Interview

Franziska Hartmann: ‚Mir gefällt die Verbindung von Kriminalfall und Katharinas Privatleben‘

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Im Interview spricht sie über die Entwicklung der Hauptfigur von «Katharina Tempel. Was wir fürchten», die komplexen Beziehungen in Katharinas Leben und verrät, was die Reihe für sie so besonders macht.

«Was wir fürchten» ist der zweite Fall für Katharina Tempel. Wie hat sich die Figur seit dem ersten Film entwickelt, und welche neuen Herausforderungen stellt dieser Fall für sie dar?
Katharina und ihr Mann Volker haben sich endlich bei einer Paartherapeutin Hilfe gesucht. Dort schaffen sie es das erste Mal, vor jemandem Dritten auszusprechen, dass sie in ihrer Beziehung ein Problem mit Gewalt haben. Das ist natürlicher ein großer gemeinsamer Schritt. Dennoch bleib die Dynamik zwischen den beiden äußerst schwierig und Katharina gerät in diesem Fall auch noch in einen Konflikt mit ihrem engsten Kollegen Georg.

Katharina und Georgs Beziehung wird im neuen Fall auf eine harte Probe gestellt. Wie beeinflusst diese Dynamik die Ermittlungen, und wie haben Sie sich auf diese emotionalen Momente vorbereitet?
Katharina hat das Gefühl, dass Georg ihr etwas verschweigt. Noch nie zuvor konnten die beiden sich nicht aufeinander verlassen. Und als Georg dann auch noch entführt wird, ist Katharina in größter Sorge und Aufruhr. Im Alleingang gelingt es ihr, ihren Freund und Kollegen zu befreien, und irgendwann vertraut Georg ihr an, was er bisher niemandem wagte, zu erzählen. Gerade auf emotionale Momente bereite ich mich nicht vor, sondern lasse im Augenblick des Spiels entstehen, was in mir und zwischen mir und meinem Gegenüber passiert. Ich versuche einfach, möglichst offen und frei zu sein. Unweigerlich sehe ich in der Vorbereitung natürlich meine Figur in der einen oder anderen Reaktion, aber oft werde ich dann im entscheidenden Moment von Gefühlen und Gedanken und Impulsen überrascht. Das mag ich sehr. Dass ich zum Beispiel meinen (also Katharinas) Mann in der Paartherapie umarme, nachdem er ausspricht, dass er gewalttätig ist, hab ich mir vorher nicht ausgedacht.

In «Katharina Tempel - Was wir fürchten» geht es um einen flüchtigen Untersuchungshäftling. Was fasziniert Sie persönlich an diesem Kriminalfall?
Wie auch im ersten Film von «Katharina Tempel» gefällt mir die Verbindung von Kriminalfall und Katharinas Privatleben. Dieses Mal geht es unter anderem um eine toxische Beziehung zwischen Mutter und Kind. Natürlich ist das etwas ganz anderes als die Beziehung zwischen zwei erwachsenen Menschen, aber viele Fragen berühren Katharinas Gedankenwelt. Wie weit ist man bereit zu gehen für jemanden, den man liebt? Was ist das Bild nach außen und wie sieht das wirkliche Leben dahinter aus? Ist Strafe eine Lösung? Kann sich ein Mensch verändern?

Katharina Tempel ist eine starke, aber auch verletzliche Figur. Wie schaffen Sie es, diese Balance in Ihrer Darstellung zu finden?
Ich empfinde das nicht als Balanceakt. Für mich gehört zu echter Stärke Verletzlichkeit und Nähe zu den eigenen Bedürfnissen und Gefühlen dazu. Die Stärke eines Bulldozers oder die Verletzlichkeit einer Pusteblume interessiert mich für Katharina nicht. Gerade durch das Glück, dass ich viel von Katharinas Privatleben zeigen darf, erlebt das Publikum sie eben in allen möglichen Situationen, wodurch sich diese Vielschichtigkeit der Figur ergibt.

Ein vierter Teil der Reihe ist bereits in Planung. Können Sie uns schon etwas darüber verraten, worauf sich die Zuschauer freuen können?
Freuen Sie sich erstmal auf den dritten! Den haben wir nämlich schon abgedreht, wieder in der Regie von Jens Wischnewski. Und dieses Mal wird es ganz besonders spannend. Katharinas Mann Volker gerät unter Mordverdacht. Sie muss also gegen den Vater ihres Kindes, gegen ihre große Liebe ermitteln. Sie können sich vorstellen, wie sehr Katharinas ganze Welt da ins Wanken gerät. Genremäßig tauchen wir etwas in den Thriller ein. Der vierte und fünfte Film sind schon in Planung, aber da darf ich noch nichts verraten.

