Stab
Darsteller: Götz Schubert, Yvonne Catterfeld, Pauline Werner, Stephan Kampwirth, Bea Brocks, Thomas LimpinselMusik: Andreas Weidinger
Kamera: Niv Abootalebi
Drehbuch: Sönke Lars Neuwöhner und Sven S. Poser
Regie: Ole Zapatka
Götz Schubert als Kommissar Butsch, der hier plötzlich seinem toten Doppelgänger gegenübersteht, spielt den erprobten Ermittler souverän, ja fast mit einer Gleichgültigkeit, die wohl Understatement sein soll, aber manchmal etwas ins Beliebige abdriftet. Der Clou, dass Butsch dem Toten der Woche nicht nur verdammt ähnlich sieht, sondern dieser auch einen Polizeiausweis mit Butschs Namen bei sich trägt, weckt am Anfang Neugier und Thrill. Eine reizvolle Idee, die dann aber leider nur mäßig umgesetzt wurde.
Denn auch wenn die Geschichte um ein im Ort gerade aufgeführtes Theaterstück, in dem sich die Realität scheinbar mit der Fiktion vermischt, einen spannenden psychologischen Twist verspricht, wirkt das Konzept schnell überfrachtet. Die Szenen hinter den Kulissen, die verborgenen Intrigen und geheimen Pläne von Regisseur Melchior Steinberg (Stephan Kampwirth), haben ihre Momente. Aber es fehlt das gewisse Etwas, das eine solche Meta-Geschichte zum packenden Paradoxon macht, wo das Publikum genauso verwirrt ist wie die Figuren selbst. Stattdessen stolpert der Zuschauer nur ein wenig zwischen Kulissen und Handlungssträngen, die nicht immer klar ineinandergreifen.
Positiv stechen in diesem überfrachteten Konvolut derweil die schauspielerischen Leistungen von Yvonne Catterfeld als Viola Delbrück und Jan Dose als der eigensinnige Polizist Böhme hervor. Beide Figuren bringen einen soliden, wenn auch manchmal etwas arg nüchternen Kontrast zu Schubert. Wenn Butsch und Viola der Sache auf den Grund gehen, entsteht zwar gelegentlich das dynamische Katz-und-Maus-Spiel, das ein Krimi im öffentlich-rechtlichen Fernsehen nun einmal braucht, doch der erzählerische Sog lässt in dieser Ausgabe streckenweise zu wünschen übrig.
Die Inszenierung von Regisseur Ole Zapatka schafft immerhin eine beklemmende Atmosphäre: Die Kameraarbeit von Niv Abootalebi, die zwischen Schatten, Spiegelungen und düsteren Gängen changiert, trägt viel zur Stimmung bei und lenkt vom manchmal überfrachteten Plot ab. Aber wie so oft bei «Wolfsland» – die Atmosphäre und die künstlerischen Ansprüche retten zwar etwas über einige erzählerische Stolpersteine hinweg, doch manchmal scheint man sich zu sehr auf die symbolische Wucht der Bilder zu verlassen. Die Musik von Andreas Weidinger ist stimmig, unterstreicht das Bedrohliche und verstärkt die Spannung, wirkt aber manchmal ein bisschen zu sehr wie die eigene Karikatur eines düsteren Krimi-Soundtracks.
«Schwarzer Spiegel» hat damit seine dunklen und intensiven Momente und einige überraschend starke Wendungen, bleibt aber im Kern eine leicht ermüdende Episode, die ihr eigenes Potenzial nicht voll ausschöpft. Vielleicht wäre weniger hier wirklich mehr gewesen – weniger inszenatorische Überwältigung, weniger mystische Andeutungen, dafür mehr echte, greifbare Spannung. So bleibt ein durchwachsener Eindruck: ambitioniert, düster, aber eben auch etwas zu „schwarz“ im Spiegelbild eigener Vorstellungen von Tiefgründigkeit.
Der Film «Wolfsland – Schwarzer Spiegel» wird am Donnerstag, den 7. November im Ersten ausgestrahlt.
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel