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Das Ende von «The Blacklist»: Ein schlechter Scherz

von   |  3 Kommentare

Nach acht Staffeln stieg Megan Boone aus der Sony Pictures Television-Serie von NBC aus. Die Auflösung, wer wirklich Raymond „Red“ Reddington war, dürfte für Fans ein blanker Scherz gewesen sein.

Als «The Blacklist» 2013 auf NBC debütierte, war die Spannung groß: James Spader glänzte als charismatischer undurchsichtiger Verbrecher Raymond „Red“ Reddington, der sich dem FBI stellt, um gemeinsam mit der jungen Profilerin Elizabeth Keen (Megan Boone) eine Liste der gefährlichsten Verbrecher der Welt zu jagen. Die Prämisse versprach eine Mischung aus packendem Krimi, undurchsichtiger Intrige und persönlichem Drama – und lieferte dies zunächst auch. Doch wie so viele ambitionierte Serien stolperte «The Blacklist» im Laufe der Jahre über eigene Ambitionen, endlose Twists und bedeutende Abgänge.

Die erste Staffel wurde von Kritikern und Zuschauern gleichermaßen gefeiert. Die mysteriöse Beziehung zwischen Red und Elizabeth bildete das emotionale Herzstück der Serie. Warum hat sich einer der meistgesuchten Verbrecher der Welt dem FBI ausgeliefert, und warum hat er ausgerechnet Elizabeth ausgesucht? Die Serie spielte meisterhaft mit diesem Rätsel und webte geschickt episodische Geschichten über Kriminelle aus der namensgebenden „Blacklist“ in die übergeordnete Handlung ein. James Spaders brillante Darstellung von Red – charmant, gefährlich und emotional – trug die Serie und machte sie zu einem Publikumsmagneten. Doch bereits nach der ersten Staffel wurde klar, dass die Serie mehr wollte als nur einen wöchentlichen „Fall der Woche“. Die Fragen um Reds Identität und seine Beziehung zu Elizabeth wurden zum dominierenden Handlungsbogen. Diese langfristigen Geheimnisse sollten die Zuschauer bei der Stange halten, doch sie wurden zunehmend verwirrend und überzogen. Statt Antworten zu liefern, häufte die Serie immer neue Fragen und Wendungen an.

Ein zentraler Kritikpunkt ist die endlose Dynamik zwischen Red und Elizabeth. Anfangs war ihre Beziehung von Neugier und wachsendem Vertrauen geprägt, doch mit den Jahren entwickelte sie sich zu einem repetitiven Katz-und-Maus-Spiel. Elizabeth stellte ständig Reds Motive infrage, während er weiterhin in Rätseln sprach. Die Serie versuchte immer wieder, die Spannung durch dramatische Wendungen zu erneuern – sei es durch Enthüllungen über Elizabeths Eltern, ihre wahre Herkunft oder ihre eigene dunkle Seite. Doch anstatt die Figurenentwicklung voranzutreiben, verwirrten diese Twists die Zuschauer zunehmend und führten oft ins Nichts.

Besonders umstritten war der Tod von Elizabeth in Staffel 8, nachdem Megan Boone die Serie verlassen hatte. Die Entscheidung, ihre Figur sterben zu lassen, war ein Schock für die Fans, doch viele empfanden den Moment als emotionslos und unverdient. Der Abgang hinterließ ein großes Loch in der Serie, das auch in der finalen Staffel nicht mehr geschlossen werden konnte. Die Chemie zwischen Red und Elizabeth war der Kern der Serie – ohne sie schien «The Blacklist» ihre emotionale Grundlage zu verlieren.

Bereits in Staffel 3 führte die Serie eine neue Figur ein: Tom Keen (gespielt von Ryan Eggold), Elizabeths Ehemann, der sich als Doppelagent mit einer mysteriösen Vergangenheit entpuppte. Tom wurde schnell zu einem Publikumsliebling, und NBC nutzte die Gelegenheit, ihm ein eigenes Spin-off zu geben: «The Blacklist: Redemption». Doch die Serie, die sich auf Toms Abenteuer und die Verbrecherorganisation Halcyon konzentrierte, konnte weder inhaltlich noch emotional überzeugen und wurde nach nur acht Folgen abgesetzt. Toms Rückkehr zu «The Blacklist» konnte die Probleme der Mutterserie nicht lösen. Stattdessen wurde seine Figur schließlich aus der Serie geschrieben, was viele Fans als erneuten Schlag empfanden. Die Spin-off-Strategie, die oft als Zeichen des Erfolgs einer Serie gilt, hinterließ bei «The Blacklist» einen bitteren Nachgeschmack.

In den letzten Staffeln verlor «The Blacklist» weiter an Fokus. Die Liste der Verbrecher, einst das kreative Rückgrat der Serie, wurde zunehmend nebensächlich. Stattdessen rückte Reds Vergangenheit noch stärker in den Vordergrund, doch die Antworten blieben unbefriedigend. Wer ist Raymond Reddington wirklich? Ist er Elizabeths Vater? Oder jemand ganz anderes? Die Serie gab Hinweise, spielte mit Theorien, doch am Ende schien sie selbst nicht zu wissen, wohin sie wollte. Red war in Wahrheit Katarina Rostova, die Mutter von Elizabeth Keen. Dies wurde in einer subtilen und oft als kryptisch empfundenen Weise enthüllt. Die Serie erklärte, dass Katarina Rostova, die einstige russische Spionin und Elizabeths Mutter, in der Vergangenheit durch plastische Chirurgie und andere Maßnahmen zu "Red" wurde. Dies geschah, um sich vor ihren Feinden zu schützen und gleichzeitig Elizabeth zu schützen. Katarina opferte ihre eigene Identität, um als Reddington in der kriminellen Unterwelt weiterzuleben und ihrer Tochter aus dem Verborgenen heraus zu helfen.

«The Blacklist» war einst eine der spannendsten Serien des amerikanischen Fernsehens. Mit einer fesselnden Prämisse, hervorragenden Schauspielern und einer perfekten Mischung aus Action und Drama zog sie Millionen in ihren Bann. Doch die Gier der Verantwortlichen, allen voran NBC, Sony und die Produzenten nach noch mehr Geld, zerstörte die Geschichten. Zurück blieb eine Enthüllung, die nebensächlich war. Boone war seit zwei Jahren tot.

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Es gibt 3 Kommentare zum Artikel
silvio.martin
02.01.2025 18:28 Uhr 1
SPOILER!!!!!



Herr GF, ist Ihnen dieses Wort geläufig? Warum warnt man interessierte Leser nicht im Vorhinein, wenn man so ziemlich alles wichtige im Text spoilert. Es geht mir nicht in den Kopf.
Hundemann
02.01.2025 23:32 Uhr 2
Der letzte Satz ist mal wieder bezeichnend, wieviel Hirnschmalz man in die Artikel investiert: "Boone war seit zwei Jahren tot."

So ein Pech, dann muss wohl mal langsam der Wikipedia-Artikel über die Schauspielerin aktualisiert werden...
silvio.martin
03.01.2025 02:33 Uhr 3
Soweit bin ich gar nicht gekommen, da mich das oben angesprochene so sauer gemacht hat.

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