Story
Swetla ist im neunten Monat schwanger. Wo sie ihr Baby in Hamburg zur Welt bringen soll, das weiß die Bulgarin nicht. Michael lebt seit zwölf Jahren in der Hansestadt, arbeitet in einem teuren Restaurant. Drei Euro verdient der Togolese in der Stunde. Wer krank ist, fliegt raus. Karim hat eine deutsche Freundin und ein deutsches Kind. Trotzdem droht dem Tunesier die Abschiebung. Illegale Einwanderer, drei von bis zu einer Million. So viele sollen ohne gültige Papiere in Deutschland leben, teilweise seit Jahrzehnten schon.
Nirgends registriert, nirgends dokumentiert. "Diese Menschen vertrauen niemandem", meint Fanny Dethloff, Flüchtlingsbeauftragte der Nordelbischen Kirche. "Man sieht sie nicht, man spürt sie nicht, sie sind kaum da." Ein knappes Jahr hat NDR Autor Hauke Wendler gebraucht, um in die Schattenwelt einzutauchen. Geheime Treffen in Hamburger Kneipen, in Cafés und Fußgängerzonen. Immer wieder haben sich die Dreharbeiten verzögert, weil illegale Einwanderer ständig Angst haben: Angst vor der Polizei, vor Kontrollen, vor der Kamera. Erst nach Monaten willigten die Protagonisten ein, ließen das NDR Team teilhaben an ihrem Alltag, an ihren Sorgen.
Bilder, die erschüttern: sieben Menschen, die auf 40 Quadratmetern leben, auf Matratzen vom Sperrmüll. Achtjährige, die noch nie eine Schule besucht haben, weil dort Verhaftung und Abschiebung drohen. Mütter, die monatelang schwarz in einem Lager schuften, für einen Hungerlohn. Doch selbst um den betrügt sie der deutsche Arbeitgeber. Experten fordern seit Jahren Menschenrechte, für Menschen ohne gültige Papiere. Selbst der verstorbene Papst Johannes Paul II. hat sich stark gemacht. Damit auch illegale Einwanderer zum Arzt können, ins Krankenhaus oder in die Schule.
Kritik
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Der NDR zeigt die Dokumentation «Abgetaucht: Illegal in Deutschland» am Montag, 31. Juli 2006, um 23.00 Uhr Erstausstrahlung.