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Regisseur Greg McLean bringt diesen Ort mit einer Kamera zum Leben, die kaum je stillzustehen scheint – weite Einstellungen, dichte Close-ups, die den Staub in den Poren, den Schweiß auf der Haut fast spürbar machen. Die visuelle Brillanz ist fast schon gewagt, als hätten die Macher jede mögliche Landschaftseinstellung eingesammelt, um die Umgebung als fast bedrohliche Übermacht ins Bild zu setzen. Dieser gnadenlose australische Busch ist kein Hintergrund, sondern wird zu einer Art düsterem Mitspieler, ein eigenes, kaum gezähmtes Biest, das die gesamte Szenerie dominiert – schon in einer der ersten Einstellungen, als der offensichtliche Erbe des Rinderzuchtimperiums, das im Mittelpunkt dieser Geschichte steht, rücksichtslos von blutrünstigen Dingos zerfleischt wird. Ein ungeschönter Einblick in das Australien also, das jenseits von Känguru und Koala existiert, und allein das macht die Serie schon zu einem künstlerischen Statement. Was folgt ist ein Nachfolgedrama im Stil von «Succession» – nur, dass hier bereits die raue Natur für ungleich größere Fallhöhen zu sorgen scheint.
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Die Drehbücher führen den klassischen Themen derweil geschickt die Perspektive der traditionellen Besitzer des Landes hinzu und bringen so das australische Erbe respektvoll in ihre Geschichte ein. Anders als andere Serien dieses Genres schafft es «Territory», diese Perspektive authentisch zu integrieren, ohne sie zum reinen Setting zu degradieren. Hier geht es um mehr als nur die alteingesessene Cowboy-Ästhetik; die Serie zeigt eine wahrhaftig vielschichtige Realität. Denn In «Territory» gibt es keine gemächliche Gemütlichkeit – die Serie ist ein Drama, das unaufhörlich Fahrt aufnimmt und die Zuschauer fesselt, während sich Schicksale und Naturgewalten aneinander reiben. Ein Streifzug durch ein Land, das seinen Menschen nie vergibt, aber vielleicht, ganz vielleicht, einen zynischen und düsteren Frieden anbietet. Genau in dieser Grauzone liegt die größte Stärke des Formats.
Die Serie «Territory» ist bei Netflix zu sehen.
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