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Sie trägt den Arbeitstitel «Nach... (40) Jahren» und könnte dabei ein neues Real-Life-Dokutainment-Format werden, in dem Menschen zum ersten Mal nach langer bis sehr langer Zeit (z.B 40 Jahre) wieder an ihr Geburts-/Jugend-Haus zurückkehren, welches sie entscheidend geprägt hat und welchem sie nach wie vor emotional verbunden sind. Hierbei entlädt sich ein Aufeinanderprallen von Vergangenheit und Gegenwart dieses Ortes. In einer Konfrontation vor Ort soll die Reaktion der Teilnehmer*innen auf die Veränderung oder Gleichheit eingefangen werden. Stimmt die Vorstellung noch mit der aktuellen Verfasstheit und der neuen Identität durch die jetzigen Bewohner*innen überein?
Ausgangspunkt einer jeden Ausgabe «Nach... Jahren» (AT) wäre wie gesagt der Wunsch eines Menschen, nach (sehr) langer Zeit (nach 60, 50, 40, 30, 25 Jahren) noch einmal an sein Eltern-/Jugend-Haus und damit auch an seinen Geburtsort zurückzukehren. Im Vorfeld trifft Julia Leischik pro Ausgabe einen Teilnehmenden zum Kennenlerngespräch. Hier soll die Motivation zur Rückkehr und Hintergrundgeschichte erläutert sowie Ansatzpunkte zur Recherche (z.B. Bilder und geografische Daten) gegeben werden.
Anschließend reist Julia in besagte Gegend, um vor Ort zu recherchieren. Dort inspiziert sie zunächst die aktuellen äußeren Gegebenheiten des ehemaligen Elternhauses, aber auch weitere relevante Institutionen wie dem damaligen Kindergarten, Grundschule, Einkaufsladen, Jugendtreffs, Spielplätze, Discos etc. Im ersten Schritt wird sich bereits herausstellen, ob das Haus überhaupt noch steht. Auch kann sich zeigen, inwieweit sich das Haus und die Gegend verändert/nicht verändert haben, da Julia im Idealfall bereits Fotos besitzt.
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Ein zusätzlicher Faktor ist das Ausfindigmachen von Personen, die in dem Vergangenheitskontext der Teilnehmenden eine zentrale Rolle gespielt haben. Dies können ehemalige Sandkasten-/ Jugend-Freunde, Nachbarn, Lehrerinnen, Kindergärtnerinnen, Ladenbesitzer sowie andere Menschen sein, die zur damaligen Zeit in der Gegend aktiv waren und davon berichten können. Auch mit ihnen kann ggf. bei der finalen Rückkehr ein Wiedersehen stattfinden.
Jene konkrete Rückkehr an den Ort vollzieht sich dann im 2.Hauptteil einer jeden Ausgabe, der mit der Abholung der Teilnehmenden von (Bus-)Bahnhof, Flughafen oder Hotel seitens Julia eingeleitet wird. In Auto/Bus/S-Bahn, zu Fuß oder gar per Helikopter nähern sich die beiden nun zwiebelartig dem ehemaligen Wohngebiet. Zwiebelartig deshalb, weil sie auf ihrem Weg zum ultimativen Ziel (dem ehemaligen Elternhaus) unterschiedliche Zwischenstopps einlegen, an Stationen, die eine wichtige Rolle im Leben der Rückkehrer*innen eingenommen haben. Hier, bspw. an ehemaliger (Grund-)Schule, Kindergarten, Diskothek, Spielplatz, Einkaufsladen, Marktplatz etc., kommt es zu ersten Flashbacks. Gegebenenfalls auch inklusive Begegnungen mit damaligen Personen (ehemalige Klassenlehrerin/ Schulkameraden).
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Unterstützt wird dieser Prozess durch ein anschließendes gemeinsames Gespräch, indem die Rückkehrenden ihre Erlebnisse/Erfahrungen mit dem Haus erinnern. In Ergänzung schildern die aktuellen Anwohner*innen ihre Erlebnisse/Erfahrungen. Vor allem geht es dabei aber auch darum, zu klären, was mit dem Haus und der Geburts-/Jugend-Gegend in den letzten Jahrzehnten passiert ist. Dafür können auch Vor-Bewohner*innen und (ehemalige) Nachbar*innen dazustoßen. Sollte das Haus nicht mehr existieren, ist alternativ denkbar, den Neu-Bau auf dem Grundstück zu erkunden, oder eine Art Nachbarschaftscafe mit ehemaligen Anwohner*innen zu veranstalten, bei dem diese dann über den Abriss aufklären können.
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Insgesamt soll sich der kammerspielhafte Slow-TV-Charakter des Konzepts zeigen, das sich Zeit nimmt, um ein örtliches Aufgehen, aber auch ein Innehalten zu ermöglichen. Das Kernelement ist hierbei, sehnsüchtige Zusammenhänge aus der Vergangenheit wieder greifbar zu machen, was dem Prinzip anderer Leischik-Formate entspricht. In diesem Sinne könnte das vorgestellte Konzept dem charakteristischen leischikschen Narrativ und ihrer typischen Recherchemanier aber neue Facetten hinzufügen, indem es die Konfrontation/das Aufeinanderprallen von Vergangenheit und Gegenwart an einen konkreten relevanten Ort bindet. Dies kann auch von den Zuschauer*innen bildlich nachvollzogen und nachgefühlt werden. Somit bekommt das Reaktionsmoment von Überraschung, Wiedererkennen und Rückkehr eine noch plastischere Dimension.
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