Sie haben bereits in verschiedenen Krimi-Formaten mitgewirkt. Was unterscheidet die Arbeit an der Reihe «Katharina Tempel» von anderen Produktionen, in denen Sie mitgespielt haben?
Mir gefällt, dass die Autorin Elke Rössler, die Produzentin Lydia-Maria Emrich, der Regisseur Jens Wischnewski und ich so gut und eng zusammenarbeiten. Ich bin total dankbar, dass wir so ein Team sind. Und es ist natürlich schön, bei einer Reihe eine Figur über Jahre weiter entwickeln zu können und immer wieder auf die selben Kollegen und Kolleginnen zu treffen, die mir schnell ans Herz gewachsen sind. An «Katharina Tempel» gefällt mir die erzählenswerte Dynamik ihrer toxischen Beziehung und dass wir so viel Fokus auf ihr Privatleben legen.

Gibt es bestimmte Rituale oder Vorbereitungen, die Sie haben, wenn Sie eine Kriminalkommissarin spielen?
Nein, ich hüpf einfach rein. Wie bei anderen Rollen auch. Klar, mal wird einem vorher gezeigt, wie man ein Kaninchen häutet, mal, wie man ein bestimmtes Klavierstück spielt, mal, wie man die Sicherheitseinweisung im Flugzeug gibt. Und mal wird einem eben vorher gezeigt, wie man schießt oder Gebäude sichert. Aber bestimmte Kriminalkommissarin-Rituale habe ich nicht. Haben aber natürlich manche! Eine Kollegin von mir am Theater benutzt zum Beispiel für jede ihrer Rollen ein anderes Parfum.

Sie arbeiten regelmäßig in unterschiedlichen Genres. Wie fordernd ist es für Sie, zwischen den verschiedenen Rollen und Formaten zu wechseln?
Gar nicht. Das ist das Schönste für mich. Abwechslung, verschiedene Rollen, Spielwiesen, Spielweisen, Gedanken- und Gefühlswelten, Genres. Am liebsten dreh ich tagsüber das eine und spiele abends im Theater was ganz anderes, gerne auch mehrere verschiedenen Rollen in einem Stück.

Neben Ihrer Arbeit an Krimis – gibt es andere Film- oder TV-Projekte, die Sie in nächster Zeit besonders spannend finden oder auf die Sie sich freuen?
Ich freu mich auf die Ausstrahlung eines Herzensprojekts: «Monster im Kopf» von Tina Ebelt. Ich spiele darin eine hochschwangere Frau im Gefängnis, die ihre Mutter unter Wasser gedrückt hat und nun verzweifelt darum kämpft, ihr Baby behalten zu dürfen. Der Film lief letztes Jahr im Kino und auf Festivals und wird bald auf arte und ZDF ausgestrahlt. Die Autorin und Regisseurin, mit der ich auch schon «Sterne über uns» gedreht habe, schreibt gerade an einem weiteren Film für mich – darauf freue ich mich sehr. Außerdem werde ich ab nächstes Jahr mit «Asche» von Elfriede Jelinek unter der Regie von Jette Steckel auch wieder am Thalia Theater spielen. Auf die Premiere am 12. Januar freue ich mich schon sehr.

Die Reihe «Katharina Tempel» hat eine besondere Atmosphäre. Was glauben Sie, macht diese Krimireihe für das Publikum so anziehend?
Wir erzählen aus Katharinas Perspektive, einer Frau, der nichts menschliches fern ist, die weiß, dass die Dinge nicht schwarzweiß sind, die lieben, leiden und lachen kann, ein guter Teamplayer und eine liebevolle Mutter ist und in einer ambivalenten Beziehung lebt. Unser Fokus liegt nicht nur auf dem Fall und seiner Aufklärung, sondern auf den menschlichen Zwischentönen. Ja, vielleicht ist es das Dazwischen, das unsere «Katharina Tempel» Filme ausmacht. Aber was genau uns anziehend macht, das müssen wahrscheinlich die anderen benennen.

Vielen Dank für die zahlreichen Infos!

«Katharina Tempel» ist am Montag, den 11. November 2024, um 20.15 Uhr im ZDF zu sehen.

Kurz-URL: qmde.de/156036
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