Stab
Darsteller: Klaus J. Behrendt, Dietmar Bär, Joe Bausch, Roland Riebeling, Tinka Fürst, Sabrina SetlurMusik: Judit Varga
Kamera: Lukas Gnaiger
Drehbuch: Eva und Volker A. Zahn
Regie: Hüseyin Tabak
Die Grundidee ist ja durchaus interessant: Ein Mord an einem undurchsichtigen Hausmeister (Malik Zeman), der irgendwie im Leben aller anderen Mieter dieser siebten Etage steckte. Ein wackeliger Ermittlungsansatz für die altgedienten Kommissare Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Schenk (Dietmar Bär), die wie gewohnt routiniert, aber ohne nennenswerte Überraschungen ermitteln. Man könnte fast meinen, dass die beiden Kommissare in den Hintergrund treten, während sich die Kamera ganz auf das schummrig-dekadente Ambiente konzentriert. Hier ein Nagelstudio, dort ein Friseursalon und dann all diese „Zimmer“, in denen – wir ahnen es – mehr passiert, als die flüchtigen Dienstleistungen der Damen so professionell vorgeben. Aber diese Hinweise sind stets allzu überdeutlich gesetzt, sodass sich wenig Raum für echte Subtilität ergibt.
Ein weiteres Problem des Films liegt in seiner einseitigen Figurenzeichnung: Die Mietklientel der siebten Etage wirkt wie Abziehbilder, als hätte das Drehbuch extra einen Katalog an Klischees durchgearbeitet. Da gibt es die übertünchte Friseurin (Kaja), die verführerische Jasmin und den verstockten Stammkunden Kai – Typen, die kaum mehr als ihren einen überzeichneten Wesenszug zur Schau stellen und für die Handlung nur das liefern, was ohnehin in jeder anderen Crime-Story steckt. Die Konflikte, die die Figuren miteinander austragen, sind viel zu offensichtlich gestaltet und scheinen nur darauf abzuzielen, bemüht die Spannung zu steigern, statt uns wirklich in diese verborgene Welt eintauchen zu lassen. Selbst die zwischenmenschlichen Verwicklungen der „Familie der siebten Etage“ sind kaum mehr als Stereotypen eines künstlich aufgeladenen Mikrokosmos.
Was davon hängen bleibt? Viel Drama, wenig Andeutung, ein bisschen Rotlicht und am Ende ein Krimi, der sich durch seine künstlichen Spannungselemente leider selbst aushebelt. Was visuell zumindest punktuell funktioniert, entgleitet in den Dialogen und der dramaturgischen Struktur. Selbst die Musik von Judit Varga wirkt in diesen überhöhten Momenten mehr wie eine Mahnung, dass hier unbedingt Spannung sein soll – eine Bemühung, die den Zuschauer letztlich aber eher befremdet als fesselt.
«Tatort – Siebte Etage» ist damit ein nicht unambitionierter Versuch, der jedoch viel mehr auf den schnellen Effekt als auf die feine Nuance setzt. Was als düsteres Verwirrspiel beginnt, verläuft sich in zu vielen künstlich aufgebauten Momenten und einem Mangel an echten Überraschungen. Die vermeintliche Bedrohung, die in diesem Gebäude lauern soll, bleibt seltsam blass. Eine Story, die statt auf echte Tiefe auf laute Dramatik setzt – ohne doppelten Boden, ohne Subtilität und letztlich auch ohne bleibenden Eindruck. Ein Fall, der mehr sein will, als er ist – und am Ende leider zu reißerisch ausfällt, um wirklich als starker «Tatort» im Gedächtnis zu bleiben.
Der Film «Tatort – Siebte Etage» wird am Sonntag, den 24. November um 20.15 Uhr im Ersten ausgestrahlt.
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