. Auch hier ist es extrem populär und erreicht mehrere Millionen Aufrufe pro Folge.

Zielgruppen: Wer schaut was?


Das lineare Fernsehen zieht in Deutschland nach wie vor eine große, aber zunehmend ältere Zuschauerschaft an. Formate wie die Tagesschau, traditionelle Krimiserien wie der Tatort oder große Samstagabend-Shows wie Wetten, dass..? erreichten zuletzt überwiegend Zuschauer im Alter von über 50 Jahren. Dieser Teil der Bevölkerung bevorzugt vertraute Formate und hat oftmals weniger Berührungspunkte mit digitalen Plattformen oder neuen Medien. Ein weiterer Faktor ist die Gewohnheit: Fernsehen gehört für viele dieser Menschen zum alltäglichen Ritual, das in den Ablauf des Abends fest integriert ist.

Im Gegensatz dazu hat sich ein großer Teil der jüngeren Generation von linearen Fernsehprogrammen abgewandt und konsumiert Inhalte vermehrt über digitale Plattformen wie Twitch, YouTube, und Streamingdienste wie Netflix. Diese Plattformen bieten personalisierte Inhalte, die jederzeit abrufbar sind, sowie häufig eine direkte Interaktion mit den Creatorn. Besonders Formate wie Gaming-Streams oder aufwendig produzierte YouTube-Serien bieten eine Art von Unterhaltung, die in ihrer Flexibilität und interaktiven Natur für jüngere Zuschauer attraktiver ist als lineares Fernsehen. Diese Zielgruppe sucht nicht nur passiven Konsum, sondern möchte Teil der Community sein - sei es durch Live-Chats, Spenden oder das Liken und Kommentieren von Videos

Die Zukunft der Medienlandschaft


Die Entwicklung zeigt, dass Streaming-Plattformen immer mehr zum dominierenden Medium der jüngeren Generationen werden. Diese Plattformen bieten nicht nur Flexibilität durch die Möglichkeit, Inhalte on-demand zu konsumieren, sondern auch Interaktivität, die im Fernsehen fehlt. Auf Plattformen wie Twitch haben Zuschauer die Möglichkeit, live mit Streamern zu interagieren, Fragen zu stellen oder sogar den Verlauf der Sendung durch Kommentare zu beeinflussen. Diese Form der Unterhaltung gibt den Zuschauern das Gefühl, mehr Einfluss zu haben und näher am Geschehen zu sein. Auch wenn keine besonderen Events laufen, erreichen die deutschen Top-Streamer regelmäßig Zuschauerzahlen jenseits der 100.000, wie Twitch-Statistiken zeigen.

Das lineare Fernsehen bleibt jedoch bei bestimmten Events stark, insbesondere bei Nachrichten und Live-Übertragungen großer Sportereignisse wie der Fußball-WM oder der Olympischen Spiele. Auch politische Ereignisse, wie etwa Wahlen oder wichtige Pressekonferenzen, erreichen hohe Einschaltquoten. Dennoch wird der Wettbewerb durch immer professionellere Streaming-Formate wie 7 vs. Wild, das mittlerweile auch von Amazon unterstützt wird, weiter zunehmen. Diese Produktionen erreichen inzwischen eine Produktionsqualität, die mit klassischen TV-Formaten vergleichbar ist.

Fazit


Die Zukunft der Medienlandschaft wird zweifellos von einer Diversität der Angebote geprägt sein. Während das lineare Fernsehen bei Großevents weiterhin seine Rolle behält, wächst der Einfluss von Twitch, YouTube, und anderen Streaming-Plattformen rapide. Sie bieten dynamische und interaktive Formate, die besonders die junge Zielgruppe anspricht.

Durch den Wandel der Sehgewohnheiten und die steigende Professionalisierung der Online-Formate ist es wahrscheinlich, dass Streaming-Dienste und YouTube immer stärker in den Mainstream drängen werden. Gleichzeitig werden sie jedoch auf absehbare Zeit das lineare Fernsehen nicht vollständig verdrängen können, sondern vielmehr eine parallele Existenz führen, in der Zuschauer zwischen den Angeboten wählen können, je nachdem, welche Art von Unterhaltung sie bevorzugen. Darüber hinaus sind auch traditionelle Sender heute praktisch gezwungen, ihre Inhalte auch über eigene Mediatheken, YouTube und im Rahmen von Livestreams anzubieten, um bei der jüngeren Zielgruppe relevant zu bleiben. Dies wird in Zukunft sicher noch weiter intensiviert werden.

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